Lörrach Stimmen: Alle Farben des Lebens in einer Stimme

Tonio Paßlick
Lady Blackbird begeisterte die Besucher im nahezu ausverkauften Rosenfelspark, wo sie zum Abschluss des Stimmen-Festivals am Sonntag auftrat. Foto: Tonio Paßlick

Einen würdigen Abschluss des diesjährigen Stimmen-Festivals haben knapp 700 Besucher im nahezu ausverkauften Rosenfelspark erlebt.

„Minimalistisch elegant“ sei der Gesang von Lady Blackbird, eine faszinierende Melange aus Covern und Eigenkompositionen ihr Debütalbum „Black Acid Soul“, eine sanfte Wucht, die mit Jazz und Retro-Soul nicht hinreichend beschrieben werden könne. Lady Blackbird passte ideal zu dem neuen Konzept von Stimmen, mit dem Burghof-Chef Timo Sadovnik das Lörracher Festival mit vielen neuen Farben und Komponenten würzte.

Spätestens nach der umjubelten Zugabe „Proud Mary“ (im Original von Creedence Clearwater Revival) war klar: der letzte Festival-Abend löste alle Erwartungen an ein Soul- und Blueskonzert ein, die das renommierte Jazzmagazin „Downbeats“ so beschrieb: „Berauschend, eindringlich, sexy, seelenvoll und herzzerreißend“.

Opulent ist ihre Erscheinung: mit golden funkelnder Schleppe, Netzstrümpfen und Patty-LaBelle-Federkopfschmuck im Kegellicht der Scheinwerfer. Und erst ihre Stimme: Kehlig, ausdrucksvoll, voller Kratzer, als wäre ihr kein Schmerz fremd und kein Glücksgefühl.

Minimalistische Klänge

Lady Blackbird, die als Marley Munroe im Südwesten der USA geboren wurde und mit Gospelmusik in der Kirche aufwuchs, kommt dabei ohne großes instrumentales Beiwerk aus. Minimalistische Bass- und Klaviertupfer schon anfangs bei der namensgebenden Coverversion von Nina Simones „Blackbird“ lassen einer Stimme den notwendigen Raum, in der sich alle Emotionen spiegeln: Verzweiflung, Trauer und verlorene Liebe, genauso wie Trost und Freude. Die Vorlagen ihrer Cover-Songs sind eher grobe Ausgangspunkte für völlig neue Klang-Ideen. Wie bei „Fix it“ nach der Komposition „Peace Piece“ des Jazz-Pianisten Bill Evans aus dem Jahr 1958, mit eigenem Text und surreal wirkenden Klavier-Soli des wunderbaren Pianisten Kenneth Crouch: das Publikum lauscht ergriffen und gebannt.

Weniger berührend später „Come together“ von den Beatles – aber auch hier findet sie mit ihrer fünfköpfigen Band einen eigenen Zugang.

Auf dem Weg zur Soul-Ikone

Um ihren außergewöhnlichen Gesang und ihr Charisma einzuordnen, fallen einem Namen ein wie Billie Holiday, Etta James, Chaka Khan, Tina Turner oder Amy Winehouse. BBC–DJ Gilles Peterson nannte sie die „Grace Jones des Jazz“. Andere vergleichen ihre Stimme mit der von Nina Simone oder Gladys Knight. Aber das Konzert bewies eindrücklich: Lady Blackbird ist auf dem besten Weg, einen eigenen Platz in der Galerie der Ikonen für die Souljazz-Community auszufüllen.

So erweckt sie auch unbekannte Songs zu neuem Leben, wechselt zwischen Gänsehaut-Bluesballaden ohne jeden Retro-Kitsch zu kraftvollen Gefühlsausbrüchen in Gospel-Funk-Manier mit mutigen urbanen Verfremdungseffekten. Sie würde nach dem Konzert zurückfliegen und am zweiten Album weiterarbeiten, verkündet sie den entzückten Fans. Man darf tatsächlich gespannt sein, da schon ihr erstes Album „Black Acid Rain“ die Fachwelt überwältigt hatte.

Als „Support“ hatte die 24-jährige Soul-Musikerin „NNAVY“ mit erfrischend warmherziger Bühnenpräsenz den Abend eingeleitet. Ihre kraftvolle Stimme kommt ebenfalls mit reduziertem Instrumentarium aus. Die selbstbewusste Sängerin aus Lausanne mit burundischen Wurzeln kann auf einen Festivalsommer zurückblicken mit Konzerten in Montreux, Rom, Brüssel oder Paris. Und 120 000 Followern auf Instagram und über zehn Millionen Streams auf Spotify. Mit weichem und dennoch ausdrucksstarkem Timbre stellte sie Songs über Einsamkeit, Zurückweisung und Sorge, aber auch über Liebe, Hoffnung und Zuversicht vor. Ein Meer der Gefühle zwischen Blues, Soul, Jazz und R’n’B, mal melancholisch, mal verführerisch, aber authentisch.

Dank an das Publikum

Das lässt sich zweifellos auch für die anderen Konzerte im Rosenfelspark sagen. Deshalb klangen auch die dankbaren Begrüßungsworte von Timo Sadovnik authentisch und begeistert. Er schloss alle in seinen Dank ein: seine Mitarbeiter, das Publikum, die Bands und letztlich auch das Wetterglück.

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