Breite Debatte gefordert
Böhler konnten die Argumente Schirmers weniger überzeugen als die Stadträte anderer Fraktionen. Er stellte die Nachhaltigkeit der Forstmaßnahmen in einer ausführlichen Stellungnahme in Frage.
Christiane Cyperrek (SPD) wies dagegen darauf hin, dass die nach Böhlers Anfrage formulierten Aussagen in der Vorlage allesamt bekannt seien. Böhlers Versuch, aus der Maienbühl-Vorlage mit einem „Rundumschlag“ eine Grundsatzdebatte zu entwickeln, sei hier und heute im Ausschuss für Umwelt und Technik fehl am Platz. Nichtsdestotrotz sei eine breiter aufgestellte Diskussion sinnvoll, hierfür müsse aber ein geeignetes Format gefunden werden, sagte Cyperrek.
Multitalent im Dauerstress
Denn: Natürlich verwies die Debatte über das kleine, tatsächlich ziemlich zerzauste Waldgebiet, auf das große Ganze. Wie entwickelt sich der Wald? Welche Herausforderungen, Chancen und Risiken sind mit dem unvermeidlichen Prozess des Wandels in unseren Wäldern und der Begleitung durch die Forstwirtschaft verbunden?
Dem Multitalent Wald wird viel abverlangt – womöglich mehr, als er zu leisten vermag. Er ist Erholungsgebiet, Sportstätte, Lebensraum für Tiere, Klimaschützer, Wirtschaftsfaktor und vieles mehr. Wobei es längst nicht mehr darum gehe, Gewinn aus dem Forst zu schlagen, wurde betont.
Gleichwohl, so Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic, gelte es, so genanntes „Schadholz“, das „technisch noch funktionsfähig ist“, sinnvoll zu nutzen. Die Bürgermeisterin hatte dabei nicht zuletzt das Lauffenmühle-Areal im Blick: Es soll zum ersten deutschen Null-Emission-Gewerbegebiet in Holzbauweise entwickelt werden. Indes könnte der Mangel an Sägewerken im Umfeld von Lörrach womöglich eine „Engstelle“ in diesem Prozess bilden.
Der Wald ist gleichzeitig Leidtragender und Hoffnungsträger: Er ächzt unter dem Klimawandel, ist aber in seiner Funktion als Kohlenstoff-Speicher und Lieferant des Baustoffs Holz auch Teil einer Lösung. Dabei, so Schirmer, habe ein „gut bewirtschafteter Wald eine bessere Klimabilanz als ein still gelegter Wald. Stirbt ein Baum ab und fällt um, zersetzt er sich und lässt durch diesen Prozess das CO2 wieder in die Atmosphäre frei.“
In der Regel erfolge die Klimaanpassung von Wäldern neben der Umsetzung von Pflege- und Vitalisierungsmaßnahmen durch einen aktiven Waldumbau. Dabei werden – zusätzlich zur vorhandenen Naturverjüngung – weitere, häufig trockenheitstolerante Baumarten angepflanzt.
Perspektiven
In diesem Zusammenhang regte Schirmer etwa Pflanzaktionen mit geeigneten Gewächsen im Zusammenspiel mit Verbänden und Interessengruppen zur proaktiven Förderung der Bestandsverjüngung an. Auch eine wissenschaftliche Abschlussarbeit (Bachelor-/Master) zum Thema „Klimaschutzleistung des Stadtwaldes Lörrach“ könne ein unterstützender Beitrag sein. Matthias Koesler (FDP) lobte abschließend das Engagement der Kommune, die erkennbar vielerorts neue Bäume im Stadtgebiet gepflanzt habe.