Rakow trifft sich mit den jungen Leuten meistens zweimal pro Woche. Er lernt mit ihnen Fächer wie Wirtschaftskunde sowie Deutsch und bereitet sie auf die Abschlussprüfung vor. Er macht ihnen Mut, erinnert sie zum Beispiel daran, welche Schwierigkeiten sie schon auf ihrer Flucht bewältigt haben. Wenn die jungen Leute Vertrauen fassen, fragen sie ihren Lernbegleiter auch mal um Rat, etwa wenn sie den Führerschein machen wollen oder eine Wohnung suchen.
Die jungen Migranten bräuchten einen Ansprechpartner, sagt Annette Windhausen: „Das gibt den Leuten Motivation.“ Vor allem junge Männer aus Gambia und Afghanistan lebten hier ganz alleine – ohne die Unterstützung ihrer Familie in Deutschland, sagt sie. Windhausen arbeitet stundenweise bei der Schubert-Durand-Stiftung. Sie hält Kontakt zu Gewerbeschulen und Sozialarbeitern und bringt junge Migranten und Lernbegleiter zusammen.
Aktuell betreuen zehn Frauen und Männer rund 15 junge Migranten. Windhausen und Eva Petersik freuen sich über erste Erfolge: Ein junger Mann aus Gambia hat kürzlich seine schriftliche Prüfung als Metallbauer geschafft. Andere junge Leute haben ihre Lehre als Bäcker, Kfz-Mechatroniker und Pflegehelferin schon abgeschlossen oder sie durchlaufen gerade eine Ausbildung zur Kinderpflegerin oder beim Lebensmittelmarkt Hieber. Ein junger Mann, der demnächst eine Ausbildung in der Pflege beginnen wird, lernt vorher noch lesen und schreiben.
Natürlich läuft nicht alles reibungslos beim Projekt TANDEM. Junge Leute springen wieder ab. Manchmal stimmt auch die Chemie zwischen einem jungen Menschen und seinem Begleiter nicht. In der Coronazeit sind auch Lernbegleiter abgesprungen, wie Windhausen berichtet. Dabei haben auch die erschwerten Bedingungen eine Rolle gespielt: Die Begleiter durften die jungen Leute wegen des Infektionsschutzes nicht mehr in den Schulen treffen. Im Sommer lernten sie dann im Freien oder trafen sich mit den jungen Leuten online.
Trotz allem sagt Windhausen: „Es ist eine tolle Sache: Viele junge Migranten haben eine Ausbildung gemacht und sind selbständig geworden.“ Es mache Freude, wenn sich Vertrauen entwickelt. Hermann Rakow macht die Arbeit mit den jungen Migranten einfach Spaß: „Das hält mich geistig fit.“
Die Lernbegleiter kommen aus verschiedenen Berufen, viele sind schon im Ruhestand. Frauen und Männer, die junge Migranten in Ausbildung begleiten wollen, sind beim Projekt TANDEM willkommen. Wichtigste Voraussetzung: Offenheit und die Bereitschaft, mit jungen Menschen zu arbeiten. Kontakt: E-Mail an windhausen@schubert- durand-stiftung.de