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Lörrach So alt wie die Reformation

Die Oberbadische
Herbert Sitterle während seiner Führung im Glockenturm mit der Bürgerglocke Foto: Regine Ounas-Kräusel Foto: Die Oberbadische

Jubiläum: Herbert Sitterle führt durch Turm der Stadtkirche

Lörrach (ouk). Der Glockenturm der Stadtkirche wurde im Jahr 1517 erbaut, als Martin Luther seine Thesen an die Schlosskirche in Wittenberg anschlug. Als die Matthäusgemeinde am Wochenende das 200-jährige Bestehen der Stadtkirche und das 500-jährige Bestehen des Glockenturms feierte (wir berichteten), nahm Herbert Sitterle die Gelegenheit wahr, um bei Führungen durch Turm und Kirche 500 Jahre Geschichte lebendig werden zu lassen.

Am Samstag begrüßte der frühere evangelische Diakon und Geschäftsführer des SAK 25 Besucher am Fuße des Turms. Weiß verputzt, schlicht und doch markant wie die meisten Markgräfler Kirchtürme, ragt er in den Himmel. Nur die Ecksteine aus Sandstein schmücken den Turm – auf einem ist das Baujahr 1517 eingemeißelt.

Damals habe der Bau auch als Wachturm gedient, sagte Sitterle. Die eidgenössischen Heere seien gefürchtet gewesen. Außerdem habe man vom Turm auf den zentralen Platz Lörrachs geschaut. Wo heute langweilige Autos stünden, habe damals der Markgraf seine Regimenter und Untertanen empfangen, meinte er und malte ein buntes Bild von Bauern in Trachten und von Gauklern.

Herbert Sitterle berichtete von den vier Glocken im Turm. Drei von ihnen wurden im Krieg von 1870/71, im Ersten und im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen. Nur die kleine Bürgerglocke blieb verschont. Doch seit 1949 hängen alle Glocken wieder im Turm. „Wir wollen hoffen, dass sie noch lange für den Frieden läuten“, wünschte sich Sitterle.

Später erlebten die Besucher die Klangfülle der Glocken aus nächster Nähe. Kaum waren sie über steile Stufen in den hölzernen Glockenstuhl geklettert, setzte das Mittagsläuten ein.

Unter dem Turm befindet sich die ältere Turmkapelle, ein spätgotisches Kleinod, wie Sitterle sagte. Als er die Besucher fragte, wie der Raum auf sie wirke, nannten sie das schöne Gewölbe und eine wohltuende Atmosphäre. Tatsächlich schafften die nicht ganz kreisrunden Korbgewölbe über Tür und Fenstern und das Sterngewölbe an der Decke in dem kleinen Raum Weite, erklärte der Kirchenführer. Das moderne Fenster des Kanderner Künstlers Jürgen Brodwolf leuchtet in kräftigem Blau und in zartem Pastell.

Sitterle wies auf die Falken und die Dohlen hin, die im Kirchturm leben. Außerdem führte er in die helle Kirche aus dem Jahr 1817, die von Säulen gegliedert wird. Der Baumeister Friedrich Weinbrenner habe einerseits einen preisgünstigen Bau schaffen wollen, erfuhren die Besucher. Die Stadt hatte damals wenig Geld, da sie in den Napoleonischen Kriegen viele Soldaten beherbergt hatte. Außerdem wollte Weinbrenner ganz im Geist seiner Zeit Licht und Weite im Kirchenraum schaffen.

Heute verstehe sich die Matthäusgemeinde als „Kirche in der Stadt und für die Stadt“, so Sitterle.

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