Lörrach Natur, Zeit und Vergänglichkeit

Gabriele Hauger
„Baum“ von Ingrid Rodewald, Papier auf Leinwand (links), Impressionen von Garzweiler, Tusche auf Arches Papier von Emmanuel Henninger (rechts oben) und „Free as a bird“, Digitalfotografie von Helge Emmaneel Foto: Fotos: Gabriele Hauger

Kunst: Neue Ausstellung in der Lörracher Galerie Regardez: „found and lost“ / Drei Künstler

„Found and lost“ oder „Was wir zu spät finden werden und was wir verloren haben“ lautet der Titel der neuen Ausstellung in der Galerie Regardez – ein kooperatives Ausstellungsprojekt dreier Künstler.

Von Gabriele Hauger

Lörrach. Helge Emmaneel (Fotografie), Emmanuel Henninger (Tusche) und Ingrid Rodewald (Papiercollagen) haben sich zusammengefunden und loten jeweils mit ihren künstlerischen Mitteln einen Themenkreis aus: die Natur, die Zeit, die Vergänglichkeit. Menschen findet man in ihren Werken nicht, nur die Strand-Serie von Helge Emmaneel wird zwischen dem weiten Sand und Meer von winzigen bunten Erdenbürgern bevölkert – wie hingetupft.

Nicht zu übersehen aber sind die Spuren, die der Mensch hinterlässt. So bei Hennigers sechsteiliger Tusche-Arbeit, die die Ödnis des Braunkohlereviers Garzweiler zeigt. Der Mensch hat seine Spuren wie Narben in die Natur gegraben, Förderbänder bleiben als weiße Linie bestehen, die sich wie Schnitte durch das geschundene Erdreich ziehen.

Intakte Natur hingegen zeigen seine detailreichen, mit Akribie und großem Zeitaufwand in chinesischer Tusche aufs Papier gebrachten Wald-Bilder: Äste, Laubreste, Unterholz. Doch hier mahnen die Bildtitel und künden vom Verlust. So heißt eine Arbeit „Hambacher Forst“, ein klarer Verweis auf die Natur, die wir täglich verlieren.

Henniger ist mit Foto oder Skizzenbuch unterwegs, hält so unmittelbare Eindrücke fest und arbeitet diese dann im Atelier zu seinen großformatigen Tusche-Grafit-Arbeiten aus. Menschliche Ausbeutung einst intakter Ökosysteme wird aufgezeigt und hinterfragt unsere Lebensweise.

Dünen, Wolken, Berge, ein einsamer Vogel in der Luft: Helge Emmaneels Blick mit der Kamera konzentriert sich auf Ausschnitte menschenloser Erd- oder Himmelslandschaften. Es sind fast poetische Augenblicke, stets ein wenig melancholisch in ihrer Konzentration auf die Lichtverhältnisse und der Reduktion von Farbe. Diese bestimmt lediglich sein Bild „Blutregen“, das ganz vom changierenden Orange des Saharastaubs über dunklen Baumwipfeln bestimmt wird, der zuweilen bis in seine Heimatregion Freiburg weht.

Ingrid Rodewalds Papier-Plakat-Arbeiten sind auf den ersten Blick fast idyllisch, zeigen aber bei näherem Betrachten überall Spuren von Zerstörung. Bewusst verpixelt, wie überschärft, bisweilen leicht verschwommen, verweisen sie darauf, wie der Mensch Natur, aber auch Architektur missbraucht. Da sind slum-ähnliche Gebäudekomplexe, die von Pflanzen „Grün geflutet“ werden oder ein Baumriese, der halb zugemauert wird.

Alle drei Künstler zeigen die vielen Facetten menschlichen Wirkens auf die Natur, deren Teil wir doch sind, und von der Welt, die doch unsere einzige ist.  bis 14. Januar 2023, Fr/Sa, 15-18 Uhr, Humboldtstraße 8

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