Wenn in wenigen Tagen das Postgebäude an der Palmstraße abgerissen wird, werden tonnenweise Beton, Glas und Co. beseitigt. Einige Gegenstände von historischer oder kultureller Relevanz sollen jedoch für die Nachwelt erhalten werden. Ob dazu auch die Grundstein-Platte mit einem Gedicht des Mundartdichters Gerhard Jung gehört, ist allerdings noch ungewiss.

Von Kristoff Meller

Lörrach. „Frohis verchünde, Not überwinde, Mensche verbinde, des will d Post“, dichtete  der Hebelpreis- und Hebelplakettenträger  zur Einweihung des Gebäudes im Jahr 1974.  Gerhard Jung (1926 bis 1998) war Ausbilder bei der Deutschen Bundespost, als der Betonriese zwischen 1971 und 1974 entstand. Sein alemannisches Mundart-Gedicht wurde in Kleinbuchstaben – damals ein literarischer Trend – auf einer gusseisernen Grundstein-Platte im Eingangsbereich mit langen Dübeln fest im Mauerwerk verankert.

Genau das könnte ihr nun zum Verhängnis werden. Denn die Platte sitzt „bombenfest“, wie Kreisarchivar Oliver Uthe beim Ortsbesuch demonstriert: „Ein Herausmeißeln ist nach Aussage unserer Hausmeister nur mit hohem Aufwand zu betreiben.“

Um die Erlaubnis zur Demontage von Objektkunst vor dem Abriss hat sich das Kreisarchiv beziehungsweise das Landratsamt als ehemaliger Mieter des Gebäudes bereits im November gekümmert und diese von der Immobilienverwaltung Widerker erhalten. So konnten  laut Uthe bereits unter anderem kubische Metallziffern im Bauhausstil aus dem Gebäude entfernt werden.

„Beim  Schriftrelief von Gerhard Jung haben wir aus Kostengründen darauf verzichtet. Der Aufwand zur Bergung ist  wohl unverhältnismäßig. Wir haben die Platte stattdessen fotografisch dokumentiert. Das genügt uns“, erklärt Uthe. Zumal der Landkreis  kein eigenes Museum betreibt, wo ein solches Objekt einen „angemessenen Platz“ fände.

Indes bietet er soweit möglich „gerne technische Hilfestellung“ an, um die Platte doch noch zu bergen, bevor Ende des Monats die Bagger anrollen, wie Uthe erklärt. „Handwerklich begabte Literaturfreunde“ oder finanzkräftige Privatleute seien darum gerne willkommen.

Das Dreiländermuseum hat unterdessen bereits abgewunken: „Aus meiner Sicht stehen die Kosten nicht nur für die Bergung, sondern auch die dauerhafte Aufbewahrung im Museumsdepot nicht im Verhältnis zur historischen Bedeutung des Schildes, sodass wir dieses nicht in die Sammlung aufnehmen können“, erklärte Museumsleiter Markus Moehring auf Anfrage unserer Zeitung nach einer persönlichen Begehung.

Der Hausener Heimatforscher, Kommunalpolitiker und Hebelfreund Elmar Vogt will das Zeitdokument hingegen noch nicht den Baggern überlassen: „Ich bin da einfach etwas angefressen“, erklärte Vogt gestern im Gespräch mit unserer Zeitung.

Vogt, der ebenfalls einige Jahre bei der Post gearbeitet hat, setzt nach den Absagen aus Lörrach seine Hoffnung nun in die Stadt Zell im Wiesental. Jung ist gebürtiger Zeller und Ehrenbürger der Stadt, darum hofft Vogt, dass Bürgermeister Peter Palme „im Rahmen der Nachbarschaftshilfe“ eingreift, um  „die Tafel  zu retten“. Eine entsprechende Anfrage hat Elmar Vogt am Montag verschickt. „Gerhard Jung war schließlich kein Unbekannter in der Region. Die eine Hälfte seines Herzens schlug für die Post, die andere für Hebel und die Heimat.“