Lörrach Stadtrundgang mit Lerneffekt

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Eine der Stationen: die Winzer-Skulptur Foto: Rolf Reißmann

Historie: Rundgang: Vom kleinen Dorf bis zum Verwaltungssitz und zur Industriestadt

An einem Sonntagvormittag mit Aufmerksamkeit für Häuser, Straßen und Plätze durch die Stadt zu gehen, bereitet Freude, weil doch im Vergleich zu Werktagen weniger Gedränge herrscht. Ist dann noch eine Stadtführerin dabei, wird der Rundgang sehr interessant. So auch gestern, als Ute Schönbett von der Tourismusinformation aus zu einer regelrechten Bildungsrunde einlud.

Lörrach (rr). Vom Thema „Die Stadt Lörrach gestern und heute“ fühlten sich acht Besucher angelockt, darunter sogar ein Paar aus dem brandenburgischen Pritzwalk. Für Ute Schönbett, die im Jahr mehrere Stadtführungen durchführt, ist dieses Thema eines der anspruchsvollsten, denn wegen der städtischen Entwicklung sind laufend Veränderungen einzuarbeiten.

Die Stadt bleibt eben nicht so wie sie ist. Klar, für die historistischen Orte sind die Fakten unverändert, so etwa fürs Alte Rathaus, an dem die Inschrift an Gustav Struves Ausrufung der deutschen Republik erinnert. Bereits hier werden ortsfremde Teilnehmer darauf hingewiesen, dass Lörrach eben in seiner Geschichte mit einigen Ereignissen doch deutschlandweite Bedeutung erlangte. Heute ist kaum noch nachvollziehbar, dass es bis zum Brand der Burg Rötteln im Jahr 1678 Lörrach ein kleines Dorf ohne überregionale Bedeutung war.

Kleines Dorf ohne überregionale Bedeutung

Erst mit der Einrichtung von Verwaltungsbehörden durch die markgräfliche Regierung wuchs die Bedeutung der Stadt. Der Ausbau der Verwaltungsstadt schritt bis in die Gegenwart voran, sei es nun mit dem Landvogtbau in der Wallbrunnstraße 1896, mit dem 1817 vollendeten Neubau des Kirchenschiffs oder auch dem heutigen Polizeirevier.

Für die Wandlung des Stadtbildes steht auch die alte Wasserburg, von der heute nichts mehr zu sehen ist, nur der Name „Burghof“ erinnert daran. Ute Schönbett erläuterte den Weg vom Dorf zum Verwaltungssitz – immerhin der wichtigste im Süden der Markgrafschaft – und bis zur Industriestadt. Ebenso wies sie auf die vielfältige Architektur hin, so etwa auf die alte Löwenapotheke, den Turm der Stadtkirche oder den noch jungen Burghof.

Teilnehmer diskutieren mit

Der Rundgang wurde aber keineswegs ein dozierender Vortrag, denn die Teilnehmer diskutierten emsig mit. Etliche Lörracher brachten ihre Kenntnisse und Erfahrungen eins. Zum Beispiel bei der Wirtshausgeschichte. Um den Alten Markt herum konzentrierten sich schon in früheren Jahrhunderten die Gasthäuser, einst waren es weit mehr als zehn. Einige werden noch heute unter ihren alten Namen betrieben, so etwa der „Wilde Mann“ und „Drei König“. Der Meyerhof dagegen hieß früher Adler, vom „Schwanen“ ist zwar noch die prunkvolle Fassade erhalten, doch drinnen sitzt nun eine Bank. Gerade am Areal hinter dem Alten Markt konnte Ute Schönbett mit einigen historistischen Aufnahmen belegen, wie erst vor wenigen Jahrzehnten das Bild der Stadt grundlegend verändert wurde. Nach dem Abriss der alte Häuschen entstand hier das große Marktgebäude, in das seinerzeit die Schweizer „Migros“ eingezogen war.

In der Teichstraße wurde die kleine Gruppe nachdenklich bei der Erinnerung an die Verschleppung der jüdischen Mitbürger im Jahr 1940. Mit etlichen historistischen Fotos wies sie auch auf die frühere beengte Verkehrssituation hin. Autos, Straßenbahn und Fußgänger mussten in der Kurve vor dem „Hirschen“ miteinander auskommen.

Gute Gelegenheit, an eine der verdienstvollsten Persönlichkeiten der Stadt zu erinnern, an den Revolutionär, Gastwirt, Gründer der Feuerwehr und Reichstagsabgeordneten Markus Pflüger.

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