Lörrach Staub rockt das Jahr

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Mit staubtrockenem Verstand und heißer Mucke: Volkmar Staub Foto: Manfred Herbertz

Kabarett: Volkmar Staub lockt seine Fans in den Burghof

Lörrach (mh). Der „JahresRockBlick“ von Volkmar Staub lockte zahlreiche Fans des Kult-Kabarettisten in den Burghof. Sie ließen sich bei Staubs Heimspiel in Lörrach auch nicht von dessen Ankündigung schrecken: „Mit acht, neun Stunden müsst ihr schon rechnen“ – schließlich sei der „JahresRockBlick“ zuletzt aufgrund der Pandemie ausgefallen.

Dass Staub und sein Badisches Sympathie Orchester (Gerd Maier mit Bass, Ziehharmonika und Melodica – man nennt ihn auch den „Willi Dixon vom vorderen Wiesental“ – sowie Michael Summ: Komponist und Multiinstrumentalist) leidenschaftliche Anhänger in der Regio haben, wurde spätesten deutlich, als der Barde nach der Pause mit entblößter Heldenbrust und Federkopfschmuck die in tiefes Rot getauchte Bühne betrat. Schon zu Beginn der Nummer des „Roten Bruders“ brandete Beifall auf – und Staub kokettierte mit seiner Leibesfülle: „Im Kabarett bekommt jeder sein Fett weg – nur ich nicht“. Winnetous Rede an seine roten Brüder vom Stamme der Sozialdemokraten – auferstanden aus dem Tal der Toten – ließ nicht auf sich warten: Kann Oberhäuptling Sam Hawkens mit seinem Medizinmann „Tosender Fluss“ sowie einigen Greenhorns an seiner Seite die Indianer vom Stamm der Schwarzfüße in Schach halten? Staub und sein Musiker packten ihren rund zweistündigen Auftritt – er ist in das Festival „worthasenohrenart“ eingebunden – voll mit Satire und Musik, hinzu kam eine gehörige Portion an Schüttelreimen, aberwitzigen Wortspielen und einzelnen Kalauern. Wenn es aber über die Diktaturen dieser Welt hergeht, wird Staub ziemlich sauer. Aber der größte Skandal sei derjenige einer Diktatur, die sich katholische Kirche nenne: „Kann ein Papst denn zurücktreten?“ fragt der Kabarettist und fordert Ratzinger zum Rücktritt auf – wieder und wieder, bis er schließlich wieder Messdiener sei: Da werde er sich wundern, wie das so ist...

Das Thema „Afghanistan“ findet sich ebenfalls – und damit stelle sich die Frage: Was sind das für westliche Werte, die man dort vermitteln will? Nicht ohne Norbert Blüm zu zitieren, der einst gesagt haben soll: Wenn es 500 Millionen Europäer nicht schaffen, fünf Millionen Flüchtlinge zu versorgen, kannst du den Laden wegen moralischer Intoleranz zu machen.

Auch der Wire-Card-Skandal findet bei Staub seinen satirischen Platz, ebenso die Pandora-Papers: Deren Betreiber seien noch gewiefter als die Camorra.

Und natürlich lässt Corona auch Staub nicht kalt: „Statt Solli heißt es: Un: Bisch gebuuschtert?“ Dem gebürtigen Brombacher kommt das Alemannisch auch nach 30 Jahren in Berlin ungekünstelt über die Lippen“, und beim Sinnieren über Corona fällt ihm nebenbei ein: Die Großeltern waren einst Mitläufer, die Enkel heute nennen sich Spaziergänger...

Staubs Auftritt war ein satirischer, musikalisch fetziger Abend, der wieder mal bewies: Gags und Rock´n Roll, Kabarett und Blues lassen sich auf der Bühne tatsächlich zusammenführen. Mit staubtrockenem Verstand und heißer Mucke wurde das Jahr gerockt.

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