Lörrach Pasta, Panik und Poesie

Die Oberbadische
Moderator Nik Salsflausen (l.) mit den Teilnehmern und Sieger Jonathan Löffelbei (2.v.r) Foto: Ursula König Foto: Die Oberbadische

Poetry Slam: „Frohe Reimnachten“ stimmte mit Wortkunst auf die Weihnachtszeit ein

Von Ursula König

Lörrach. Sechs Poeten, ein Sieger und jede Menge Spaß mit besinnlichen Anklängen: Der Burghofslam „Frohe Reimnachten“ gehört für viele Zuhörer zur Weihnachtstradition. Für einige ist das Kleinkunstformat ohnehin das schönste Geschenk und das noch vor der eigentlichen Bescherung. So jedenfalls sieht der Poetry Slammer Daniel Wagner den Wettbewerb mit Live-Literatur aus allen erdenklichen Genres. Gemeinsam mit Nik Salsflausen moderierte er den elften Weihnachtsslam, der oft zum Lachen brachte, zum Nachdenken anregte und eine Vielfalt an selbstgeschriebenen Texten präsentierte.

Eisbrecher Daniel Wagner erheiterte mit zweideutigen Wortspielen rund um das Thema Urologie. Dann betrat Gina Walter aus Basel die Bühne und machte Appetit auf den Wettbewerb mit ihrer Hommage an Pasta. Temperamentvoll erwärmte sie sich besonders für Spaghetti, die zu jeder Lebenslage zu passen scheinen, so lange man auf gewisse Todsünden wie Ketchup verzichtet.

Valerio Moser, ebenfalls aus der Schweiz, schreibt gerne „laute Texte“. Der moderne Minnesänger hat zudem eine schräge Vorstellung davon, wie Kleinfamilien entstehen. Mit dem Wunsch: „Ich will in deinem Tagebuch stehen“, sieht er sich bestens gerüstet, um entsprechende Kontakte anzubahnen.

Skog Ogvann ist der Meinung: „Sind deine Sorgen noch so groß, werde nicht gleich skrupellos.“

Überhaupt verblüffen die Texte, ob gereimt, gerappt oder mit viel Gestik vorgetragene Prosa, immer wieder mit unerwarteten Wendungen. Das gilt auch für die Nöte eines Bestattungsunternehmers, die, trocken rezitiert, einen skurrilen Witz durchblitzen lassen, welcher dem Thema Tod eine höchst amüsante Note verleiht.

Marvin Weinstein folgt den Spuren eines Jahres ab der Silvesternacht und beschreibt ausdrucksstark den Werdegang bis zum Ende und die damit verbundene Möglichkeit, etwas weiser zu werden, zumindest in der Theorie.

Ernst und sehr poetisch beschreibt Nikté die Geschichte einer Mädchenfreundschaft und das Bedürfnis nach Liebe.

Jonathan Löffelbein, der spätere Gewinner, schafft es mit einem Plädoyer für Minigolf ins Finale.

Für die Zuschauer, die mit ihrem Applaus abstimmen, ist das keine leichte Aufgabe. Doch erfreulicherweise wird der Wettstreit der Poeten nicht allzu verbissen gesehen.

Und eigentlich geht jeder als Sieger von der Bühne. Denn gute Unterhaltung mit Witz und Tiefgang haben alle präsentiert und sich gekonnt in Szene gesetzt.

So fällt es am Ende schwer, sich zwischen den Themen „Reh-Gehege-Wege pflegen“, Veronikas Beschluss zu erben und dem „ungefragten Empfang für jedes Problem“ durch zuklatschen.

Auch wenn Löffelbeins detaillierte Beschreibung seiner Panikattacken einen ernsteren Hintergrund nahelegt, so scheint sie doch einen Nerv zu treffen und verweist auf die andere Seite einer Medaille, die öffentlich nicht gerne vorgezeigt wird.

Als Geschenk erhielt der Sieger den auf Tonträger verewigten Applaus für seine Wortkunst.

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