Lörrach „Schlimme Zustände“

Kristoff Meller
 Foto: Kristoff Meller

Mieter klagen über Situation in den Hochhäusern am Schützenwald – Wieder einmal.

Lörrach - Sie ragen markant am Schädelberg empor: die beiden Hochhäuser Schützenwaldweg 10 und 14. Von außen wirken sie trotz ihrer Größe unscheinbar, im Inneren liegt seit Jahren einiges im Argen. Die neue Hausverwaltung arbeitet nach eigener Aussage an Verbesserungen.

Ein Dauerthema war und ist die Heizung, erklärt Mieter Peter Schmider im Gespräch mit unserer Zeitung. Mehrfach sei das Heizöl ausgegangen. Im 14er-Haus werde inzwischen mit Gas geheizt, im 10er-Haus, wo sich Schmiders Wohnung befindet, sei ebenfalls eine Umstellung geplant. In der vergangenen Heizperiode sei das Öl jedoch wieder ausgegangen. „Anscheinend wurde wegen der anstehenden Umrüstung kein Heizöl mehr nachgekauft“, mutmaßt Schmider. Die Folge: „Auf mehr als 16 bis 18 Grad ging die Temperatur nicht mehr hoch.“

Der frühere Bürgermeister von Fischingen hat seit 14 Jahren seinen Zweitwohnsitz im 10er-Haus und schätzt wie viele andere ältere Mieter die zentrale aber relativ ruhige Lage der Häuser. „Es ist nur traurig, wie sich die Verhältnisse entwickelt haben. Ich habe inzwischen einen riesigen Ordner mit Unterlagen dazu. Die Zustände sind wirklich schlimm.“

Ein weiterer Kritikpunkt: Die Notrufsysteme in den Fahrstühlen funktionieren laut Schmider nicht. „Die Leitung läuft über die Telekom, und offenbar wurde die Rechnung nicht bezahlt. Das kann doch nicht sein.“ Zudem blieben die Lifte öfters stecken.

Hausverwaltung nicht vor Ort

Schmiders Mietvertrag wurde 2005 aufgesetzt. Damals habe es direkte Ansprechpartner vor Ort gegeben, inzwischen sei die Hausverwalter für die Mieter laut Schmider kaum noch greifbar: „Die lokale Firma Scheuermann ist nur fürs Putzen zuständig, von der Hausverwaltung war schon ewig niemand mehr vor Ort.“

Angefangen hat das Dilemma, als die Investitionsgesellschaft Speymill mit Sitz auf der Isle of Man die Gebäude Ende 2006 erwarb. 2011 geriet diese in die Insolvenz, die Häuser gehörten inzwischen jedoch der Berliner Tochterfirma „Goal“. Als Hausverwaltung war die Firma „Peloton“ zuständig, die eng mit Speymill und Goal verbunden war und Immobilien in ganz Deutschland betreute. Für die Mieter war sie kaum zu erreichen – ebenso wie für Journalisten.

Im Mai 2018 erhielten Schmider und die anderen Mieter ein Schreiben der Zentral Boden Vermietung und Verwaltung GmbH, die in der Zwischenzeit die Hausverwaltung übernommen hatte. Diese teilte darin mit, dass ab Ende des Monats die Vivanium Real Estate Services die Verwaltung übernehmen werde. Diese werde sich zeitnah bei den Mietern vorstellen. „Ich habe aber nie etwas von denen gehört“, sagt Schmider. Als er selbst telefonisch auf Mängel hinweisen wollte, habe es stets geheißen, die Niederlassung sei nicht zuständig.

Außerdem nehme der Leerstand zu: „Früher kam eine Firma mit ausländischen Arbeitern, hat nach dem Auszug saniert, und dann wurde die Wohnung zu völlig überhöhten Preisen angeboten. Jetzt kommen keine Handwerker mehr und immer mehr Wohnungen stehen leer“, erzählt Schmider.

Vivanium wirbt auf seiner Homepage hingegen damit, Konzepte für eine „innovative Bewirtschaftung von Immobilien“ zu entwickeln.

Managing Partner äußert sich

Auf Anfrage äußerte sich Dirk Tönges, Managing Partner der Vivanium, schriftlich: „Der Aufzug funktioniert und wurde letztmals im Januar 2018 vom TÜV geprüft. Sollten die Notrufe nicht funktionieren, wäre der Aufzug sofort stillgelegt worden. Eine Fehlfunktion ist uns nicht bekannt. Wir werden der Sache nachgehen.“

Zur Kontaktaufnahme mit der Verwaltung erklärt er: „Die Mieter erreichen uns stets zu jeder Zeit. Wenn nicht uns direkt, dann den Hausmeister. Die Nummern hängen im Haus. Leider ist das Klientel dort so problematisch, dass die Hausaushänge dauernd erneuert werden müssen. Auch die Firma Altmann steht den Mietern vor Ort im Notfall zur Verfügung und leitet uns Probleme weiter.“

Zur Heizproblematik schreibt Tönges: „Die Heizung in Haus 10 ist seit 1. Mai abgestellt, da diese defekt war und gerade erneuert wird. Ein Energieberater war bereits vor Ort und die Ausschreibungsphase läuft. Der Eigentümer hat alles getan, dass die Heizung, trotz des Alters, den Winter übersteht.“

Tönges erklärt zudem: „Es ist richtig, dass das Mietklientel in den Häusern sehr schwierig ist, aber der Eigentümer nun nach und nach die offenen Punkte in Angriff nimmt (Wohnungssanierung, Erneuerung der Hauseingänge, etc.). Man muss aber auch festhalten, dass das Objekt in Lörrach keine große Zustimmung findet und die Presse bereits negativ hierzu eingestellt ist.

Ein neuer Eigentümer schafft es sicherlich nicht, innerhalb eines Jahres alle Fehler der vergangenen 50 Jahre zu beheben. Aber wir sind derzeit auf dem Weg dorthin und bitten die Nachbarn und die Gemeinde um Geduld. Auch stehen wir in engem Kontakt mit der Stadt (Denkmalschutz) und versuchen weiter Verbesserungen anzuregen.“

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