Lörrach (ov/mcf). Weiterer Teil des Vorschlags ist, dass der Gemeinderat die Verwaltung beauftragt, zu einem geeigneten Zeitpunkt die Einrichtung einer Gedenktafel am Kreiskrankenhaus mit Hinweisen zu Opfern, Tätern und Begleitumständen des Lörracher Euthanasieprogramms umzusetzen. Weiterer Auftrag des Rats ist demnach, dass im Straßenraum des „Sonnenwegs“ eine Tafel mit Hinweisen zur Geschichte der Straße und zum Wirken von Carl Keller aufgestellet werden soll. Zuerst berät am Donnerstag der Ausschuss für Umwelt und Technik darüber, am 17. November steht das Thema auf der Hauptausschuss-Agenda. Am 24. November tagt der Gemeinderat.
Was hat Carl Keller getan?
Hintergrund ist, dass Carl Keller Chefarzt des Städtischen Krankenhauses (heute: Kreisklinikum) von 1925 bis 1946 und damit auch während der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft 1933 bis 1945 war. Im Rahmen einer Doktorarbeit zur Erforschung der Umsetzung des Euthanasieprogramms der nationalsozialistischen Herrschaft konnte der Arzt Dr. Johann Faltum 2018 erforschen, dass auch in den Krankenhäusern in Lörrach und Schopfheim zahlreiche Menschen auf Anweisung der lokalen NS-Behörden zwangssterilisiert wurden. Entscheidende Rollen spielten hierbei der Amtsrichter Friedrich Backenstoss sowie Chefarzt Keller, heißt es in der Beschlussvorlage weiter. „Faltum konnte nachweisen, dass Carl Keller für 199 Fälle von Zwangssterilisation als leitender Arzt verantwortlich war und diese Operationen eigenhändig durchgeführt hat. Darüber hinaus zeigen Dokumente, dass Dr. Keller diese Operationen nicht gegen seinen Willen durchführte, sondern dass er diese vielmehr als Argument für eine Gehaltsaufbesserung anführte.“