Lörrach Ohne Netz und doppelten Boden

Markus Greiß
Es wird langsam dunkel, als Siedhoff den Vorfilm zu „Safety Last“ startet. Foto: Markus Greiß

Open-Air-Kino: Werkraum Schöpflin präsentiert zwei Filmklassiker bei seinem „Frischluftsommer“

Lörrach-Brombach -  Der Titel der turbulenten Stummfilmkomödie „Safety Last“ war am Samstagabend in doppelter Hinsicht Programm. Denn in den Regenstunden des Nachmittags war es alles andere als sicher, ob der Werkraum Schöpflin den Klassiker mit dem an der Hochhausuhr zappelnden Komiker Harold Lloyd zeigen könnte.

Da sich der Regen rechtzeitig verzog, flimmerten die atemberaubenden Szenen dann doch über die Leinwand des Fabric-Gelände. Mit Lloyd in der Hauptrolle, der für den Dreh 1923 praktisch ohne Absicherung an der Fassade hing. Das Filmteam hatte sich zur riskanten Aktion entschlossen, weil die Tricktechnik vor 100 Jahren noch in den Kinderschuhen steckte.

Damit erschuf Lloyd, damals neben Charlie Chaplin und Buster Keaton der bekannteste Komiker der USA, das neue Genre der „Thrill Comedy“, wie der Weimarer Stummfilmpianist Richard Siedhoff bei seiner Einführung erklärte. Siedhoff war an diesem Abend – wie schon am Freitag bei der Aufführung von „Es war“ mit Greta Garbo – der Mister Multitasking: Er gab den rund 30 Zuschauern Hintergrundinformationen zu dem rund 80-minütigen Streifen, legte die Filmrollen in den 40 Jahre alten 16-mm-Projektor ein und begleitete „Safety Last“ live mit eigener Klaviermusik.

Rund zehn Motive hat Siedhoff komponiert, um variantenreich die wahnwitzige Geschichte von Harold aus der amerikanischen Provinz zu untermalen: Für seine anspruchsvolle Verlobte Mildred will der Junge in der Großstadt das große Geld machen, lebt dort aber als kleiner Warenhausangestellter von der Hand in den Mund. Gegenüber Mildred hält er den Schein aufrecht, bis sie ihn in der Großstadt besucht. Da hilft nur noch eine Verzweiflungstat: 1000 Dollar winken, wenn er die Fassade des Warenhauses hochklettert, um seinem Arbeitgeber Aufmerksamkeit in der Presse und damit neue Kunden zu bescheren.

Mit den beiden Stummfilmklassikern ist der Werkraum Schöpflin in seinen zweimonatigen „Frischluftsommer“ gestartet. Von Anfang Juli bis Ende August stehen auf dem Fabric-Areal und im Garten des Werkraums Filme, Lesungen, Konzerte und Theaterveranstaltungen auf dem Programm.

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