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Lörrach Parodien und geistreiche Blödeleien

Die Oberbadische
Alex Burkhard mit Fee und Frank Klötgen Foto: Beatrice Ehrlich Foto: Die Oberbadische

Poetry Slam: Die „Stützen der Gesellschaft“ bei „Wortgewandt“ im Burghof

Von Beatrice Ehrlich

Lörrach. Wenn man es sich nicht mehr leisten kann und will, sich allabendlich dem Dichterwettstreit auf den Bühnen dieser Republik auszusetzen, dann wird es Zeit, sich nach einem anderen Job umzusehen. Oder aber man stellt wie Alex Burkhard, Fee und Frank Klötgen alias „Die Stützen der Gesellschaft” ein eigenes Programm zusammen und tritt damit gegen Bezahlung auf. Mit ihrer Lesebühne sind sie in der Kulturmetropole München recht erfolgreich und touren deshalb jetzt auch durch die Provinz.

Im Burghof hat sich zu „Wortgewandt“ ein kleines, aber feines Publikum eingefunden, um einen ganzen Abend lang Reime, Gedichte, Parodien und geistreiche Blödeleien zu hören. Was man zu sehen bekommt, sind drei Leute – der vierte im Bunde, Sven Hemmer, fehlt dieses Mal –, die ihre Leidenschaft und Begabung, das schnelle, schlagfertige Dichten zum Beruf gemacht haben. Teils auf der Suche nach ernsthafter Anerkennung, teils nach wie vor auf den schnellen Applaus und spontane Lacher aus, bewegt sich ihr Auftritt irgendwo zwischen Kneipenperformance und Kabarett. Auf der ganz großen Bühne wirken die drei trotz Fees üppig glitzerndem Abendkleid irgendwie verloren.

Denn die Gedichtvorträge dieser jungen Leute im Kostüm der Bohème der 1920er Jahre leben von der unmittelbaren Nähe der Vortragenden zum Publikum. Die Dringlichkeit ihrer Anliegen und vor allem anderen ihre schiere Freude am Vortrag ist von Angesicht zu Angesicht viel deutlicher wahrzunehmen. Hinzu kommt das Raue, Rohe der nach wie vor jugendlichen Themen ihrer Werke, der Diskurs von Armut, Außenseitertum und Gesellschaftskritik, mit dem sie sich einreihen in die Reihen namhafter Dichterkollegen. Vor allem Fee hat sich die Kritik an den Zuständen auf die Fahne geschrieben. Ihre glänzenden Parodien von Youtube-Stars und Model-Wettbewerben sind eine wohltuende Umkehrung des alltäglichen Einheitsbreis dessen, was die Kulturindustrie ihren Altersgenossen vorsetzt. Mit ihrem Beitrag „Wenn schlau das neue schön wäre“, fasst sie den Traum der Befreiung von vorherrschenden Mädchenbildern in eine wunderbar schlüssige und überzeugende Form.

Ihre beiden Kollegen setzen andere Schwerpunkte, der eine (Frank Klötgen) mit pointiert gereimten, inhaltlich abgründigen Gedichten, in deren verachtendem Grundklang sich stets eine gewisse Misanthropie Bahn bricht; der andere (Alex Burkhard) mit rasanten, rapartig aneinandergereihten Wortschlangen, die rein um des Reimens willen die aberwitzigsten Wendungen vornehmen: Nonsens virtuos in Gedichtform bringen – eine Tätigkeit, die erfrischend quer steht zum Zeitmanagement-Zeitgeist. Die sprachliche Versiertheit der drei erfahrenen Poetry-Slam-Gewinner sucht ihresgleichen Zusammen sorgten die „Stützen der Gesellschaft“ für einen anregenden Abend voller interessanter Gedanken und guter Unterhaltung.

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