Lörrach Praktische Tipps zur „Schule im Ausnahmezustand“

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Henning Kullak-Ublick, Sprecher des Bundes der Waldorfschulen Foto: zVg

Corona: Kullak-Ublick referiert auf Einladung der Waldorfschule Lörrach 

Lörrach - Henning Kullak-Ublick, Sprecher des Bundes der Waldorfschulen, ermutigte in seinem Vortrag „Corona – Schule im Ausnahmezustand“ Eltern und Lehrer, die Krise mit Kreativität und Vertrauen auch den Schülern gegenüber anzugehen. Er hielt seinen Vortrag auf Einladung der Waldorfschule Lörrach online und lockte 140 Zuhörer an die Bildschirme.

Körper, Seele sowie Denken und Geist beteiligen

Kullak-Ublick begann mit Gedanken über das Lernen und die Corona-Pandemie. Wirkliches Lernen sei weit mehr, als einen Lernstoff zu pauken, legte er dar. Vielmehr müssten Körper, Seele sowie Denken und Geist beteiligt sein. Schon kleine Kinder eroberten sich mit ihrem Körper die Welt, etwa beim Laufenlernen, und nähmen alles „hellfühlig“ in ihrer Seele auf.

Beim Sprechenlernen würden sie dann die Grundlage für das Denken und ihre geistige Entwicklung legen. Kinder sowie alle Menschen lernten in Beziehungen zu anderen: „Lernen ist ein zutiefst sozialer Prozess.“

„Corona ist aus unserem Umgang mit der Natur hervorgegangen“, sagte er. Überall, wo ein ökologisches Gleichgewicht zwischen Lebewesen stark gestört werde und wo Tiere unter großem Stress litten, würden Viren und pathogene (Krankheiten verursachende) Mikroorganismen aktiv. Das passiere zum Beispiel in der Massentierhaltung oder eben auf dem Tiermarkt in China, wo das neuartige Coronavirus vermutlich auf den Menschen übergesprungen sei.

Kullak-Ublick war aber auch optimistisch, dass die Menschen einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur und der Technik, die ihnen Macht über die Natur verleiht, lernen können.

Im Vortrag und im anschließenden Online-Chat mit den Zuhörern gab der Referent praktische Tipps. Er berichtete, wie Drittklässler in der Waldorfschule selbst Getreide säen, ernten und mahlen und anschließend Brot daraus backen. Mit solchen Basiserfahrungen der realen Welt könnten sich die Kinder auch in der virtuellen Welt zurecht finden.

Er schilderte, wie die neuen Medien, bewusst eingesetzt, sogar Gemeinschaft stiften können: An einer tschechischen Waldorfschule bekamen die Kinder den Auftrag, zu Hause zu kochen, zu backen, zu basteln. Plötzlich begannen sie, untereinander online Rezepte und Bauanleitungen auszutauschen.

Pragmatismus zwischen Homeoffice und Homeschooling

Den Eltern riet er, im schwierigen Spagat zwischen Homeoffice und Homeschooling an sich selbst keine zu hohen Ansprüche zu stellen: „Sie können die Schule nicht ersetzen.“ Wichtig sei viel mehr, Interesse an den Erkenntnissen der Kinder zu zeigen. Nicht einfach, aber hilfreich sei es, die Arbeitszeit genau mit den Kindern abzusprechen.

Als eine Mutter fragte, wie man Kinder motiviere, eine Maske aufzusetzen, riet der Referent: Wichtig sei die Haltung, mit der die Lehrer den Mundschutz tragen. Zu hinterfragen sei, ob schon Grundschüler Maske tragen sollten. Die Corona-Impfung hielt Kullak-Ublick für sinnvoll.

Eine Teilnehmerin fragte, wie man nach der Pandemie wieder einen normalen Umgang miteinander aufbauen könne. „Fragen Sie die Schüler“, riet Lehrerin Christiane Wehnert, die den Abend moderierte. Ihre achte Klasse plane schon heute eine Übernachtung mit Lagerfeuer in der Schule.

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