Herzerfrischend
Herzerfrischend auch Bokowskis Schilderungen von Reisen mit seinen Eltern, bei denen er und seine Schwester sich als Reiseführer abwechseln und sich in Briefen über die jeweiligen Erlebnisse mit „Mutter Blamage und ihren Kindern“ berichten. Viel Freude hat das Publikum auch an den Wirren einer Bahnfahrt von Magdeburg nach Berlin, die einfach nicht vom Fleck kommen will mit Umleitungen, „entfallenden“ Zügen, Schienenersatzverkehren, reisenden nigerianischen Geschäftsleuten und einer Fahrgästin, die möglicherweise ein Bolzenschussgerät mit sich führt.
KI und doofe Menschen
Was ein Staubsauger-Roboter namens „Staubi“ anrichten kann, füllt die letzte größere Passage des Abends. Der „kleine Racker“ rastet nicht, bis er alle anderen digitalen Haushaltsgeräte „aus- oder gleichgeschaltet“ hat, ein köstlicher Ausblick auf die Übernahme der Herrschaft der Künstlichen Intelligenz über die doofen Menschen.
Bokowskis Rezept sind ein scharfer Blick, eine gute Portion Selbstironie und ein Spürsinn für skurrile Situationen, deren Strickmuster sich aus banalen Alltagserfahrungen entwickeln. Wie die Diagnose „Berliner Erkrankung“, an der die Nachbarin in seiner Wahlheimat Berlin-Wedding leidet: Ihre Unterarme sind am Fensterbrett festgewachsen, sodass sie Tag und Nacht ihren Nachbarn gegenüber beobachten muss. Schnell sind die zwei Stunden vorbei, die Zugabe massiert noch einmal die Lachmuskeln mit einer Geschichte, wie die Geschwister Paul und Hanna Bokowski ihren Eltern eine Englandreise mit Hauptziel Windsor Castle spendieren. „Ocean’s Eleven – das polnische Remake“. Bravo, große Klasse. Und die Bücher gehen weg wie warme Semmeln.