Lörrach Schritt für Schritt fürs Klima

Celina Ritter
Mit dem Rad unterwegs: unsere Bogy-Praktikantin, HTG-Schülerin Celina Ritter Foto: Kristoff Meller

Klimaschutz I: Selbstversuch: Unsere Bogy-Praktikantin versucht ihre CO2-Bilanz im Alltag aufzubessern

Lörrach - „Fridays for Future“ (FFF) ist inzwischen überall bekannt: Millionen von Schülern gehen freitags für das Klima auf die Straße. Es gibt jedoch auch Kritiker. Ihre Hauptargumente: „Die wollen doch nur Schule schwänzen und sind selbst die größten Klimasünder.“ Unsere Bogy-Praktikantin Celina Ritter findet diese Vorwürfe ungerechtfertigt. Sie hat getestet, wo und wie sie im Alltag mehr für den Klimaschutz tun kann und über ihren zweitägigen Selbstversuch einen Artikel verfasst.

Viele denken, „FFF“ steht nur für Plastikmüllverzicht und weitere alltägliche Klimaschutzmaßnahmen, das stimmt aber nicht. FFF interessiert sich auch für die großen Themen: die Abschaffung fossiler Energien, also den Braunkohleausstieg, die Einführung der Kohlekraftsteuer und den Umstieg auf erneuerbare Energien. Dies kann jedoch nicht allein durch den Verzicht auf Plastik, sondern nur durch weitere aktive Beteiligungsformen erreicht werden. Und genau dies tun wir Schüler mit unseren Demonstrationen.

Dadurch sollen die Politiker auf uns aufmerksam gemacht werden und unsere Anliegen umsetzen. Denn ohne politische Hilfe sind diese Zielsetzungen nur weit entfernte Träume. Um das Klima zu retten, braucht es ein Zusammenspiel von Politik und Gesellschaft!

Doch nicht nur die Politiker können unsere Welt verbessern, auch wir können in unserem Alltag auf die Umwelt achten, um unseren Globus zu schützen. Was man grundsätzlich für den Klimaschutz tun kann, ist jedem klar. Das wollte ich selbst ausprobieren und habe zwei Tage lang versucht, so nachhaltig wie möglich zu leben.

Mein Tag beginnt also damit, den Rollladen zu öffnen, anstatt das Licht anzuschalten – keine große Sache, um Strom zu sparen. In der Dusche treffe ich jedoch schon auf mein erstes Problem: Ich besitze kein einziges Hygienemittel ohne Plastikverpackung. Im Internet finde ich zwar ein Stück festes Shampoo für rund fünf und mehr Euro ganz ohne Plastik. Der Haken: Durch die Produktion aus China und den Transport wird viel mehr CO 2 ausgestoßen, als wenn ich einfach die Plastikflasche aus dem örtlichen Supermarkt benutze. Also doch kein schlechtes Gewissen.

Zutaten aus der Region ohne viel Verpackungsmüll

Nachhaltig Frühstücken ist da einfacher: Zutaten aus der Region ohne viel Verpackungsmüll. Zwar gibt es je nach Saison nicht das Obst und Gemüse, das ich unbedingt essen möchte, dafür schmecken diese – in der richtigen Saison – dann viel besser. Wurst und Käse werden meist in Plastik verpackt, in manchen Märkten ist es aber beispielsweise möglich, eine eigene Mehrweg-Frischhaltebox mitzubringen,um Wurst, Käse und Co. zu verstauen und mitunter gibt es Mehrwegbeutel für Obst und Gemüse zu kaufen. Also haben wir sehr wohl die Möglichkeit, auch in großen Supermärkten, umweltbewusst einzukaufen. Wasser gibt es zudem aus Glasflaschen oder einfach aus dem Wasserhahn – also auch kein Problem.

Bevor ich das Haus verlasse, stelle ich sicher, dass alle Lichter aus sind und die Heizungen ebenfalls. Aus Gewohnheit fahren meine Familie und ich sowieso nur mit dem Fahrrad in die Stadt, nur bei längeren Strecken nutzen wir das Auto oder den Zug.

Zum Mittagessen gibt es heute frischen Spargel vom Markt mit selbst gemachter Soße und Kartoffeln – lecker und gut fürs Klima!

Aus Neugierde besuche ich danach einen „Second-Hand-Shop“ in der Stadt, die meisten Klamotten sind nicht mein Fall, trotzdem finde ich – nach langem Suchen – eine schöne Hose, die ich am folgenden Tag gleich anziehen werde, günstig ist sie ebenfalls, also zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Toll! Am Abend gibt es Brot vom Bäcker um die Ecke mit Honig von Bekannten.

Mein zweiter Tag verläuft fast gleich wie der erste, morgens wird Strom und Wasser gespart, danach gibt’s wieder ein Honigbrot. Als Mittagessen mache ich mir einen frischen Salat mit Paprika vom Markt und abends wieder Brot mit selbst gemachter Marmelade meiner Oma. Die Hose vom „Second-Hand-Shop“ entgeht dabei nur knapp einem Marmeladenfleck und sitzt super.

Rückschlag für meine CO2-Bilanz

Dafür gibt es leider einen Rückschlag für meine CO2-Bilanz, weil ich einen Redakteur mit dem Auto zum Termin nach Grenzach-Wyhlen begleite – mit dem Fahrrad hätte es einfach zu lange gedauert, schließlich muss der Redakteur den Artikel direkt danach noch schreiben.

Eine weitere Sünde passiert mir, als ich am Abend aus Gewohnheit einfach den Fernseher einschalte – man kann eben nicht auf alles verzichten. Allgemein bemerke ich aber, dass ich kaum Müll produziert habe und wenn doch, ist es wichtig, diesen richtig einzusortieren, damit er möglichst recycelt werden kann und nicht im Meer landet.

Nach zwei Tagen bin ich zumindest ein bisschen stolz auf mich. Wie man sieht, ist es zwar schon eine kleine Umstellung, klimabewusst zu leben, trotzdem kann und muss man nicht auf alles verzichten. Anfangs ist es schwer, sich aus der eigenen Komfortzone heraus zu bewegen. Hat man jedoch den ersten Schritt getan, kommt vieles von selbst ins Rollen.

Wenn wir alle klein anfangen, indem wir immer eine Stofftasche dabei haben und uns dann steigern, indem wir (fast) nur noch mit dem Fahrrad fahren, weniger Müll produzieren und möglichst alles recyceln, können wir zusammen doch Großes schaffen.

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