Auf dem Weg zur Soul-Ikone
Um ihren außergewöhnlichen Gesang und ihr Charisma einzuordnen, fallen einem Namen ein wie Billie Holiday, Etta James, Chaka Khan, Tina Turner oder Amy Winehouse. BBC–DJ Gilles Peterson nannte sie die „Grace Jones des Jazz“. Andere vergleichen ihre Stimme mit der von Nina Simone oder Gladys Knight. Aber das Konzert bewies eindrücklich: Lady Blackbird ist auf dem besten Weg, einen eigenen Platz in der Galerie der Ikonen für die Souljazz-Community auszufüllen.
So erweckt sie auch unbekannte Songs zu neuem Leben, wechselt zwischen Gänsehaut-Bluesballaden ohne jeden Retro-Kitsch zu kraftvollen Gefühlsausbrüchen in Gospel-Funk-Manier mit mutigen urbanen Verfremdungseffekten. Sie würde nach dem Konzert zurückfliegen und am zweiten Album weiterarbeiten, verkündet sie den entzückten Fans. Man darf tatsächlich gespannt sein, da schon ihr erstes Album „Black Acid Rain“ die Fachwelt überwältigt hatte.
Als „Support“ hatte die 24-jährige Soul-Musikerin „NNAVY“ mit erfrischend warmherziger Bühnenpräsenz den Abend eingeleitet. Ihre kraftvolle Stimme kommt ebenfalls mit reduziertem Instrumentarium aus. Die selbstbewusste Sängerin aus Lausanne mit burundischen Wurzeln kann auf einen Festivalsommer zurückblicken mit Konzerten in Montreux, Rom, Brüssel oder Paris. Und 120 000 Followern auf Instagram und über zehn Millionen Streams auf Spotify. Mit weichem und dennoch ausdrucksstarkem Timbre stellte sie Songs über Einsamkeit, Zurückweisung und Sorge, aber auch über Liebe, Hoffnung und Zuversicht vor. Ein Meer der Gefühle zwischen Blues, Soul, Jazz und R’n’B, mal melancholisch, mal verführerisch, aber authentisch.