Lörrach „Plakatives“ über Leben und Tod

Markus Greiß
Alles schwarz auf weiß: Jonas‘ Geist versucht, Christof vom Suizid abzuhalten. Dies ist nur eine der Szenen aus dem urkomischen und zugleich nachdenklichen Abend mit dem Duo „Ohne Rolf“ im Burghof. Foto: Markus Greiß

Das Kabarettduo „Ohne Rolf“ lieferte sich im Burghof einen Schlagabtausch über Fragen der menschlichen Existenz – und sprach dabei kein einziges Wort.

Christofs Leben liegt in Trümmern – oder besser gesagt in zerknülltem Papier, mit dem an diesem Donnerstagabend die Bühne des Burghofs übersät ist. Sein bester und einziger Freund Jonas („Er war das Tippex für meine Fehler“) ist nicht mehr. Deshalb will er ihm zu den Klängen eines Stabat Mater ins Jenseits folgen, doch seine Suizidversuche mittels Galgen, Guillotine und Gürtel aus Dynamit scheitern – auch dank des beherzten Eingreifens von Jonas‘ Geist, der seinen Freund im Diesseits halten möchte.

Feuerwerk der Dialoge

Es ist ein witziges Feuerwerk an gedruckten, mit Wortspielen gespickten Dialogen, das die beiden Schweizer Künstler Jonas Anderhub und Christof Wolfisberg bei „Jenseitig“ abbrennen, dem mittlerweile fünften Programm ihrer 20-jährigen gemeinsamen Kabarettistenkarriere. Weil sie während ihres zweistündigen Auftritts kein Wort sprechen, müssen sie das Publikum mit aussagekräftiger Mimik und dem „Rhythmus des Plakats“ fesseln, wie sie es im Gespräch nach ihrem Programm formulieren.

Und fesselnd sind sie von der ersten bis zur letzten Minute. Ein ums andere Plakat ziehen Anderhub und Wolfisberg aus der Hüfte und blättern sich hurtig durch die schräge Handlung: Nach seinem „zu frühen Seitenwechsel“ versucht Jonas als Geist im Bettuch-Outfit, den suizidalen Christof auf andere Gedanken zu bringen. Er engagiert einen Zuschauer in der ersten Reihe, um urkomisch mittels „Lingomat“ – einem Sprachverzerrer – mit Christof in Kontakt zu treten und ihm das Leben schmackhaft zu machen.

Zum Beispiel durch einen Abend im Club oder die „ansprechende Sprechende“, die Jonas vorne im Publikum ausgemacht hat. „Reine Papierverschwendung“, meint Christof, wittert dann aber doch Frühlingsluft und lässt seinen toten Freund gehen. Aber weil der Sprengstoffgürtel aus Unachtsamkeit doch noch explodiert ist, treffen sich die beiden nach der Pause im Jenseits wieder – als skurrile Götter in Gestalt ihrer jeweiligen Vorstellungen, der eine hasenohrig und der andere düster mit überdimensionalem Zylinder. Weil es aber nur einen Gott geben kann, kommt es zwischen ihnen fast zum „Papierkrieg“. Bis sie merken, dass sie beide nur hundsgewöhnliche Tote sind, die am Ende vom Reinigungsdienst weggesaugt werden.

Anfänge als Zauberkünstler

Dass Anderhub und Wolfisberg in ihrer Jugend gemeinsam als Zauberkünstler unterwegs waren, prägt heute noch die Dramaturgie ihrer Programme, wie sie beim nachfolgenden Künstlergespräch im Dialog mit Burghof-Geschäftsführer Timo Sadovnik erklärten. Für ihre Programme, die in mehreren Sprachversionen vorliegen und die sie schon bis nach China geführt haben, brauchen sie jeweils 1000 Plakate. Nächstes Jahr werden sie ihren Drucker wieder anwerfen, wenn im Herbst 2025 die Premiere ihrer sechsten Produktion ansteht

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