Lörrach Nachtsport kommt an

Regine Ounas-Kräusel
Fair geht es beim Nachtsport zu. Foto: Regine Ounas-Kräusel

Das Sportangebot für Jugendliche hat sich etabliert: „Es wird sehr gut angenommen“, teilt die Stadt mit.

An einem Samstag gegen 22 Uhr ist es in der Neumatt-Sporthalle noch ruhig: Auf einem Spielfeld baggern eine Handvoll Mädchen und Jungen den Volleyball über das Netz. Daneben kicken ein paar Jungs mit mehreren Fußbällen hin und her. Beide Spielfelder sind durch eine Faltwand getrennt.

Eine halbe Stunde später wird es lebhaft: mehrere junge Männer trudeln ein, darunter eine Gruppe minderjähriger Geflüchteter mit ihrer Betreuerin Marina Muchles. Zwei Teams bilden sich, es gibt Zweikämpfe um den Ball und gezielte Torschüsse.

Der Nachtsport ist ein offenes und kostenloses Angebot der Stadt für Jugendliche zwischen 14 und 20 Jahren. Im Winter von Oktober bis März können sie in zwei städtischen Hallen Sport treiben oder einfach chillen und sich mit Freunden treffen: am Freitagabend in der Grundschulhalle auf dem Salzert und samstags in der Neumatthalle in Stetten – jeweils von 21.30 bis 24 Uhr. Freitags treffen sich auf dem Salzert 20 bis 30 Jugendliche zum Sport, allerdings fast keine Mädchen. In die Neumatthalle kommen bis zu 50 junge Leute.

Respekt und Fairplay

Beim Nachtsport gelten Regeln: Respekt und Fairplay, keine Gewalt, keine Drogen oder Alkohol. Darauf legt Richard Jung vom SAK, der das Angebot leitet, Wert. Der SAK (Sozialer Arbeitskreis) bietet den Nachtsport im Auftrag der Stadt an. Man wolle den Jugendlichen einen gewissen Lebensstil vermitteln, sagt Jung und spricht von Gesundheitsbewusstsein, Reflexionsfähigkeit und dem Umgang auf Augenhöhe. Selbstverständlich könnten die jungen Leute Wünsche zum Sportangebot äußern, sagt der Sozialpädagoge.

Jugendliche Coaches

Vor allem aber lebt der Nachtsport davon, dass junge Leute Verantwortung übernehmen. Wer regelmäßig kommt, kann sich von Jung als Coach schulen lassen. Die Coaches sorgen auf dem Spielfeld für Fairness, sind Ansprechpartner in der Halle und empfangen die Besucher am Eingang. Wer unter Alkohol oder Drogen steht, wird weggeschickt und freundlich eingeladen, nüchtern zur nächsten Sportnacht zu kommen.

Das funktioniert nach Aussage der Stadt in der Regel gut: Nur vereinzelt komme es zu Streitereien auf dem Spielfeld oder zu Vandalismus in Umkleiden und Toiletten.

Schwierig sei es aber, genügend junge Leute als Coaches zu gewinnen. Can Atar hat diese Aufgabe schon mit 13 übernommen. Als Junge habe er beim Kindersport des SAK Fußball gespielt, erzählt der 21- Jährige. Wenn der Sport ausfiel, weil kein jugendlicher Coach da war, sei er immer enttäuscht gewesen, begründet Atar sein Engagement. Er habe gelernt, den Leuten mit Empathie, aber auch mit gewisser Strenge zu begegnen: „Man darf nicht mit sich spielen lassen.“

Während Arar redet, wird es laut auf dem Fußballfeld. Zwei Spieler kämpfen verbissen um den Ball. Narcia Mudiaki, ebenfalls Coach, geht dazwischen. Alles entspannt sich wieder.

Flüchtlinge sind mit dabei

Viele Jugendliche kämen regelmäßig zum Nachtsport. So könne Vertrauen wachsen, freut sich Jung und erzählt, dass er jungen unbegleiteten Flüchtlingen bei der Suche nach einer Ausbildung geholfen habe. Für „ihre Jungs“ aus afrikanischen Ländern, Syrien und Afghanistan sei der Nachtsport wichtig, sagt Betreuerin Muchles: „Sie freuen sich immer total darauf.“

Finanziell gesichert

Der Nachtsport ist Teil der Leistungsvereinbarung „Jugendarbeit“ zwischen Stadt und SAK. Obwohl die Stadt knapp bei Kasse ist, steht diese Vereinbarung aktuell nicht auf dem Prüfstand.

Das Abschlussturnier für die aktuelle Nachtsportsaison findet am Samstag, 16. März, 21.30 Uhr, in der Neumatthalle, Käppelestraße 20, statt. Kontakt: r.jung@sak-loerrach.de, Instagram unter „sak jugend“, www.alteswasserwerk.de. Die neue Saison beginnt im Oktober.

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