Händewaschen, Kippatragen, Steinelegen – Die Bräuche und Rituale, die auf jüdischen Friedhöfen gepflegt werden, unterscheiden sich vollkommen von christlichen Grabstätten. Stadtführerin Gertrud Herbster gibt bei einem Rundgang über den jüdischen Friedhof in Lörrach, Einblick in den Totenkult des Judaismus.
„Ein Teil der jüdischen Friedhofskultur zeigt sich darin, dass fast keine Blumen oder Kränze auf den Gräbern zu finden sind“, sagt Herbster und ergänzt: „Zur Verehrung der Toten legen die Besucher stattdessen kleine Steine auf die Gräber.“ So zeigen sich die einzelnen Totenstätten kahl und grau. „Früher konnten sich viele Menschen keine Blumen leisten. Der Friedhof ist kein Wettbewerbsort, an dem Menschen finanziell gegeneinander konkurrieren. Zudem sind Blumen vergänglich, das Grab ist jedoch für die Ewigkeit gemacht“, nennt der Badische Landesrabbiner, Moshe Flomenmann, als Grund für dieses Ritual. „Beit olam“, „Haus der Ewigkeit“, lautet unter anderem der Begriff mit dem die jüdische Kultur den Friedhof bezeichnet. Daher sei eine Umbettung oder zeitliche Beschränkung der Ruhezeit undenkbar, wie die Stadtführerin erklärt. „Die Grabstätte gilt als unverletzlich. Es darf keine Veränderung am Leichnam vorgenommen werden. Auch Exhumierungen als Beweismittel in Streitfällen sind nicht gestattet“, erzählt Herbster.