Lörrach Rasanter Ritt durch die Finanzwelt

Die Oberbadische
Chin Meyer im Dollar-Noten-Look erklärt die Welt des Geldes Foto: Markus Greiß Foto: Die Oberbadische

Kabarett: Chin Meyer ging im Burghof der Frage nach, ob Geld sexy macht

Von Markus Greiß

Lörrach. Für die Liebe des jungen Paars, das Chin Meyer am Donnerstagabend zum Ende seines Programms „Macht! Geld! Sexy?“ in die Mangel nahm, waren weder Macht noch Geld entscheidend. Die beiden hatten sich bei einer Jugendfreizeit kennengelernt und gaben dem Publikum im gut besuchten Burghof nun tapfer Auskunft über ihre ersten gemeinsamen Tage. Diese „Eckdaten“ (O-Ton Meyer) verarbeiteten der Kabarettist und sein Pianist Claus Dieter Bandorf flugs zu einem perfekt funktionierenden Song. Mit der verblüffenden Improvisation setzten sie den Schlusspunkt unter ein rasantes zweieinhalbstündiges Programm, in dem viele ihr Fett abbekamen: der VW-Konzern und seine gestelzten Erklärungsversuche zum Dieselskandal, die von Materialmängeln geplagte Luftwaffe („militärische Entsprechung von Air Berlin“), AfD-Politiker Gauland und dessen Ankündigung, „uns unser Land zurückzuholen“ sowie Trump und die Industrielobbyisten im Bundestag.

Meyer beklagte eine globalisierte Welt ohne globalisierte Regeln

Meyer beklagte eine globalisierte Welt ohne globalisierte Regeln, geißelte die Homophobie patriarchalischer Staatslenker und kritisierte das Wahlvolk, speziell das britische. Dessen Abstimmungsverhalten war für ihn nur eine von vielen Gelegenheiten des Abends, in die Sängerrolle zu schlüpfen. Den Joe-Cocker-Hit „Unchain my heart“ dichtete er zu „Unbrexit me“ um, und Bob Geldofs Rocksong „I don’t like Mondays“ zu „I don’t like Brexit“.

Für die erdachte indische Wohltätigkeitsorganisation „Protect Profit“ besang er mit köstlichem indischen Einschlag die Vorzüge des Kohlemachens, und zu Joe Cockers „You can leave your hat on“ ließ er den Beamtenzweiteiler des Steuerfahnders Siegmund von Treiber fallen, um einen komplett mit Dollarscheinen bedruckten Anzug überzustreifen. So war klar: Jetzt geht‘s um‘s Geld – etwas, das Pianist Bandorf offenbar nicht ausreichend hat.

Dieser verbündete sich mit dem Publikum, um Meyer zur Aufbesserung seines schmalen Honorars zu nötigen: „I need a dollar, dollar, a dollar is what I need!“, stimmte Bandorf den Titel des US-Sängers Aloe Blacc an, die Zuhörer im Saal antworteten mit einem kräftigen „hey hey!“

Viele Dollars, besser gesagt Euro, braucht EZB-Chef Mario Draghi, an dem sich Meyer ebenfalls abarbeitete. 30 Milliarden sind es, die die EZB derzeit für Anleihekäufe zur Stützung der Wirtschaft monatlich ausgibt. „Ausgedachtes Geld“, befand Meyer, und quittierte die Finanztransaktionen der Zentralbanker mit dem Lied „Skandal um Draghi.“

Einblicke in die 3000-jährige Geschichte des Geldes

Dann zeichnete er die 3000-jährige Geschichte des Geldes von den Goldmünzen der Antike bis hin zum Papiergeld der Neuzeit nach, die uns „die einzige weltumspannende Religion“ beschert habe. Schließlich glaubten alle ans Geld.

Meyer traf im Burghof auf ein fachkundiges Publikum, outeten sich doch im Zwiegespräch mit seinen Zuhörern aus Südbaden und der Schweiz mehrere Bank- und Versicherungsangestellte. Meyers Nachhilfe in Sachen Geld nahmen sie trotzdem gerne an und erteilten dem gebürtigen Hamburger, dem Schopfheim kein Begriff war, dafür eine gehörige Lektion in Geografie.

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