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Lörrach Schutz und Sicherheitsgefühl der Fußgänger stärken

Die Oberbadische
Dieses Schild zeigt: In Utrecht wurde der Fahrradverkehr in der Fußgängerzone untersagt. Übersetzt lautet die Anordnung: „Fußgängerzone – Radfahrer absteigen“. Foto: Hubert Bernnat Foto: Die Oberbadische

Mobilität: CDU und SPD reagieren auf IG-Velo zur Sperrung der Fußgängerzone für Radler in Kernzeiten

Lörrach. Die Fraktionen von SPD und CDU im Lörracher Gemeinderat haben einen Antrag zur Sperrung des Kernbereichs der Lörracher Fußgängerzone in Kernzeiten für den Fahrradverkehr eingereicht. Darauf reagierte die IG-Velo. Ihre Stellungnahme haben wir unter der Überschrift „Wir sehen keinen konkreten Vorteil einer Sperrung“ (Ausgabe 3. August) veröffentlicht. Darauf haben jetzt die Stadträte Hubert Bernnat (SPD) und Ulrike Krämer (CDU) mit folgen der Stellungnahme reagiert:

„Man kann über unseren gemeinsamen Antrag durchaus geteilter Meinung sein, das muss in einer pluralen und liberalen Gesellschaft möglich sein und führt im günstigsten Falle zu einem konstruktiven Diskurs. Wenn allerdings die Stellungnahme der IG Velo zur Sperrung des Kernbereichs der Fußgängerzone zu Zeiten mit großem Betrieb für das Befahren mit dem Fahrrad folgendermaßen begonnen wird: ’In Deutschland werden Dörfer weggeschwemmt, aufgrund nationaler Ziele muss der CO2-Ausstoß radikal reduziert werden, in Lörrach wurde der Klimanotstand ausgerufen ….’, dann ist das Maß der Verhältnismäßigkeit und der Seriosität deutlich überschritten.

Wer die Not und das Leid der von massiven Überflutungen durch Starkregen betroffenen Menschen missbraucht, um gegen die Sperrung der Innenstadt für das Befahren mit dem Fahrrad Stimmung zu machen, der muss sich fragen lassen, ob er überhaupt an einer ernsthaften Auseinandersetzung interessiert ist.

Worum geht es? Es geht darum, zu Zeiten, in denen der Kernbereich der teilweise sehr engen Fußgängerzone sehr stark genutzt wird, diese für Menschen, die zu Fuß unterwegs sind, zu reservieren. Seniorinnen und Senioren, Familien mit Kindern, aber auch die vielen anderen durch die Fußgängerzone laufenden Menschen sollen sich frei bewegen können.

Ihr Schutz und ihr Sicherheitsgefühl sollen gestärkt werden. Die Innenstadt ist attraktiv und wird viel besucht, der Fahrradverkehr in der Stadt hat zugenommen. Beides sind begrüßenswerte Entwicklungen. Doch man muss zur Kenntnis nehmen, dass es Zeiten und Bereiche gibt, wo beide Entwicklungen miteinander kollidieren.

In der Turmstraße ist jetzt schon das Fahrradfahren untersagt. In der übrigen Fußgängerzone ist Schritttempo für das Fahrrad erlaubt. Schritttempo bedeutet ungefähr 4 km pro Stunde. Wo bitte liegt da der Unterschied zum Schieben, ganz abgesehen davon, dass das Einhalten von Schrittgeschwindigkeit wesentlich mühseliger ist.

Wir sind der Meinung, dass die durch unseren Antrag entstehenden Einschränkungen für das Radfahren zumutbar sind. Und wir sind der festen Überzeugung, dass deswegen niemand auf das Rad verzichtet und nun das Auto nimmt. Man könnte auch argumentieren, mehr Menschen verzichten auf das Auto, weil die Innenstadt nun noch attraktiver wird.

Hier wird auch nicht der Fußgänger gegen den Fahrradfahrer ’ausgespielt’, die Fahrradfahrer werden auch nicht ’erheblich’ eingeschränkt und der Antrag ist alles andere als ’unredlich’, geht er doch auf den Wunsch vieler Menschen, unter denen auch passionierte Fahrradfahrer sind, zurück.

Die IG Velo ist beileibe nicht die legitimierte Interessenvertretung der Fahrradfahrer, genauso wenig wie der ADAC die Interessenvertretung der Autofahrer ist. Die IG Velo erinnert aber fatal an einen alten ADAC-Slogan, mit dem ein Tempolimit verhindert werden sollte: „Statt Freie Fahrt für freie Bürger“ nun „Freie Fahrt für freie Radler!“

Überhaupt scheint in mancher Hinsicht die IG Velo von wenig Sachkenntnis getrübt. In einer Stellungnahme vom 5. Juni 2021 hatte es geheißen: ’1991 wurde ein Teil der Lörracher Innenstadt zur Fußgängerzone erklärt. Es scheint, dass für die Verkehrsplaner dies den Nebeneffekt hatte, außerhalb dieser Zone ihren Traum von der autogerechten Stadt zu verwirklichen.’

Gerade die Einführung der Fußgängerzone mit ihrem städtebaulichen Ziel „Straße – Platz - Zeichen“ war der offensive Beginn eines neuen Denkens, mit dem Abschied genommen worden ist von den Plänen einer autogerechten Stadt, wie sie in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts aufgestellt wurden. Zur Nachhilfe über diese städtebauliche Entwicklung sind wir gerne bereit.

Die IG Velo muss sich auch fragen lassen, warum in Holland in vielen Großstädten möglich ist, was bei uns angeblich die Verkehrswende behindert: die Sperrung großer Bereiche von Innenstädten für das Befahren mit dem Fahrrad. Bisher wurde immer nur gesagt, das könne man nicht vergleichen. Aber noch niemand hat erklärt, warum man das nicht vergleichen kann.

Es ist schade, dass die IG Velo, die viel gute Arbeit geleistet hat, sich in dieser Frage so verbohrt und argumentativ deutlich unter Niveau verhält. Wir können uns nicht vorstellen, dass dies im Sinne der vielen Radfahrer in Lörrach ist.“

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