Wichtige Nachrichten in Echtzeit aufs Smartphone schicken statt Infozettel ins Fach legen: Mit der Einführung der „Kita-Info-App“ will das Kinderland nicht nur Papier und Zeit sparen, sondern die Eltern zuverlässiger und schneller erreichen. Die Erfahrungen in anderen Städten sind positiv, und auch die Stadt Lörrach interessiert sich für die neue Kommunikationsform.
Von Kristoff Meller
Lörrach. Winterstiefel gegen Hausschuhe tauschen, Mütze und Handschuhe ins Fach legen, ein Küsschen und dann schnell zur Arbeit. Die meisten Eltern im Kinderland haben beim Bringen und Holen ihrer Sprösslinge zu wenig Zeit, um die Informationen über Veranstaltungen und Termine am schwarzen Brett zu lesen, und auch die Zettel im Fach der Kinder gehen oft verloren, weiß die pädagogische Leiterin Elvira Bahner. „Durch die neue App landen die wichtigen Nachrichten direkt auf dem Smartphone, und Termine können sofort in den digitalen Kalender übernommen werden. Außerdem geht es für uns viel schneller als einen Brief zu schreiben, auszudrucken und an die richtigen Empfänger zu verteilen.“
Offen für Neuerungen
Indes soll die Kommunikation mit den Eltern nicht durch die App ersetzt werden: „Pinnwände und das Tür-Angel-Gespräch haben natürlich eine ganz andere, persönlichere Note“, betont Angelika Mauch, Geschäftsführerin der Familienzentrum Kinderland Lörrach gGmbH. Doch die junge Elternschaft sei es gewohnt, ihre Termine über das Handy zu koordinieren und „fände es sicher auf Dauer komisch, wenn wir nicht auf Neuerungen eingehen sondern bei der Zettelwirtschaft bleiben.“
Während die Standard-App nur eine „Einbahnstraßen-Kommunikation“ von der Kita zu den Eltern erlaubt, hat das Kinderland ein Zusatzmodul von den Entwicklern aus Merzhausen bei Freiburg (siehe Infokasten am Ende) integrieren lassen. So gibt es in einzelnen Bereichen für Eltern die Möglichkeit zur Rückmeldung.
Direkter Draht zu Ansprechpartnern
„Wir geben aber die Antwortoptionen vor und erhoffen uns so bessere Quoten bei der Rückmeldung“, sagt Mauch. Mit nur wenigen Klicks können sich Familien so künftig für Feste anmelden oder ihr Kind abmelden, wenn es krank ist. Zudem sind in der App auch die Kontakte der jeweiligen Ansprechpartner hinterlegt.
Die Kosten für die Nutzung trägt die Einrichtung. Sie sind abhängig von der Zahl der Benutzer und belaufen sich laut Mauch für das Kinderland derzeit auf rund 64 Euro pro Monat. Diese Summe amortisiere sich jedoch fast vollständig durch Materialeinsparungen und geringere Druckkosten.
Ein weiterer Vorteil sei die Nutzung für die Kommunikation im Team. Das Kinderland beschäftigt laut Mauch rund 60 Mitarbeiter, die künftig ebenfalls über die App erreicht werden können. „Bei uns hat nicht jeder einen eigenen E-Mail-Account wie bei einer großen Firma, aber ein Smartphone besitzt jeder.“
Kommunikationskanal der Zukunft
Eltern mit zwei oder mehr Kindern können die App für mehrere Einrichtungen parallel nutzen – wenn diese die Info-App ebenfalls verwenden. Bislang ist das in Lörrach nicht der Fall. Die Stadtverwaltung hat sich allerdings bereits nach der App erkundigt und einen Mitarbeiter zum Infoabend ins Kinderland geschickt. „Wir haben aber noch keine konkreten Überlegungen über eine Einführung, und in unseren Einrichtungen wurde auch noch kein entsprechender Wunsch geäußert“, erklärte Ilona Oswald, kommissarische Fachbereichsleiterin Jugend, Schulen, Sport, auf Anfrage.
Die Stadt wolle zunächst die anfallenden Kosten berechnen. Eine Info-App sei aber sicherlich eine Richtung, in die „es in Zukunft hingehen könnte“, vermutet Oswald und denkt dabei nicht nur an Kindergärten sondern auch an Schulen. Denn aus eigener Erfahrung weiß sie, dass auch „Grundschüler oft nicht alle Informationen zuverlässig weitergeben“.
Begeisterte Erzieher und Eltern in Rheinfelden
Auf der anderen Seite des Dinkelbergs ist man in Sachen Digitalisierung schon einen Schritt weiter: Elf Kindergärten in Rheinfelden – die katholischen und städtischen Einrichtungen – nutzen die Kita-Info-App seit rund einem Jahr. „Viele Schulen haben bereits ein Intranet, und auch die Kindergärten müssen mit der Zeit gehen“, erklärt Bürgermeisterin Diana Stöcker.
„Wir sind total begeistert, sparen jede Menge Geld fürs Papier, und auch die Eltern finden es toll“, ergänzt Amtsleiterin Cornelia Rösner. Das kann Annette Sigmund, Leiterin des Osypka Kinderhauses, nur bestätigen. „Die App ist sehr benutzerfreundlich, ich kann gezielt Infos an einzelne Gruppen schicken oder diese sogar terminieren.“
Im Osypka Kinderhaus haben alle 40 Eltern die App innerhalb kürzester Zeit installiert. „Die Generation von Eltern, die jetzt Kinder bekommen, haben alle ein Smartphone“, sagt Sigmund. Und so lassen sich auch kurzfristig Informationen übermitteln.
Für den wöchentlichen Ausflugstag am Dienstag verschickt Sigmund beispielsweise stets am Montag Informationen darüber, wo es hingeht und was die Kinder anziehen oder mitbringen sollen. „Ich kann zudem sehen, wer die Info bereits gelesen hat, so gibt es da keine Ausreden mehr.“