Lörrach „Ramadan ist nicht nur Hungern“

Regine Ounas-Kräusel
Stipe Slisko (v. l.), Wilhelm Schwendemann, Jürgen Rausch, Maraike Koch (Leiterin des Instituts Zeit & Wissen, SAK) und Studierende der EH Freiburg. Foto: Regine Ounas-Kräusel Foto: Die Oberbadische

SAK: Dritter Interreligiöser Fachtag

Lörrach - Beim dritten Interreligiösen Fachtag im Alten Wasserwerk erhielten am Mittwoch fast 100 angehende Erzieherinnen Anregungen, wie sie Kinder in der Kita dafür sensibilisieren können, dass manche Kinder eine andere Religion haben. Studierende der Evangelischen Hochschule (EH) Freiburg informierten sie an Stationen über die großen Feste der Weltreligionen und zeigten, wie sie diese kleinen Kindern mit Spielen und Aktionen näher bringen können.

Das Institut für Zeit und Wissen des SAK, das Fachkräfte in der Kinder und Jugendarbeit weiterbildet, die EH Freiburg und die Mathilde-Planck-Schule Lörrach, die Erzieherinnen ausbildet, veranstalteten den Fachtag gemeinsam. Er empfinde den Tag als Bereicherung, weil die angehenden Erzieherinnen praktische Ideen mitnehmen könnten, sagte Site Slitko, Lehrer an der Mathilde-Planck-Schule. Studierende der Kindheitspädagogik stellten die großen Feste der fünf Weltreligionen vor: Das Laubhütten- und das Chanukka-Fest der Juden, den Fastenmonat Ramadan der Muslime mit dem Zuckerfest, Nikolaustag und Ostern bei den Christen, das Holifest der Hindus und das Vesakh-Fest der Buddhisten. Sie hatten dies mit ihrem Professor Wilhelm Schwendemann und mit dem SAK-Geschäftsführer Jürgen Rausch erarbeitet, der auch an der EH Freiburg lehrt.

Für das jüdische Laubhüttenfest hatten die Studenten eine kleine mit einem Palmzweig bedeckte Hütte und einen Teller mit Obst aufgebaut. Mit dem Laubhüttenfest würden die Juden die Erfahrung feiern, dass Gott ihre Vorfahren auf ihrer 40-jährigen Reise durch die Wüste zum gelobten Land geführt und versorgt habe, erzählten die Studentin Inna Dick und ihre Kollegen. In der Thora weise Gott die Juden an, zur Erinnerung ein fröhliches Fest zu feiern. Die Studierenden schlugen den angehenden Erzieherinnen vor, mit den Kindern kleine Laubhütten zu bauen oder ein Kreisspiel mit der Frucht „Ekrot“ zu spielen, die beim Laubhüttenfest das Herz symbolisiert. Ein Kind, das plötzlich zwei weitergegebene Früchte – ein Symbol für ein gespaltenes Herz – in der Hand hält, scheidet aus.

An der Station zum Ramadan und zum Zuckerfest stellte sich eine Teilnehmerin als Muslimin vor. „Im Ramadan geht keineswegs nur ums Hungern“, erzählte sie. Vielmehr gehe es darum, schlechte Gewohnheiten abzulegen, ruhiger zu werden und sich für die Armen zu engagieren – so ähnlich wie an Weihnachten, meinte sie. Die Studierenden schlugen vor, in der Kita zum Beispiel muslimische Eltern zu gemeinsamen Festen einzuladen oder einen Ramadan-Kalender ähnlich einem Adventskalender zu basteln. Hinter jedem Türchen gebe es Vorschläge für Geschichten und Spiele zum Ramadan.

„Ich muss ja als Kind befähigt werden, als Jugendlicher oder junger Erwachsener religiöse Entscheidungen zu treffen“, betonte Schwendemann warum man schon in der Kita den Kleinen religiöse Feste nahe bringen sollte. Auch der Orientierungsplan in Baden-Württemberg sehe das vor. Wer Kinder zur Offenheit erziehen wolle, müsse auch über seine eigene Religion nachdenken, waren sich die Veranstalter einig.

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