Lörrach Schule schreibt Stadtgeschichte

Peter Ade
Fast genau vor 150 Jahren – am 27.Oktober 1872 – ist das Gebäude der Lörracher Hebelschule feierlich eingeweiht worden. Foto: Fotos: Florian Ade

Hebelschule: Gebäude vor 150 Jahren eingeweiht / Hubert Bernnat beleuchtet bewegte Historie

Fast genau vor 150 Jahren – am 27.Oktober 1872 – ist das Gebäude der Hebelschule feierlich eingeweiht worden. Die lange und vielseitige Geschichte des Hauses hat der Historiker Hubert Bernnat in der Reihe „Lörracher Hefte“ in einem Buch zusammengefasst. Darin schildert er auf 150 Seiten die Entwicklung von der einstigen Volksschule zur heutigen Hebelschule.

Von Peter Ade

Lörrach. Bernnats Recherchen bieten viel Wissenswertes, unter anderem zur Lörracher Stadtgeschichte und zur Geschichte des badischen Schulwesens. Daher auch der Untertitel des Buchs: „Ein Beitrag zur Schulgeschichte Badens und Stadtgeschichte Lörrachs“. Deutlich vor Augen geführt wird die sich wandelnde Rolle von Bildung in Staat und Gesellschaft.

Erst 1908 erhielt die damalige „Volksschule Lörrach“ den Namen „Hebelschule“. Nach der Eingemeindung von Stetten war die Benennung angezeigt, denn es gab im damals neuen Stadtteil ebenfalls eine „Volksschule“.

Die bis heute etwas eigenwillige Lage der Hebelschule direkt neben Amtsgericht und Gefängnis wurde nach der Errichtung noch durch die Nachbarschaft zum alten Friedhof ergänzt. Dieser war zwar schon stillgelegt und außerhalb der Stadt neu angelegt worden. Die Gräber blieben jedoch aus Pietätsgründen zehn weitere Jahre bestehen.

Im Buch gezeigt werden historische Fotos und Gegenstände, die früher im Unterricht verwendet wurden. Eine alte Schulbank gibt einen Eindruck davon, wie Schüler früher im Klassenzimmer saßen. Bernnats Texte beleuchten die Entwicklung des Hauses in all ihren Facetten. Ebenso verrät das Buch einiges über den Dichter Johann Peter Hebel, nach dem die Schule und der Park benannt sind.

Denkmal wurde abgebaut

Der Autor schildert zunächst die Gründerjahre der von 1872 bis 1900 entstandenen und einstmals einzigen Lörracher Volksschule. Präzise beschreibt er deren Entwicklung und das Gebaren im Dritten Reich. Eine Lehrkraft sei damals sogar in SA-Uniform zum Unterricht erschienen.

Ein weiterer unrühmlicher Vorgang während des Kriegs war der Abbau des 1910 eingeweihten Hebeldenkmals im Park. Es sollte eingeschmolzen werden, was verhindert werden konnte. Nach dem Krieg wurde der Namenspatron gleich zweimal in den Fokus gerückt: Das erste Fest, das die Franzosen 1946 in Lörrach wieder erlaubten, war das Hebel-Fest, bei dem auch das Denkmal wieder aufgestellt wurde. Ein Jahr später – wieder beim Hebelfest - wurde erstmals die Grenze zu Riehen in der Schweiz wieder geöffnet.

Ein weiterer Blick zurück erinnert an das Jahr 1867 „mit Überlegungen für den dringenden Neubau einer Volksschule“. Feierlich eingeweiht wurde diese im Oktober 1872. Dazu heißt es: „Der wirkungsvolle, breitgestreckte dreistöckige Bau mit seinen 14 Schulsälen, einer Lehrerwohnung und der Wohnung des Schuldieners … zeugen, in welch‘ schöner Weise die Stadt Lörrach ihrer Aufgabe der Fürsorge für die Erziehung und Bildung der Jugend eingedenk ist.“

Rund 800 Kinder wurden damals konfessionsübergreifend in zwei Schichten unterrichtet. Die Möglichkeit, Kinder unterschiedlicher Konfession gemeinsam zu unterrichten, hatte überhaupt erst den Neubau ermöglicht, da sonst zwei separate Gebäude notwendig gewesen wären. In der Markgrafschaft Baden wurde dies ab dem Jahr 1868 vergleichsweise früh ermöglicht.

Start der Förderschule

Anfang des 20. Jahrhunderts geriet das Gebäude immer mehr unter Druck. 1904 zog die Handelsschule ein, deren Unterricht abends und samstags stattfand. 1908 begann mit einer „Hilfsklasse“ die Förderschule. Im selben Jahr kam Stetten mit seiner Volksschule zu Lörrach. Im Inflationsjahr 1923 wurden für 250 Millionen Mark Ausbesserungen vorgenommen. 1924 erhielt die Schule teilweise elektrisches Licht und Telefon.

„Die Hebelschule ist ein großes Stück Lörracher Schulgeschichte“, erinnert Bernnat und erläutert: „Bis auf das Gymnasium sind alle anderen Schularten aus der Hebelschule hervorgegangen.“ So wurde dort etwa eine erweiterte Volksschulbildung angeboten. Sie bildete die Vorstufe zur Realschule. Die nun 1300 Schüler bei 10 000 Einwohnern machten einen Erweiterungsbau notwendig, der bis 1900 an der Bahnhofstraße zum Amtsgericht hin realisiert wurde.

Im dritten Stock der Hebelschule war unter dem Namen „Fortbildungsschule“ die Gewerbeschule untergebracht. 1892 erfolgte der Bau der ersten Lörracher Turnhalle. Im gleichen Jahr wurde die „Bürger- und Töchterschule“ – mit Französisch für Begabte – eingerichtet.

Das Buch „150 Jahre Hebelschule. Ein Beitrag zur Schulgeschichte Badens und Stadtgeschichte Lörrach“ ist für 14,80 Euro im Dreiländermuseum und im Buchhandel erhältlich. Es ist in der Reihe der Lörracher Hefte erschienen.

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