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Lörrach Sieben Neue und ein alter Hase

Guido Neidinger
 Foto: Kristoff Meller

Gemeinderatswahl: Junge Kandidaten hatten bei Grünen die besten Chancen. CDU nicht als Einheit präsentiert.

Lörrach - Die Wahlschlacht ist geschlagen, die Ergebnisse der Gemeinderatswahl liegen vor (wir berichteten). Hier ein etwas genauerer Blick auf die Resultate, auf Gewinner und Verlierer.

Die Gewinner der Wahl sind schnell ausgemacht: die Grünen, die FDP und die AfD, denn nur sie haben Mandate gewonnen. Verloren haben alle anderen Fraktionen: CDU, SPD und Freie Wähler. Aber es gibt Unterschiede. Lediglich für die Linke bleibt es bei dem einen bisherigen Mandat im Gemeinderat. Doch welche Gründe gibt es für die zum Teil immensen Gewinne und Verluste?

Die Grünen

Innerhalb von nur zehn Jahren haben die Grünen die Zahl ihrer Mandate von sechs auf zehn nahezu verdoppelt. Im Verhältnis zur CDU machten sie allein bei dieser Wahl 17,1 Prozentpunkte gut. Während sie um 8,9 Prozentpunkte zulegten, verlor die CDU 8,2 Punkte. Denkt man rein kommunal, müssten die Grünen eine überragende politische Arbeit in den vergangenen fünf Jahren geleistet haben. Da dies so nicht erkennbar ist, spricht viel dafür, dass die Arbeit vor Ort für die gewaltigen Zugewinne zweitrangig ist. Die Grünen haben von überregionalen Trends überproportional profitiert. Außerdem durfte zum zweiten Mal ab 16 Jahren gewählt werden. Auch dies hat den Grünen im Zusammenspiel mit der Klimadebatte und den Schülerdemos in die Karten gespielt. Alle Wahlanalysen besagen, dass die Grünen in der Gunst der jüngsten Wählergruppe weit vorne liegen und junge, im politischen Geschäft völlig unbekannte Kandidaten bei den Grünen die besten Chancen hatten, gewählt zu werden.

Die CDU

Dass die CDU die klare politische Nummer eins in Lörrach ist, hatte den Charakter eines ungeschriebenen Gesetzes. Bis am Montagabend. Verluste hatten selbst CDU-Optimisten eingeplant, aber nicht diesen erdrutschartigen Einbruch. Auch hier gilt: An der Arbeit vor Ort kann dies nicht gelegen haben, auch nicht am durchaus professionellen Wahlkampf. Der Wind bläst der Union derzeit ins Gesicht. Das bekamen jetzt auch die Lörracher Christdemokraten zu spüren. Es wäre aber zu einfach, die Gründe nur im Land oder im Bund zu suchen.

Die CDU-Fraktion präsentierte sich in der zurückliegenden Legislaturperiode nicht immer geschlossen. Im Gegenteil: Querelen an der Spitze zogen sich hin. Schließlich musste die Fraktion sich neu sortieren. Das wirkte sich sicherlich negativ aus. Unbeschadet ging Ulrich Lusche aus dem Streit hervor. Er konnte sein überragendes Ergebnis von 2014 mit 12 951 Stimmen zwar nicht ganz wiederholen, blieb mit 10 788 Stimmen aber klarer CDU-Stimmenkönig.

Die SPD

Die Sozialdemokraten haben zwar ein Mandat verloren, aber die Wahl haben sie nicht verloren. Trotz ihrer Verluste von vier Prozentpunkten können sie zufrieden sein. Sie haben dem beängstigenden Negativtrend ihrer Bundespartei getrotzt und liegen mit 18,2 Prozent deutlich besser.

Dies ist zwar kein Einzelfall, dürfte aber auch daran liegen, dass die SPD eine klare und für den Wähler nachvollziehbare Kommunalpolitik gemacht hat, und dies auch mehrfach vermitteln konnte, zum Beispiel beim Ein-Euro-Ticket oder beim Protest gegen unsoziale Grundstücksverkäufe nach Höchstgebot. Auch der Wahlkampf war peppig, modern und inhaltsreich. So komisch es klingt: Trotz ihrer Verluste gehört die SPD eher zu den Wahlsiegern.

Freie Wähler

Kaum von Trends auf höherer politischer Ebene sind die Freien Wähler betroffen. Sie werden fast ausschließlich an ihrer Arbeit vor Ort gemessen. Die geringen Verluste von 1,6 Prozent zeigen, dass die Bürger mit ihrer Politik insgesamt zufrieden sind. Aber ähnlich wie die CDU leisteten sich auch die Freien Wähler anhaltende Streitigkeiten, die noch in guter Erinnerung sind und den Freien Wählern sicher nicht genutzt haben.

Die Anderen

Die FDP hat sich erholt, auch aufgrund des Bundestrends. Ihre Arbeit vor Ort war eher unauffällig. Erstaunlich, dass mit Peter Jensch (81) ein Senior in den Gemeinderat zurückkehrt. Das ist frustrierend für junge Kandidaten. Die Linke stagniert und stach politisch ebenfalls nicht hervor. Dass die AfD in den Gemeinderat einzieht, war zu erwarten.

Sonstiges

Der Frauenanteil bleibt mit 14 Stadträtinnen gleich. Sie stehen 18 Männern gegenüber. Die meisten Frauen stellen die Grünen (sechs). In den neuen Lörracher Gemeinderat ziehen sieben Polit-Neulinge ein. Hinzu kommt Peter Jensch, der dem Gremium bereits von 1980 bis 1999 angehörte.

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