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Lörrach „Plötzlich waren die Schüler und die Lehrer weg“

Guido Neidinger
Die Schüler wieder an das Schulleben anzudocken, war eine Herausforderung. Foto: Die Oberbadische

Bildung: Schulsozialarbeit musste sich in der Corona-Pandemie neu erfinden / Bedarf wird laut Ruth Götzmann steigen

Lörrach - „Wir muten den Kindern viel zu.“ Mit diesen Worten führte Oberbürgermeister Jörg Lutz am Donnerstag in der Sitzung des Hauptausschusses in den Tagesordnungspunkt „Schulsozialarbeit in Zeiten von Corona“ ein.

Früher eher ein exotisch wirkendes Angebot, hat sich die Schulsozialarbeit mittlerweile „sehr bewährt und wird nicht nur von den Schulleitungen geschätzt“, erklärte Stefan Dieterle (Fachbereich Jugend/Schulen/Sport). Die Schulsozialarbeit sei sogar zu einem Qualitätsmerkmal für Schulen geworden.

Ruth Götzmann gab einen Überblick über die Schulsozialarbeit im Landkreis Lörrach in Corona-Zeiten. In der Stadt Lörrach wird Schulsozialarbeit laut Fachbereichsleiterin Ilona Oswald an allen weiterführenden Schulen sowie an Ganztages-Grundschulen von insgesamt fünf Trägern (Caritas, CVJM, SAK, Diakonie und Dieter-Kaltenbach-Stiftung) angeboten.

Laut Götzmann geriet auch die Schulsozialarbeit nach Ausbruch der Corona-Pandemie in eine Schockstarre. Neue Konzepte mussten entwickelt werden, um die Schüler wieder zu erreichen. „Plötzlich waren die Schüler und auch die Lehrer weg“, verdeutlichte Götzmann die Problematik. Auch digitale Zugänge mussten zunächst geschaffen werden. Inzwischen nutzen die Schulsozialarbeiter die digitalen Möglichkeiten und hier vor allem die sozialen Netzwerke, um die Schüler zu erreichen.

Die Erreichbarkeit war zeitweise nicht einfach, weil Schüler oft über Tage hinweg abgetaucht waren. Sie wieder an das Schulleben anzudocken, sei eine Herausforderung gewesen. Viele Kinder seien in Zeiten des Fernunterrichts antriebslos geworden und in die soziale Isolation abgeglitten, schilderte Götzmann. In Einzelgesprächen und durch Hausbesuche seien sie wieder aufgefangen worden. Gemeinsame Spaziergänge mit zwanglosen Gesprächen hätten sich dafür bewährt. Notwendig waren laut Götzmann auch zahlreiche Elterngespräche, um diese zu beraten, wie sie mit der neuen Situation umgehen sollten.

Selbstmordgefährdung und Depression waren nach den Worten von Ruth Götzmann nicht zu unterschätzende Themen.

Ulrike Krämer (CDU) betonte wie alle Fraktionssprecher den unbestrittenen Wert der Schulsozialarbeit. Die gewonnenen Erfahrungen sollten unbedingt für die Zukunft genutzt werden. Dem stimmte auch Tanja Reinhardt-Albiez (Grüne) zu. Die Vermutung von Margarete Kurfeß (Grüne) und Annette Bachmann-Ade (SPD), dass der Bedarf an Schulsozialarbeit nach überstandener Pandemie steigen wird, bejahte Ruth Götzmann. Auch Jörg Lutz ist sicher: „Nach Corona werden die Anforderungen steigen.“

Derzeit tue es den Kindern gut, wenn mit ihnen über das Erlebte in den vergangenen zwölf Monaten gesprochen werde. Noch seien ähnlich viele Kinder wie vorher in der Beratung, allerdings hätten sich die Themen bereits geändert.

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