Lörrach Sensationelle neue Ergebnisse

Die Oberbadische
Die wertvolle Springer-Figur aus dem 12. Jahrhundert ist derzeit in der Rötteln-Ausstellung zu sehen. Foto: zVg/Dreiländermuseum

Dreiländermuseum: Röttler Schachfigur in der Sammlung.

Lörrach - Sie befindet sich derzeit in der aktuellen Ausstellung zur Burg Rötteln im Dreiländermuseum: Eine Schachfigur aus dem 12. Jahrhundert. Lange wurde ihre Bedeutung nicht erkannt und sie lagerte als Teil des regionalen Kulturgutes im Museumsdepot. Restaurierung, wissenschaftliche Expertisen und eine Auktion bei Sotheby‘s geben jetzt neue Hinweise auf ihre außergewöhnliche Bedeutung, schreibt das Museum.

Es handelt sich um den Springer eines Schachspiels aus dem 12. Jahrhundert, der auf Burg Rötteln verwendet wurde. Die Figur ist nach persisch-arabischem Vorbild geschnitzt und aus Elefanten-Elfenbein. Ein Objekt aus Elfenbein von einem afrikanischen Elefanten im Hochmittelalter auf Burg Rötteln – schon allein dies ist äußerst bemerkenswert und beweist den hohen Standard höfischen Lebens, der auf der Burg Rötteln geherrscht haben muss, schreibt das Museum in einer Mitteilung.

Gerade wurde bei Sotheby’s eine Schachfigur für 800 000  Euro versteigert, die ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert stammt. Es ist deshalb nicht vermessen, den Wert der Röttler Figur mit einer fünfstelligen Zahl zu beziffern, zumal die versteigerte Figur nur aus Walrosszahn besteht. Allerdings gehört diese zu einer künstlerisch sehr hochstehenden Serie aus der Wikingerzeit der Isle of Lewis, von der auch im British Museum in London Exemplare zu sehen sind. Dabei hatte ein schottischer Antiquitätenhändler die jetzt bei Sotheby’s versteigerte Figur im Jahr 1964 noch für fünf Pfund erworben, erst jetzt wurde ihr Wert deutlich.

Auch der hohe Wert der aus demselben Jahrhundert stammenden Röttler Schachfigur war über viele Jahre nicht bekannt. Als sie in den 1920er Jahren aus dem Schutt von Burg Rötteln geborgen wurde, wusste niemand die verschmutzten Kleinteile zu deuten. Jahrelang lag der Fund im Lörracher Museumsdepot.

Dadurch aber blieb dieses außergewöhnlich wertvolle Kulturgut der Nachwelt erhalten – so wie im Museumsdepot noch viele Schätze schlummern dürften, deren Bedeutung sich erst durch die Arbeit von Fachwissenschaftlern und Restauratoren erschießen wird. In einem mehrjährigen Prozess bis hin zur aktuellen Rötteln-Ausstellung ist es dem Museum dann gelungen, den Fund wissenschaftlich untersuchen und restaurieren zu lassen. Die Analyse zeigte, es handelt sich um acht Scheiben aus Elfenbein, die zusammengefügt die Schachfigur eines Springers ergeben. Er hat mit 4,5 Zentimeter eine beachtliche Größe und entspricht dem Typ von abstrakten Figuren, wie sie damals im persisch-arabischen Raum verwendet wurden.

Wahrscheinlich wurde das wertvolle Stück aus Italien an den Oberrhein gebracht. Die feine Bearbeitung des Elfenbeins zeigt Kreise, die eine Mähne symbolisieren, und ist deshalb eindeutig als Springer zu identifizieren. Nur auf Burg Pfeffingen im Baselbiet wurde bislang eine weitere mittelalterliche Schachfigur im Dreiland entdeckt. Das Schachspiel gehörte damals zu den Fähigkeiten, die ein Ritter beherrschen musste.

Die Figur ist in der aktuellen Ausstellung zur Burg Rötteln in dem Raum ausgestellt, der sich mit den Herren von Rötteln beschäftigt. Im Mitmach-Bereich der Ausstellung besteht außerdem die Möglichkeit, mit einem rekonstruierten Schachspiel zu spielen, das die damals verwendeten Figuren zeigt. Angesichts der Bedeutung der Röttler Schachfigur ließ das Museum für den Mitmach-Bereich der Ausstellung eigens dieses Spiel herstellen.

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