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Lörrach „Schlaglicht“ mit Schöpfkelle

Jürgen Scharf
Komponist Willi Vogl mit Dirigentin Brigitte Schnabel und den Vorstandsmitgliedern Renate Gassilloud und Thomas Willmann (von rechts) demonstriert schon mal die Klangeffekte mit Schöpfkelle und Esslöffel. Foto: Jürgen Scharf

Musik: Oberrheinisches Sinfonieorchester Lörrach spielt Uraufführung von Willi Vogls Komposition

Seit zwei Jahren wartet der Grenzach-Wyhlener Komponist Willi Vogl auf die Uraufführung seines Stücks „Schlaglicht“ für Schlagwerk und Streichorchester. Jetzt ist es endlich soweit, dass dieses Auftragswerk des Oberrheinischen Sinfonieorchesters Lörrach bei drei Sommerkonzerten in der Region aus der Klangtaufe gehoben wird.

Von Jürgen Scharf

Lörrach. Uraufgeführt wird das gut 20-minütige, dreisätzige Werk für einen Perkussionisten und Streicher am 3. Juli in Lörrach. Nachdem die Sommerkonzerte 2020 und 2021 abgesagt werden mussten, soll es nun im dritten Anlauf klappen. „Die Zeichen stehen gut, dass es über die Bühne geht“, so Vorsitzender Christian Leccese beim Pressegespräch mit dem Orchestervorstand und dem Komponisten am Mittwoch im Haus der Stadtmusik.

Brigitte Schnabel leitet das Sommerkonzert

Als Gastdirigentin wird Brigitte Schnabel, selber Geigerin, die Sommerkonzerte leiten. Sie ist seit Januar am Proben. Das Orchester, so Schnabel, „möchte dem Schlagzeug gerne zuschauen, die Klänge sehen“, aber der Schlagzeugsolist Nico Wolbert aus Karlruhe kommt erst in der heißen Endphase der Proben hinzu.

Bis dahin proben die Streicher allein das Programm mit Bela Bartoks Rumänischen Volkstänzen, Edvard Griegs Suite im alten Stil „Aus Holbergs Zeit“, dem „Idyll“ von Leos Janacek und der Neukomposition von Willi Vogl, wobei der Komponist bei einigen Proben selbst dabei ist, um in der Arbeitsphase seine Klangvorstellungen den Musikern zu vermitteln.

„Jetzt war mal ein Schlagzeugkonzert fällig“, so Vogl, der die Idee hatte, dass der Streichorchesterklang mit einem Solisten farbiger wird. Sein neues Werk hat interessante Klangfarben, ungewöhnliche Spieltechniken und ein erweitertes Instrumentarium. Das Orchester müsse sich hier erst mal einhören, sagte Brigitte Schnabel. Die Dirigentin hat eine genaue Vorstellung, wie man so etwas spielen sollte, und versucht das in den Proben umzusetzen. Das Stück sei anspruchsvoll und eine Herausforderung; es gebe Passagen, die seien ungewohnt und schwierig: „Man muss sich schon darauf einstellen, aber das Orchester schafft es gut“. Nur wo die Musik polyrhythmisch und solistisch wird, müsse das Orchester noch intensiv ran, so Schnabel, die hofft, dass alles gut funktioniert.

Klangwerkzeuge aus der Küche

Der Komponist, der an der Musikschule Lörrach Klarinette und Saxophon unterrichtet, weiß selber, dass seine gewählte Rhythmik ein Wagnis für ein Amateurorchester ist. Die drei Sätze seien aber klanglich deutlich voneinander zu unterscheiden. Der erste Satz („Das bunte Leben“) stellt das Hauptinstrument Marimbaphon vor. Es könnte karibische Gelassenheit beim Hören mitschwingen, wobei der Komponist bei den lateinamerikanischen Rhythmen nicht an Reggae, Calypso und Sunshine denkt, sondern eine eigene Rhythmik erschaffen hat. Der zweite Satz („Blick ins Jenseits“) mit Vibraphon, Glockenspiel und Liegetönen der Streicher soll entrückt klingen; der dritte („Kinderspiel“) neben langen sphärischen Klängen auch geräuschhafte Einwürfe einbringen.

Nach einem martialisch klingenden Einsatz von Becken und Tomtom des Solisten werden die Streicher selber perkussiv tätig: ein Überraschungseffekt nicht nur für das Publikum, sondern auch für die Musiker, die plötzlich mit untypischen Klangwerkzeugen aus der Küche wie Schöpfkelle und Esslöffel agieren. Der Komponist will dies verstanden wissen als „eindringliche Morsezeichen“ und eine Art „musikalischen Appell für eine bessere Welt“. Diesen Effekt wird Vogl in seiner öffentlichen Werkeinführung demonstrieren.   Sommerkonzert 3. Juli, 18 Uhr, Sparkasse Lörrach; 9. Juli, 19.30 Uhr, Evangelische Pauluskirche Badenweiler; 10. Juli, 19 Uhr, Stadthalle Wehr

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