Lörrach Rasende Radfahrer?

Kristoff Meller

Mobilität: Anwohner beklagen Konflikte durch neuen „Rollatorstreifen“ in der Inzlinger Straße.

Lörrach - Für die einen ist es ein Segen, für die anderen ein Fluch: Der neue „Rollatorstreifen“ in der Inzlinger Straße in Stetten. Dort wurde das holprige, historische Kopfsteinpflaster im Juli teilweise durch flache Steine ersetzt. Was gut für Kinderwagen, Rollatoren und für ältere Fußgänger ist, sorgt laut Anwohnern gleichzeitig für mehr Verkehr und rücksichtlos rasende Radfahrer.

Erst wurde der Eingriff ins historisch anmutende Straßenbild während der Bauphase bei Facebook als „unsensibel“ und „unschön“ kritisiert (wir berichteten), nun gibt es neue Probleme: „Der Streifen ist eine große Erleichterung für die älteren und gehbehinderten Menschen. Er ist jedoch auch eine angenehme Alternative für Rad-, Roller- und Autofahrer, was wir absolut nachvollziehen können“, erklärt Anwohnerin Katrin Yüksel.

Aber: Dieser Teil der Inzlinger Straße ist eine Spielstraße – es gilt Schrittgeschwindigkeit. Schon immer habe es Probleme mit zu schnell fahrenden Fahrzeugen gegeben, seit der Fertigstellung des Streifens habe sich dieses Problem nun verschärft, so Yüksel. Seit der Abschnitt keine Holperstrecke mehr ist, seien die meisten Fahrer „viel schneller als die vorgegebene Schrittgeschwindigkeit“.

Unerlaubte Nutzung des Streifens in beide Richtungen

Ein weiteres Problem: Die meisten Rad- und Rollerfahrer seien nun immer auf dem Streifen unterwegs – egal in welche Richtung. „Sie fahren auf der falschen Straßenseite und gefährden Fußgänger sowie aus den Ausfahrten fahrende Autofahrer“, beklagt Yüksel.

Am Montagabend sei sie beispielsweise „fast umgefahren“ worden, als sie von der Rebgasse kommend in die Inzlinger Straße einbiegen wollte. „Ein Radfahrer kam von rechts auf der linken Straßenseite, und sowohl er als auch ich hatten keine Möglichkeit, uns zu sehen.“

Außerdem habe sie es schon öfter erlebt, „dass Radfahrer die Fußgänger wegklingeln, da sie denken, dass es sich um einen Radweg handelt“. Ältere Nachbarn hätten ähnliche Erfahrungen gemacht und fühlten sich gefährdet.

Der Bau der „Rollator-Spur“ geht auf einen Wunsch des Lörracher Seniorenbeirats zurück. Dieser hatte bei einer Ortsbegehung auf die dringend notwendige Verbesserung des Straßenabschnitts hingewiesen. Eine Nachbarin von Yüksel war bei dem Treffen mit dem Seniorenbeirat anwesend, habe damals aber nicht mit einer Lösung gerechnet, „bei der sie Angst haben muss, umgefahren zu werden“.

Velofahrer interpretieren Streifen als Radweg

Zudem führe die unterschiedliche Pflasterung zu Missverständnissen: Sie habe schon Radfahrer gehört, die sich im Vorbeifahren lautstark fragten, wann endlich die Markierung für den Radweg angebracht werde.

All diese Dinge hat Katrin Yüksel nach eigener Aussage der Verwaltung mitgeteilt: „Die Stadt reagiert aber weder auf unsere E-Mails noch auf Anrufe.“ Die besagte Nachbarin habe vor einer Woche bei der Kommune angerufen und ihr sei lediglich mitgeteilt worden, „dass das Problem bekannt ist, sich bereits mehrere Personen gemeldet haben und dass sie sich diese Woche noch einmal melden soll“, schildert Yüksel.

„Schnelle Lösung“ gefordert

Sie fordert nun: „Es muss eine schnelle Lösung für dieses von der Stadt geschaffene Problem gefunden werden und zwar bevor ein Unfall passiert und jemand zu Schaden kommt.“ Viele Radfahrer reagierten mit Unverständnis, „wenn wir sie auf die geltende Geschwindigkeit oder auf die Fahrtrichtung aufmerksam machen“.

Die Anwohner seien im Vorfeld „in keinster Weise in die Planungen miteinbezogen“ worden, “, beklagt Yüksel. Es sei zudem „ein Unding, dass wir nicht einmal eine Antwort erhalten, weder vom Fachbereich Straßen, Verkehr, Sicherheit noch von der Bürgermeisterin.“

Der zuständige Fachbereichsleiter Klaus Dullisch bestätigte auf Anfrage unserer Zeitung am Dienstag, dass die Problematik bekannt sei. Der Verwaltung liege seines Wissens aber bislang lediglich eine Anfrage eines Anwohners vor. Die Antwort auf dieses Schreiben befinde sich noch in Abstimmung.

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