Lörrach Nachbarn im Krieg

Regine Ounas-Kräusel
Peter Kunze zeigt ein Gemälde von der Kapitulation Napoleons III nach der entscheidenden Schlacht von Sedan. Foto: Regine Ounas-Kräusel

Neue Ausstellung zum deutsch-französischen Krieg 1870/71 beleuchtet, was der Krieg für die Menschen im Dreiländereck bedeutete

Lörrach - „1870/71 – Nachbarn im Krieg“ heißt die neue Ausstellung im Dreiländermuseum Lörrach. Der Krieg löste in beiden Ländern weitreichende Entwicklungen aus: Das Deutsche Reich gründete sich und in Frankreich entstand die dritte Republik. Was der Krieg für die Menschen im Dreiländereck bedeutete, beleuchtet die Ausstellung.

Vor 150 Jahren beendeten Frankreich und Deutschland den Krieg, den Deutschland gewann, mit dem Frankfurter Frieden. Ein Datum, das zumindest hierzulande den Menschen kaum präsent ist. Bei einem Pressegespräch am Montag zitierte Museumsleiter Markus Moehring Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: „Wir Deutschen stehen dem Kaiserreich so beziehungslos gegenüber wie den Denkmalen und Statuen von Königen, Kaisern und Feldherren aus dieser Epoche.“

Im Elsass und in ganz Frankreich spiele die Erinnerung an den Krieg 1870/71 eine viel größere Rolle, sagte Moehring. Aus Frankreich kam auch der Anstoß für die Ausstellung. Die Stadt Belfort suchte ein deutsches Museum, um auf beiden Seiten der Grenze den Deutsch-Französischen Krieg zu thematisieren.

„Wir wollen die Besucher anregen, die eigene Brille abzusetzen und die Perspektive des anderen einzunehmen“, umschrieb der Historiker und Kurator Peter Kunze das Ziel.

Mit zwölf Texttafeln und hundert Exponaten des Museums, die zum Teil zum ersten Mal zu sehen sind, zeichnet die Ausstellung ein facettenreiches Bild des Kriegsalltags im Dreiländereck. Zur Erinnerung: Der französische Herrscher Napoleon III eröffnete den Krieg nach Bismarcks provozierender Emser Depesche. Baden und drei weitere süddeutsche Staaten kämpften an der Seite des Norddeutschen Bundes unter Führung von Preußen. Frankreich musste das Elsass und Lothringen an Deutschland abtreten.

Historische Gemälde zeigen im Museum die Schlachten mit der badischen Armee im Elsass, so auch die Schlacht von Woerth-Froeschwiller, an die man sich im Elsass bis heute lebhaft erinnert. Zu erfahren ist, dass in Baden die Kirche, die Presse und auch Persönlichkeiten der 1848er Revolution für den Krieg Stimmung machten, so zum Beispiel der liberale Gastwirt Markus Pflüger und der evangelische Dekan Reinhard Schellenberg, der in der Stadtkirche zum Heiligen Krieg gegen Frankreich aufrief.

Briefe und das Kriegstagebuch eines badischen Wehrpflichtigen, der als Christ keinen Kriegsdienst leisten wollte, erzählen vom Alltag.

Die Skulptur einer Frau, die voller Schmerz einen toten Soldaten in den Armen hält, drückt den Willen Frankreichs aus, den Krieg nach Napoleons Kapitulation als Republik weiterzuführen. „Quand même“ – „Trotzdem!“ lautet ihr Titel. Die Plastik „Schweizer Grenzwächter“ erinnere daran, dass die Eidgenossen während des Krieges ihre Grenze mit 30 000 Soldaten aus allen Kantonsarmeen schützten, erläuterte Kunze. Dies und eine große humanitäre Aktion hätten stark zur Ausbildung eines Schweizer Nationalbewusstseins beigetragen.

Ein Teil der Ausstellung befindet sich im Hebelsaal, andere Exponate sind in der Dauerausstellung zu finden. Bodenmarkierungen und ein Begleitheft weisen den Weg.   Ausstellung „1870/71 - Nachbarn im Krieg“ bis 9. Januar 2022, Führungen mit Peter Kunze: 21. Juli, 12. September. Vorträge sind in Planung. www.dreilaendermuseum.eu

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