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Lörrach Quo vadis Kirche?

Von Bernhard Konrad

Kirchenentwicklung 2030: Große Strukturreform in Gang / Kirchengemeinden werden gebündelt

In der Erzdiözese Freiburg wird derzeit am Zukunftsprozess „Kirchenentwicklung 2030“ gearbeitet. Dieser sieht die Bildung neuer Strukturen vor, gleichwohl soll Kirche weiter „fest vor Ort verwurzelt sein“, wie die Diözese betont. Auch der Lörracher Pfarrgemeinderat hat sich mit dem Thema beschäftigt.

Von Bernhard Konrad

Lörrach. Die katholische Kirche befindet sich in einer schwierigen Situation.

Die Ausgangslage

Mitgliederzahlen und finanzielle Ressourcen gehen zurück, Pfarrstellen sind nur schwer nachzubesetzen, wie auch die Vakanz der Stelle von Thorsten Becker belegt. In der ersten Ausschreibungsrunde wurden keine Bewerbungen eingereicht.

Der Projektimpuls

Erzbischof Stephan Burger hat deshalb im Jahr 2019 einen Prozess angestoßen, bei dem „Katholiken in der Erzdiözese ihre Kräfte bündeln und gemeinsam nach Wegen für die Zukunft ihrer Kirche suchen“, heißt es auf der Homepage der Diözese.

Die Gemeinde-Bündelung

Damit einher gehen auch Konzentrationsprozesse. So sollen die bislang 224 Seelsorgeeinheiten der Erzdiözese (die auch Kirchengemeinden sind) zu 36 neuen, eigenständigen Pfarreien (und damit Kirchengemeinden) zusammengelegt werden.

Für die hiesige Raumschaft bedeutet dies, dass im Dekanat Wiesental die Kirchengemeinden Lörrach-Inzlingen, Grenzach-Wyhlen, Kandern-Istein, Mittleres Wiesental, Oberes Wiesental, Rheinfelden, Weil am Rhein sowie Zell im Wiesental zu einer großen Kirchengemeinde gebündelt werden.

Der Dialog

Dennoch sei die „Kirchenentwicklung 2030“ mehr als eine Zusammenlegung einzelner Gemeinden. Es gehe vor allem um einen tief greifenden Kulturwandel, „damit Kirche anschlussfähig bleibt und ihrem Auftrag in Zukunft gerecht werden kann“, so die Diözese. Hierfür sei ein breit angelegter Dialog vorgesehen, der schließlich in konkrete Entscheidungen und Veränderungen münde.

Die Fragestellungen

Angestrebt wird zum einen die Entwicklung einer Gesamtstrategie für die Erzdiözese – konkret: Welches Zukunftsbild, welche Kultur soll Kirche prägen? Zum anderen wird die Ausgestaltung der Kirchenentwicklung vor Ort in den Blick genommen: Haupt- und Ehrenamtliche seien gleichermaßen zum Engagement eingeladen. Drittens soll die Frage erörtert werden, mit welchen Dienstleistungen die Menschen in den Pfarreien bei der Kirchenentwicklung am effizientesten unterstützt werden können.

Die Zeitschiene

Auf der Zeitschiene ist die Kirchenentwicklung in drei Phasen unterteilt: Bis Ende des Jahres 2022 läuft die Konzeptphase. Ab Mitte 2022 beginnt die Transformationsphase. 2025/26 soll diese Übergangsphase abgeschlossen sein. Dann soll in der „Implementierungsphase“ der Alltagsbetrieb starten.

Das Priesteramt

Mit der Leitung der Kirchengemeinden wird jeweils ein Priester betraut. Das bedeutet nicht, dass pro Pfarrei nur ein einziger Priester für die Menschen da sein wird. Die Stelle kann zudem geteilt werden. Und: „Darüber hinaus haben nicht geweihte Haupt- und Ehrenamtliche bei der Gestaltung von katholischem Leben künftig eine noch entscheidendere Rolle. Sie ersetzen keine Priester – aber ohne sie geht Kirche nicht“, wird betont.

Die Gemeindeteams

Schon heute kommt den Gemeindeteams eine besondere Bedeutung zu. Diese tragen vielerorts das Gemeindeleben und sind „das Gesicht“ der Kirche vor Ort. Das Projekt sieht sowohl eine Stärkung der Ehrenamtlichen und der Gemeindeteams vor; sie sollen dabei unterstützt werden, „kirchliches Leben zu bewahren und neue Formen auszuprobieren. Ihre Stimmen und ihre Kreativität werden noch wichtiger.“

Die Gottesdienste

Zudem könne es neue Formen von Gottesdienst geben. Das Projekt ziele nicht auf Personalabbau ab, aber schon heute könne nicht mehr in allen Pfarreien regelmäßig Gottesdienst gefeiert werden, so dass Gläubige mitunter längere Anfahrtswege haben. Dies sei eine Folge des Personalmangels, der längst Realität sei.

Der Pfarrgemeinderat

Die Gestaltung der Zukunft war auch Thema auf einer im November veranstalteten Klausur des Lörracher Pfarrgemeinderats, sagte dessen Vorsitzender Roland Jakob-Roetne im Gespräch mit unserer Zeitung. So soll etwa ein Programm zur Ausbildung ehrenamtlicher Kräfte gerade für die Leitung von Wort-Gottes-Feiern aufgelegt werden. Diese können – im Gegensatz zur Eucharistiefeier – als ergänzende Offerte von Laien angeboten werden. Positiv sei, dass eine Ausweitung der Wort-Gottes-Feiern die Möglichkeit biete, das Wort Gottes auf vielfältige Weise zu verkünden, so Jakob-Roetne.

Die Immobilien

Und: Auch die „Frage nach Immobilien sei relevant für das künftige Gemeindeleben vor Ort“, so die Diözese. Klar sei, dass nicht alle Gebäude in kirchlichem Eigentum zu halten sein werden.

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