Lörrach „Poet mit Herz und Gemüt“

Jürgen Scharf
 Foto: Jürgen Scharf

Literatur: Bruno Epple, „Doyen der Bodensee-Literatur“, zu Gast beim Hebelbund.

Lörrach - „Einfach zu gutes Wetter“, mutmaßte Volker Habermaier, Präsident des Hebelbundes. Vielleicht war es aber auch der Wahlsonntag, der dafür sorgte, dass die Zuhörerschar bei der jüngsten „Literarischen Begegnung“ im Hebelsaal überschaubar blieb.

Dabei war der literarische Gast ein besonderer: Bruno Epple, der „Doyen der Bodensee-Literatur“, wie ihn Habermaier in seiner Begrüßung nannte. Vor fünf Jahren hatte Epple, der bekannte „Dichter-Maler“, das letzte Mal im Hebelbund gelesen, und Habermaier freute sich, dass der inzwischen fast 88-Jährige den Weg von Wangen auf der Höri nach Lörrach auf sich genommen hat. Epple, Jahrgang 1931, malt und schreibt auf dieser Halbinsel am Bodensee. Manfred Bosch hat ihn einen „Poeten“ genannt, einen mit „Herz und Gemüt“. Und Arnold Stadler, der erst vor drei Wochen am selben Lesepult in Lörrach stand, schrieb in einem Brief nach Wangen am See: „Du bist einer, der malt und schreibt, malend schreibt... wenn du malst, bist du Maler, wenn du schreibst, schreibst du.“ Epple sei beides ganz, so Stadler, nicht zeitweise, nicht teilweise. Epples Werk gehöre zusammen.

Mit diesen Zitaten hat Habermaier in seiner Einführung die enge Verbindung von Malerei und Dichtung im Schaffen des Autors und Künstlers auf den Punkt gebracht. Epple selber konzentrierte sich bei seiner Lesung vorwiegend auf Mundartgedichte, darunter ganz frühe von 1957, die deutlich machen, wie ihn in diesen Naturgedichten die „Poesie der Mundart“ berührt hat.

Vor Epple lag ein ganzer Stapel Bände, aus dem er las, vorwiegend aus dem Lesebuch „Erntedankfest“, das zu seinem 80. Geburtstag entstanden ist und das so etwas wie die „Ernte“ aus fünf Jahrzehnten seines Schaffens versammelt. Der Dichter brachte aber auch Auszüge aus „Wosches – Vergnügliche Lektionen zur alemannischen Mundart“. Diese Glossen über Mundart und Dialektausdrücken kamen sehr gut an, vor allem, weil Epple darin auch den Wurzeln der Worte nachgeht. Hier ist er der reinste Sprachforscher. Für ihn ist die Mundart wortschöpferisch und ausdrucksstark, vor allem auf die Eppleschen Verben und Adjektive in der bildhaften farbigen Sprache lohnte es sich zu horchen: Es sind bildmächtige Gedichte eines Malers.

Der große Lyriker und Erzähler vom Bodensee trug aber nicht nur Erheiterndes, sondern auch Nachdenkliches über Tod und Vergänglichkeit vor. Unter anderem eine Ballade, in der deutlich wurde, „wie nah beim Narr der Tod steht“, und ein Vorwort zu „Ein Konstanzer Totentanz“. Welche Nähe dieser „Poeta doctus“, dieser „Dichterschöpfer“, wie ihn Habermaier titulierte, und „fromme Aufklärer“ – der bisher zu Habermaieres Bedauern noch nie den Hebelpreis des Landes erhalten hat – zu dem großen alemannischen Dichter Johann Peter Hebel hat, hörte man im Gedicht „Doo woni wohn“, das Epple selbst als „eines meiner besten Stücke“ bezeichnet und in dem er Hebel sogar zitiert.

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