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Lörrach „Notlösung“ & Co.: Können Clubs die Jugend noch locken?

Marco Fraune
Der Musikgeschmack unterliegt Veränderungen. Foto: Philipp Ruch/Pixabay

Von House bis Hip-Hop: Wie die „Notlösung“ in Lörrach die 18 Jahre gemeistert hat und inwiefern sich die Jugend verändert.

Wolfgang Dreher weiß nicht, wo die Reise hingeht. „Das ist noch unklar.“ Seit Corona habe sich nochmals auf den Partymeilen der Republik so einiges verändert. Denn Chillen ist teils mehr angesagt als die Tanzfläche zu rocken, bemerkt der Betreiber der „Notlösung“. Der Lörracher Club wird jetzt 18 Jahre alt, volljährig also. Zeit, anhand dieser zwischenzeitlich hoch gehandelten Adresse im KBC-Gebäude die Entwicklung von der Wiege an nachzuzeichnen – und damit eine gesamtgesellschaftliche Betrachtung.

Richtung Veranstaltungen

So ist Dreher mit Mick Gänzel, dem heutigen Betreiber der Trend-Kneipe „Heimathafen“, im Jahr 2005 gestartet. Das frühere Postlager der KBC und spätere Architekturbüro wurde zur Bar. Täglich von morgens bis spät abends geöffnet, teils mit Piano-Spieler dabei, waren auch die DHBW-Studenten eine Zielgruppe. Als nach zwei Jahren Dreher alleine die Geschicke fortan leitete, reichte dies schon nicht mehr, um genug Umsatz zu generieren, womit sich der Schwerpunkt in Richtung Veranstaltungen verlagerte.

Der Musikgeschmack

Verschiedene namhafte DJs gaben sich dann die Klinke in die Hand, zu Beginn ohne Motto, folgend immer mehr explizit auf den Techno- und Hip-Hop-Bereich gemünzt. Bis 2015 zog die jungen Erwachsenen die elektronische Musik an, erinnert sich Dreher. Von „Klangkrausssell“ bis zum DJ Robin Schulz reichte die Bandbreite. Viele davon hätte sich der Notlösung-Betreiber ein halbes Jahr später nicht mehr leisten können, weil sie zu gefragten Größen wurden. Über diese Zeit erzählt Dreher sichtbar gerne, es war für ihn eine gute Zeit. Dann kam die „Hip-Hop-Welle“, andere Musik, andere DJs. „Es lief stetig weiter hier.“ Bis Corona hereinplatzte und die Welle in sich zusammenfiel. Seitdem geht es von der Musikorientierung in die House-Richtung.

Das neue Ausgehverhalten

Anfangs, erinnert sich der Notlösung-Betreiber, da gingen die Leute auch donnerstags raus. „Doch das ist mau geworden, da es weniger Geld, weniger Zeit und mehr Stress bei der Arbeit gab.“ Bis 2014. Etwa vier Jahre später war selbst der Freitag nicht mehr als Ausgehtag besonders gefragt, bemerkt der Club-Experte – und das hält an. „Die Arbeitswelt hat das Ausgehverhalten beeinflusst.“

Als Betreiber der „Notlösung“ hinterfragte Dreher sein Wirken. Doch er nahm aus Gesprächen mit Kollegen wahr, wie sich deutschlandweit dieser Trend abzeichnete und bis Corona anhielt. Während der Pandemie mussten alle gemeinsam durchs Tal der Tränen. Dreher hielt sich mit staatlicher Unterstützung über Wasser, zumindest bei den Fixkosten. Darüber hinaus ging er an sein Finanzpolster.

Währenddessen und auch weiterhin erwuchs mit den Basler Clubs neue Konkurrenz. Denn das Preisgefälle zwischen Franken-Land und Lörrach sank und die Techno-Szene komme in der benachbarten Großstadt auf ihre Kosten. „Da gibt es für jeden ein Angebot.“

Chillen ist angesagt

Die 22- bis 30-Jährigen, das frühere Stammpublikum in der „Notlösung“, hat sich mittlerweile vom Partyleben ein Stück weit abgewendet, das Chillen und die Treffs daheim sind gefragter, bemerkt Dreher eine für ihn schlechte Entwicklung. „Viele gehen nicht mehr so raus.“ Er selbst konzentriert seine Werbung daher mittlerweile mehr auf das etwas jüngere Publikum.

Und dieses erreicht er vor allem über Social Media, speziell über Instagram. Viel Zeit investiert Dreher damit, lockt mit allen möglichen Dingen, um einen Anstoß zu geben, in seinen Club zu gehen. Er springt damit ein Stück weit über seinen eigenen Schatten, denn seine Zielrichtung war und ist: „Für mich zählte immer die Musikqualität und die Qualität der Getränke, die nicht überteuert sein dürfen.“ Doch mit Gratis-Pizza und kostenlosen Shots kann er aktuell mehr punkten – im „Heimathafen“ gebe es beispielsweise auch solche Lockangebote wie einen Bingo-Abend. Das sei ein Stück weit nachvollziehbar, da die Jugend auch hohe Ausgaben habe.

Was bringt die Zukunft?

Für die nächsten Monate setzt der Notlösung-Chef auch auf den Neustart des Room 14, womit gemeinsam mit dem Heimathafen das „Bermuda-Dreieck“ wiederbelebt werden könne. Denn die Partygänger wollen von einer Lokalität zur anderen wechseln. Damit sollen zugleich die Besucher der 33 Lörracher und Weiler Shisha-Bars gelockt werden. „Konkurrenz belebt das Geschäft.“ Die Dynamik im Lörracher Partyleben könnte zurückkehren. Das ist der Wunsch von Wolfgang Dreher, passend zum 18. Geburtstag der „Notlösung“. Für die Zukunft setzt er darauf, die Frei- und Samstage zu beleben. „Man muss dabei mit der Jugend mitgehen.“

Ob es klappt? „Ich bin Optimist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Partyszene ausstirbt.“ Aktuell gebe es aber eine Stagnation. Es sei unklar, wohin die Reise geht.

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