Lörrach Sterzel zieht den Stecker

Die Oberbadische
Karl-Heinz Sterzel hat sein Geschäft in der Rathausgasse geschlossen. Reparaturleistungen bietet der Experte weiterhin in seinem Haus in Kandern-Tannenkirch an. Foto:BernhardKonrad Foto: Die Oberbadische

Unternehmer: Sterzel Unterhaltungselektronik schließt nach über 25 Jahren in Stetten

Über 25 Jahre lang führte Karl-Heinz Sterzel sein Geschäft in der Stettener Rathausgasse 23. Nun zog der Radio- und Fernsehtechniker den Stecker. Im früheren Verkaufsraum soll ein Stehcafé eingerichtet werden.

Von Bernhard Konrad

Lörrach. „Unterhaltungselektronik Sterzel“: Der kleine Laden gehörte lange zum Erscheinungsbild des Dorfkerns rund um die Kirche St. Fridolin. Im Zeitalter riesiger Elektronikmärkte mutete das kleine Ein-Mann-Fachgeschäft vielleicht ein bisschen aus der Zeit gefallen an – aber: Es hatte Charme, und Karl-Heinz Sterzel gehört noch heute zu den Fachleuten, die manch ein aufgegebenes Gerät noch reparieren können.

Diese Service-Leistungen wird Sterzel auch künftig in seinem Haus in Kandern-Tannenkirch anbieten. Den Geschäftsbetrieb in Stetten hat der 68-Jährige aber nun aufgegeben.

Bei Radio Hügin in Lörrach hat er den Beruf erlernt, nach einigen Stationen – unter anderem bei Sanyo – machte er sich 1992 selbstständig, seine Frau organisierte das Büro. Verkauf, Reparaturen, Antennenbau, Installationen: Karl-Heinz Sterzel bot ein umfassendes Dienstleistungspaket. Der Fachmann war sich immer bewusst, dass er keinen Preiskampf gegen die Markt-Giganten gewinnen kann. Aber seine Kunden schätzen die Nähe zum Experten, die Beratung, unkomplizierte Terminabsprachen – oft kam er „einfach mal schnell vorbei“. Und: Wenn möglich, wird nicht weggeworfen, sondern repariert – ein besonderes Anliegen von Sterzel, dem er sich auch heute noch mit Akribie widmet, übrigens gerne auch bei älteren Modellen.

Das spricht sich rum – obgleich der Lörracher auch aus einem anderen Grund einen hohen Bekanntheitsgrad in Stadt und Region genießt. Als aktiver Zunftmeister – viele Jahre war er Oberzunftmeister – hat sich Sterzel als Schauspieler, Sänger und Redner einen Namen gemacht.

Sterzel tippt auf die dicken Tasten eines alten Radiogeräts, die mit hörbarem Knacken einrasten. „Alte Geräte sind wieder ’in’. Ein anderer Trend ist: billig, billig, billig. Aber viele Leute mögen sich nicht von ihren Radios oder Plattenspielern trennen. Mittlerweile werden sie sogar wieder produziert.“ Er klappt die Hülle des Verstärkers einer Stereoanlage auf: „Früher wurden die Geräte mit mehr Aufwand und liebe zum Detail hergestellt.“ Er deutet auf das komplizierte Innenleben: „Hier befinden sich die... dort ist die Verbindung zum... hier der Widerstand, das Kabel führt zur...“ – merkt aber schnell, dass der Journalist nur höflich nickt, und gelegentlich „Aha!“ sagt, ansonsten aber nur Bahnhof versteht.

Der Punkt sei: Meist lohne sich eine Reparatur für beiden Seiten, den Fachmann und den Kunden. Denn, so sagt Karl-Heinz Sterzel: „Vieles ist zum Wegwerfen einfach zu schade.“

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