Mobilität: Neues öffentliches Verleihsystem wird nach positivem Votum im Gemeinderat geprüft
Die SPD wünscht sich ein öffentliches Fahrradverleihsystem für Lörrach. Der entsprechende Antrag wurde in der letzten Sitzung des Gemeinderats vor Weihnachten diskutiert und soll trotz zweier Gegenstimmen bei der Abstimmung nun genauer geprüft werden.
Lörrach. Es handle sich um den „richtigen Zeitpunkt“ für einen Ausbau des Angebots, erklärte Stadträtin Christa Rufer (SPD). Denn derzeit seien mehrere Mobilitätsdrehscheiben im Stadtgebiet in Planung, dabei könne das Leihsystem gleich mitberücksichtigt werden. Zudem sei das aktuelle System mit der Abhängigkeit von den ab Januar verkürzten Öffnungszeiten der Velostation im Fahrradgeschäft „follow me“ „alles andere als zeitgemäß“ (wir berichteten bereits). Das Geschäft bleibt künftig montags geschlossen, dienstags bis samstags wird erst um 9.30 statt um 9 Uhr geöffnet. Rufer wünscht sich zudem eine Verknüpfung mit Fahrkarten für den Öffentlichen Nahverkehr und forderte, die Stadtwerke bei der Planung miteinzubeziehen.
Beispielsweise schwebt der SPD eine nutzerfreundliche Kombination mit Monats-, Schüler- und Einzelfahrkarten sowie dem Ein-Euro-Ticket vor. Auch eine Kooperation mit den Schweizer Nachbarn sei wünschenswert.
Die Kommunen Bad Säckingen sowie Stein im Kanton Aargau sind laut der von Gerd Haasis, Fachbereichsleitung Stadtentwicklung und Stadtplanung, verfassten Beschlussvorlage zudem dabei – in Kooperation mit der IBA Basel – testweise ein grenzüberschreitendes E-Bike-Sharing mit einem privatwirtschaftlichen Unternehmen einzuführen. Wenn dieses System gut läuft, wird angestrebt, es auf die gesamte Agglomeration auszuweiten. Der Kanton Basel-Stadt habe Anfang November zudem eine Gesamtdienstleister-Ausschreibung für ein größeres, gesamtstädtisches Veloverleihsystem veröffentlicht.
Sinnvoll oder nicht?
„Es ist schwer zu sagen, wie groß der Bedarf dafür ist“, kommentierte Gerd Wern-thaler (Grüne) den Antrag der Sozialdemokraten. Dennoch sollte ein 24-Stunden-Leihsystem „in Angriff“ genommen werden, es dürfe sich aber nicht um eine „Insellösung“ nur für die Stadt handeln.
„Wir haben schon ein System, in das wir am Anfang einen großen Brocken investiert und zwischendurch eine Summe nachgeschoben haben“, erklärte Bernhard Escher (CDU). Er habe Zweifel, dass die Nachfrage so groß sei, dass sie einen Ausbau des bestehenden Systems rechtfertige.
Die Freien Wähler begrüßten hingegen den Vorstoß: „Wir finden das sinnvoll und können uns dem Antrag anschließen“, sagte Matthias Lindemer.
Matthias Koesler (FDP) wies auf den seit dem Jahr 2010 bestehenden Vertrag zwischen der Stadt Lörrach und „follow me“ über den Betrieb der Velostation und dem Fahrradverleih-Service hin. „Der Verleih funktioniert hervorragend, das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen.“ Zudem laufe der Vertrag seines Wissens noch zwei Jahre, weshalb es aktuell seiner Meinung nach wenig Sinn ergebe, über ein neues System zu diskutieren.
Die Stadt steht einer Ausweitung des Angebots grundsätzlich positiv gegenüber. „Ich sehe aber Ihre Bedenken“, sagte Oberbürgermeister Jörg Lutz. Die beschlossenen umfangreichen Prüfungen sollen nun zeigen, ob die Ausweitung sinnvoll und vor allem auch wirtschaftlich ist. Ein Zwischenbericht ist vor der Sommerpause 2020 des Gemeinderats geplant.
