^ Lörrach: Neue Perspektiven fürs Alter - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörrach Neue Perspektiven fürs Alter

Regine Ounas-Kräusel
Sie beantworteten Fragen aus dem Publikum (v.l.) Gerhard Kiechle, Frank Leichsenring sowie Hanne und Gerd Irion Foto: Regine Ounas-Kräusel

Die letzte Veranstaltung der Reihe „Wohnen im Alter“ ist am Dienstagabend im Werkraum auf großes Interesse gestoßen. Zahlreiche Zuhörer strömten in den Veranstaltungsraum der Schöpflin Stiftung.

Vier Referenten stellten Projekte für selbstbestimmtes Wohnen im Alter vor. Ute Hammler, Seniorenbeauftragte der Stadt Lörrach, erhoffte sich davon Impulse für Lörrach.

„Schwanenhof“ Eichstetten

Gerhard Kiechle, früherer Bürgermeister in Eichstetten am Kaiserstuhl, schilderte, wie die Gemeinde mit engagierten Bürgern ein Unterstützungsnetzwerk für ältere Bürger aufbaute. Vor 25 Jahren hätten Senioren ihm ihre Ängste vor dem Leben im Alter geschildert. Daraufhin holte er als Bürgermeister Gemeinderäte, Landfrauen, Kirchen und andere Akteure an einen Tisch. Heute gibt es auf dem „Schwanenhof“ im Dorfkern betreutes Wohnen für Senioren, eine Tagespflege und ein integratives Café mit sechs behinderten Mitarbeitern, das 140 Essen am Tag kocht, etwa für die Schule. In der Pflegewohngruppe „Adlergarten“ leben elf demenzkranke Menschen. Unterstützung und Pflege leisten sorgfältig geschulte Bürger - vor allem Frauen - und Fachkräfte, bei einer Fachkraftquote von 15 Prozent. Am Anfang sei es schwierig gewesen, für bürgerschaftliche Betreuungsmodelle Geld von Kranken- und Pflegekasse zu bekommen, inzwischen sei das aber möglich, sagte Kiechle. Für das Gelingen entscheidend sei, dass es eine Anlaufstelle für alle Beteiligten gebe: das Bürgerbüro im Schwanenhof. Die Mitarbeiterinnen beraten Hilfesuchende, organisieren aber auch die Unterstützungsarbeit der Bürger.

Senioren in Binzen

Frank Leichsenring berichtete, wie die Gemeinde Binzen zusammen mit ihren Bürgern ein Gemeindeentwicklungskonzept erarbeitet. Im Coronajahr 2020 erfragte die Gemeinde mit einer Online-Umfrage Lebenssituation und Wünsche der Bürger. 155 ältere Menschen hätten angeben, dass sie gerne aus ihrem Einfamilienhaus in eine kleinere Wohnung ziehen würden. Bislang gibt es laut Leichsenring in Binzen fast nur Einfamilienhäuser. Im Neubaugebiet „Kandergrund“ soll allerdings Wohnraum für Menschen mit verschiedenen Bedürfnissen entstehen, so auch für Senioren. Mit ihrer Initiative „Wohnen im Alter“ habe die Gemeinde aber leider nur wenige Senioren erreicht, so Leichsenring. Es gab Gesprächsrunden und eine Ausstellung. Auf ein persönliches Schreiben des Bürgermeisters habe aber kaum jemand geantwortet, eine Exkursion nach Eichstetten sei mangels Teilnehmern ausgefallen. Offensichtlich falle es den Menschen doch schwer, nach Jahrzehnten aus ihren Häusern auszuziehen.

„Wir-Haus“ in Freiburg

Gerd und Hanne Irion leben im „Wir-Haus“ in Freiburg. Dort wohnen Menschen im Alter von sechs bis 83 Jahren, unter ihnen sechs Kinder, eine demenzkranke Dame und in einer WG sechs Menschen mit Assistenzbedarf. Zum Haus in Innenstadtnähe gehören zwölf Wohnungen, Gemeinschaftsraum, Werkstatt, Hof und Garten. Organisiert ist das Wohnprojekt über die Oekogena-Genossenschaft. Das habe den Vorteil, dass die Bewohner nur eine „Kostenmiete“ und keine „Marktmiete“ zahlten, sagte Gerd Irion: Sieben Euro pro Quadratmeter in den geförderten Wohnungen und elf Euro in den frei finanzierten. Die Marktmiete liege bei 18 Euro.

Hanne Irion riet allen, die ein Mehrgeneration-Wohnprojekt verwirklichen wollen, sich frühzeitig einer Planungsgruppe anzuschließen, um die potentiellen Mitbewohner in Ruhe kennen zu lernen. Im „Wir-Haus“ werde eine „verbindliche Nachbarschaft“ gelebt. Beim monatlichen Treff werden aktuelle Fragen besprochen. Alle Putzdienste in Haus und Garten erledigen die Bewohner selbst. Hanne Irion erzählte auch von spontaner Unterstützung im Alltag. Die Kinder wüssten genau, wo sie klingeln können, wenn ihre Eltern mal nicht da sind. Nachbarn schauten durchaus einmal nach der demenzkranken Dame, die vor allem von einem Pflegedienst betreut werde. Pflegebedürftige Menschen versorgen könne man im „Wir-Haus“ aber nicht, beantwortete sie die Frage einer Zuhörerin.

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