Beleuchtung und Video
Eine hell erleuchtete Terrasse kann einen Einbrecher abschrecken – muss sie aber nicht: „Eine Lampe mit Bewegungsmelder ist kein Einbruchschutz im eigentlichen Sinne“, betont Oesterlin. „Wenn es nur 30 Sekunden dauert, bis die Tür geöffnet ist, nimmt der Täter das in Kauf.“ Zudem könne ein einfacher Bewegungsmelder für Verunsicherung bei den Bewohnern sorgen, wenn bei jeder Katze auf der Terrasse das Licht angeht, darum sollte ein Gerät mit Tierunterdrückung verwendet werden.
Eine Videokamera kann laut Oesterlin eine sinnvolle, abschreckende Ergänzung sein, wenngleich diese ebenfalls keinen Einbruch verhindern. Sie müsse zudem möglichst erhöht platziert werden, damit sie Täter nicht herunterschlagen können. Auch eine Alarmanlage könne nur eine Ergänzung sein, bei entsprechenden Wertgegenständen werde diese indes von manchen Versicherungen vorgeschrieben.
Nachbarschaftshilfe
Eine aufmerksame Nachbarschaft ist lauf Oesterlin besonders effektiv, um Langfingern das Handwerk zu legen. Gerade in Mehrfamilienhäusern sollte genau geprüft werden, wer ins Haus will, bevor der Türöffner gedrückt wird. „Informieren Sie ihre Nachbarn, wenn Sie Handwerker erwarten, denn Einbrecher tragen ebenfalls gerne einen Blaumann“, sagt Oesterlin. Wer in den Urlaub fährt, sollte ebenfalls Bescheid geben sowie den Briefkasten leeren und nach Möglichkeit auch die Rolläden tagsüber öffnen lassen, um so einen bewohnten Eindruck zu simulieren, rät Oesterlin.
Verdächtige Personen oder Wahrnehmungen sollten möglichst sofort unter Tel. 110 – nicht über das Polizeirevier – gemeldet werden: „Viele scheuen sich anzurufen, aber wir sind froh über jeden Hinweis und es sagt keiner etwas, wenn es sich nachträglich als falscher Verdacht herausstellt“, betont Oesterlin. Von Vorteil sei es auch, Fotos von verdächtigen Lieferwägen und den entsprechenden Personen anzufertigen.
Täterkontakt
Doch was ist, wenn man den Täter in der eigenen Wohnung überrascht? „Lassen Sie ihn ziehen und stellen Sie sich ihm nicht in den Weg“, empfiehlt der Experte. Denn fast alle seien Diebe und keine Räuber: „Der klassische Einbrecher will keinen Kontakt zu den Bewohnern“, sagt Oesterlin. Darum sollte man sich lautstark bemerkbar machen und möglichst schnell die „110“ wählen.
Man sollte sich indes nicht auf seinen vermeintlich leichten Schlaf als Einbruchsschutz verlassen, warnt Oesterlin. In einem Fall seien die Täter mitten in der Tiefschlafphase eingedrungen und standen laut Spurenlage sogar im Schlafzimmer neben dem Bett, während die Bewohner den Einbruch erst am nächsten Morgen bemerkten.
Psychische Folgen
Neben dem finanziellen Schaden hat ein Einbruch meist auch wesentlich schwerwiegendere psychische Folgen: „Es gibt Opfer, die es nicht verkraften, dass ein Fremder in den eigenen vier Wänden war. Das kann so weit gehen, dass sie das Haus oder ihre Wohnung verkaufen“, erzählt Oesterlin und verweist auf das verlorene Sicherheitsgefühl.
Statistik und Corona
Darum ist Prävention so wichtig, betont Oesterlin, der mehrere hundert Beratungen pro Jahr im Landkreis durchführt. Nur während des „Lockdown“ im Frühjahr musste er pausieren, die Pandemie habe sich jedoch positiv auf die Fallzahlen ausgewirkt: „Die Menschen waren mehr zuhause und die Grenzen waren zu.“ In den ersten drei Oktoberwochen verzeichnete das Polizeipräsidium Freiburg in den Landkreisen Waldshut, Lörrach, Emmendingen, Breisgau-Hochschwarzwald und dem Stadtkreis Freiburg laut einer Mitteilung weniger als zehn Einbrüche in der Woche.
Aktuelle Statistiken für Lörrach darf die Polizei auf Anweisung des Landes nicht nennen, Polizeisprecher Jörg Kiefer spricht aber von einem „deutlichen Rückgang“ im Vergleich zum Vorjahr. Doch schon 2019 war die Einbruchszahl laut Polizei dank der Präventionsmaßnahmen und Ermittlungserfolge stark rückläufig: Sie lag für Lörrach bei insgesamt 204 Fällen, was einen Rückgang um 46 Prozent zu 2018 bedeutete. Damit dieser Trend anhält, hofft Oesterlin weiterhin auf viele Anrufer, die eine Sicherheitsberatung vereinbaren.
Investitionszuschuss der KfW
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) fördert Maßnahmen zum Einbruchsschutz in bestehenden Wohngebäuden. Der Zuschusssatz beträgt 20 Prozent für förderfähige Investitionskosten zwischen 500 und 1000 Euro pro Antrag. Ab 1000 Euro werden die restlichen Kosten mit zehn Prozent gefördert. Der maximale Zuschuss beträgt 1600 Euro. Die Anträge können von Eigentümern und Mietern gestellt werden. Wichtig: Die Arbeiten müssen von einem Fachunternehmen ausgeführt werden. Außerdem muss der Zuschuss vor der Ausführung unter www.kfw.de/info-zuschussportal beantragt werden.
Hotline zum „Tag des Einbruchschutzes“
Fast die Hälfte aller Einbrüche bleibt laut Statistik im Versuchsstadium stecken – nicht zuletzt wegen zusätzlicher sicherungstechnischer Einrichtungen. Bürger können sich dazu bei der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle zum Thema Einbruchschutz informieren und einen wie oben beschriebenen kostenlosen Vor-Ort-Termin in den eigenen vier Wänden vereinbaren.
Im Rahmen der Beratung werden die möglichen Einstiegsstellen des Täters auf Schwachstellen geprüft und zusammen mit den Wohnungsinhabern besprochen. Abschließend erfolgt eine Beratung über die möglichen finanziellen Unterstützungshilfen durch die KfW. Die Beratung dauert im Schnitt eine Stunde.
Das Referat Prävention des Polizeipräsidiums Freiburg führt mit ihrer Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle jährlich mehr als 2000 Beratungen durch. Termine können unter Tel. 07621/176 640 oder per E-Mail an freiburg.pp.praevention@polizei. bwl.de vereinbart werden.
Besonderes Angebot: Am heutigen Montag richtet das Polizeipräsidium Freiburg anlässlich des „Tag des Einbruchschutzes“ in der Zeit von 15 bis 18 Uhr eine Telefon-Hotline ein. Hier informieren und beraten die Spezialisten der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle unter der Hotline 0761/29608-25 rund um das Thema Einbruchschutz.