Seit gut einem Monat laufen die Arbeiten im zweiten Bauabschnitt zur Umgestaltung der nördlichen Basler Straße und Kirchstraße. In kleinen, in sich geschlossenen Teilabschnitten wird bis zum Frühjahr 2020 die Kanalisation erneuert und die Verkehrsfläche umgestaltet. Die Anlieger müssen dennoch mit Wasser, Gas und Co. versorgt werden. Dies bringt einige Herausforderungen mit sich. Dazu hat die Projektleitung mit uneinsichtigen Radfahrern zu kämpfen.

Von Kristoff Meller

Lörrach. Während die Umfahrung für Autos und den Stadtbus aus Sicht der Projektleitung  reibungslos funktioniert, kommt es laut Robert Schäfer, Leiter des Eigenbetriebs Abwasserbeseitigung, immer wieder zu gefährlichen Situationen aufgrund rücksichtsloser Radfahrer. Diese fahren verbotenerweise auf den Gehwegen und bedrängen die Fußgänger (wir berichteten). Selbst während die komplette Projektleitung sowie Vertreter der Stadt und Presse  am Dienstagnachmittag vor Ort waren, schlängelten sich mehrere Velofahrer einfach auf dem engen Gehweg entlang der Baustelle zwischen  Fußgängern hindurch.
 
„Wir haben die Verbotsschilder nochmals ergänzt und die Wege verengt“, sagte Gesamtprojektleiter Frank Beuschel. Trotzdem gebe es noch immer uneinsichtige Velofahrer. Der Gemeindevollzugsdienst ist laut Stephan Meier, stellvertretender Fachbereichsleiter Straßen, Verkehr, Sicherheit, beauftragt worden, regelmäßig Kontrollen durchzuführen, diese seien jedoch nur wirkungsvoll, solange die Zweiradfahrer eine Uniform an der Baustelle sehen.

Frühzeitige und umfassende Information

Auf eine „aktive Informationspolitik“ setzt Schäfer unterdessen bei den betroffenen Anliegern. Sie wurden frühzeitig informiert: „Wir haben die Briefe selbst eingeworfen, damit sie wirklich ankommen.“ Außerdem wurde bereits im März bei einer Bürgerinformationsveranstaltung um Verständnis für die Maßnahme geworben. Denn im Baustellenbereich befinden sich viele Geschäfte, Gastronomie, öffentliche Gebäude wie Stadtbibliothek, Dreiländermuseum und Stadtkirche sowie  eine Dialyse-Praxis und das Margaretenheim. Alle diese Gebäude müssen während der Maßnahme für Kunden und Bewohner stets erreichbar bleiben. „Wir operieren hier mitten im Stadtzentrum im laufenden Betrieb“, betonte Schäfer. Das sei eine große Herausforderung.

Denn natürlich müssen  die Entwässerung und Versorgung während der Verlegung der Rohre und der Umstellung vom reinen Mischsystem auf ein modifiziertes Mischsystem (Schmutz- und Regenwasser werden wo möglich getrennt abgeführt) gewährleistet werden. Dafür sind beispielsweise tagsüber mehrere  Pumpen im Einsatz, wie Reiner Kropf von der Bauleitung erläuterte.   

Deutliche Mehrkosten durch Teilabschnitte

 Um die Belastungen für  Anlieger und Gewerbetreibende zu reduzieren, wird der jeweilige Teilabschnitt umfänglich fertiggestellt, bevor der nächste Bereich in Angriff genommen wird.  Diese Vorgehensweise führt laut Beuschel zwar  zu „erheblichen Mehrkosten“, sei aber „zwingend erforderlich“, um die Erreichbarkeit und Versorgung  zu gewährleisten. Der „sportliche Zeitplan“ sehe zudem vor, dass für jeden Teilabschnitt ungefähr ein halbes Jahr benötigt werde.

Durch die teils historischen Gebäude  finden die Arbeiten laut Beuschel in einem „sensiblen Bereich“ statt. Ein externer Gutachter überwacht mit baubegleitenden Erschütterungsmessungen, dass die alten Gemäuer von Museum, Stadtkirche und Bibliothek nicht beschädigt werden.

Positive Rückmeldungen der Anlieger

Dazu steht die Projektleitung allen Anliegern  jeden Donnerstag zwischen 13.15 und 13.45 Uhr  (oder nach Vereinbarung) am Baustellenbüro hinter der Stadtkirche für Fragen zur Verfügung. Bislang gibt es laut Schäfer  aber keine Beschwerden, sondern vor allem viele positive Rückmeldungen. Viele Anlieger, die seit Jahren unter lauten Flanierfahrten litten, seien froh, dass es nun „endlich losgeht“ und der Straßenraum umgestaltet wird (siehe Info am Ende), sobald der jeweilige Kanalabschnitt erneuert wurde.

Denn während selbst größte Verbotsschilder in der Vergangenheit keine Abhilfe schaffen konnten – eine Baugrube gehört  wohl zu den effektivste Mitteln, um illegale Einfahrten von auswärtigen Autofahrern ohne Anliegen zu verhindern. Gesamtprojektleiter Beuschel: „Wir waren schon am ersten Tag erstaunt, wie ruhig es plötzlich auf Höhe der Stadtkirche ist.“


Daten & Fakten zur Umgestaltung
Die Bauarbeiten zur Umgestaltung der nördlichen Basler Straße sowie der Kirchstraße laufen seit 9. Juli. Für den Bauabschnitt II wird gesamthaft mit einer Bautätigkeit bis ins Frühjahr 2020 gerechnet.

Gesamtkosten Bauabschnitt II: 
brutto rund 2,9 Millionen Euro, Fördermittelanteil (Sanierungsgebiet Baumgartnerstraße) rund  0,5 Millionen Euro,  Baukosten Kanalbau rund 0,9 Millionen Euro, Straßenbau rund 2,0 Millionen Euro

Eckdaten Kanalisation:
Der bestehende Eiprofilkanal ist über 100 Jahre alt, die Betonrohre sind stark angegriffen, die Standsicherheit ist zum Teil gefährdet. Es gibt den  Verdacht auf Undichtigkeiten. Außerdem werden 16 Hausanschlüsse erneuert. In Abstimmung mit den örtlichen Versorgern werden diverse Leitungstrassen und Hausanschlüsse für  Wasser, Gas, Telekommunikation und Strom erneuert.

Eckdaten Straßenbau:
Es entsteht ein verkehrsberuhigter Geschäftsbereich (Tempo 20) mit einer platzartigen Gestaltung vor der Stadtkirche und Stadtbibliothek. Im Mittelpunkt steht eine klare Zuordnung von Geh-, Radweg und Fahrspur. Die  Bushaltestellen werden erneuert, behindertengerecht ausgebaut und es wird eine Buswartehalle gebaut. Es werden 3000 Quadratmeter hochwertige Pflasterflächen verbaut und Bodenindikatoren für Sehbehinderte aufgebracht. Es gibt neue Baumstandorte, Radunterstände und Bänke, die  Straßenbeleuchtung wird erneuert.