^ Lörrach: Tänzerische Suche nach Heimat - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörrach Tänzerische Suche nach Heimat

Jürgen Scharf
Intensiv wurde das Stück „Citoyen“ vom Ensemble vis à vie unter Beteiligung afghanischer und kurdischer Frauen geprobt, das am Sonntag zum Abschluss der Wochen gegen Rassismus aufgeführt wird. Foto: Pilar Buira Ferre/zVg

Tanztheater: Gemeinschaftsprojekt zum Abschluss der Wochen gegen Rassismus

Von Jürgen Scharf

Lörrach. Ein Extra-Projekt mit neun Migrantinnen aus dem Nahen Osten bildet am Sonntag, 27. März, den besonderen Abschluss der „Wochen gegen Rassismus“. In deren Rahmen fanden in den vergangenen beiden Wochen auch in Lörrach zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen statt.

Das Ensemble vis à vie zeigt sein Stück „Citoyen“ in einer überformten halbstündigen Fassung, in der neben dem Kernensemble neun in Lörrach lebende Frauen aus Afghanistan und Kurdistan mitwirken. Freunde des Kulturraums Rosenhof erinnern sich an die Kurzfassung von „Citoyen“ beim Festival „Tanz, Kultur, Dialog“ im Juli 2021 in Wies. Danach wurde die Performance weiterentwickelt; im Oktober des gleichen Jahres hatte die 50-minütige Langfassung mit Live-Musik bei den 9. Tanztheaterwochen in Leipzig Premiere.

Aus beiden Versionen hat Choreografin Pilar Buira Ferre – eigens für die Anti-Rassismus-Wochen, allein für diesen Auftritt – in einer Kooperation mit afghanischen und kurdischen Frauen ein neues Stück gemacht, in dem es um eine neue Heimat in Nahaufnahmen geht.

Persönliche Geschichten

Es ist eine ganz besondere Produktion geworden, die in der Alten Feuerwache geprobt wurde. Das Tanzstück zum Thema Menschenrechte ist zwar das gleiche geblieben, doch zusätzlich erzählen die geflüchteten Frauen aus verschiedenen Generationen eine kleine persönliche Geschichte mit ihren Körpern.

Die Frauen haben sich ihre Themen selbst ausgesucht: Erinnerungen an ihre Heimat, Sorgen und Freuden, Erfahrungen von Flucht, Verlassen der Heimat und Ankommen im fremden Land.

Irgendwann in dieser Produktion gibt es einen gewaltigen Moment, in dem alle sprechen – Ines Berlanda, Susanne Schaub, Pilar Buira Ferre, Oliver Föhring von vis à vie und die neun weiteren Frauen – jede in ihrer eigenen Sprache und alle gleichzeitig: eine sehr theatralische Szene, der ein tänzerische Teil folgt, sehr poetisch, mit viel Zärtlichkeit und Respekt.

Schauplatz ist ein Schiff, in dem alle in der gleichen Situation sind und ins Ungewisse aufbrechen. Hintergrund ist der Gedanke, zusammen in einem Boot zu sitzen und nicht zu wissen: wo geht es hin, wo ist unsere Heimat, wo werden wir landen, wo werden wir wahrgenommen und akzeptiert werden?

„Citoyen“ erzählt die Geschichte von Personen, Familien, eines Dorfes, einer Stadt oder eines ganzen Landes. Cityoen, so heißt die Figur, sucht die Freiheit, macht sich auf den Weg in eine zweite Heimat, auf der Suche nach dem eigenen Platz, nach Frieden, und entdeckt sich neu. „Citoyen“, so sagt die künstlerische Leiterin Pilar Buira Ferre, „kann jede und jeder von uns sein. Alle Menschen, die die Sehnsucht haben, eine Heimat zu finden, einen Ort für ein freies Leben“.

Tanz und Austausch

Im Vorfeld der Aufführung fanden sehr konzentrierte und berührende gemeinsame Proben statt. Im Anschluss an die sonntägliche Matinee-Aufführung bietet eine Gesprächsrunde zwischen Zuschauern und Tänzerinnen, moderiert von der Choreografin, die Möglichkeit, sich zum Thema Migration, Rassismus, Freiheit und Heimat auszutauschen und Fragen zu stellen: ein spannendes Experiment.   Tanztheater mit geflüchteten Frauen: Sonntag, 27. März, 11 Uhr, Theater Tempus Fugit, Adlergässchen 13, Lörrach. Anmeldung bis 25. März per E-Mail an: pilarpilar@gmx.de

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