^ Lörrach: Tanz im Burghof - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörrach Tanz im Burghof

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Szene von den Proben im Burghof Foto: Jeanette Bak

So wie sich Pinocchio in Carlo Collodis gleichnamiger Erzählung von einer Holzpuppe in einen kleinen Jungen verwandelt, hauchen die Choreografin Sofia Nappi und ihre Compagnie Komoco in „Pupo“ der Geschichte neues Leben ein.

Als Artist in Residence im Burghof entwickelten die Tänze mit ihrer Choreografin Sofia Nappi das zeitgenössische Stück unter anderem im Burghof Lörrach, zu sehen am Sonntag, 21. Januar, 20 Uhr.

Artist in Residence

„Ich wollte mich der Geschichte auf eine leichte Art und Weise nähern“, erklärt Sofia Nappi. Spontan und unterhaltsam ist „Pupo“, dabei tiefgründig, aber nicht dramatisch, sagt sie. Diese Leichtigkeit auf der einen Seite und die Intensität auf der anderen spiegeln sich in den Bewegungen der Tänzer wider. Bis ins kleinste Detail wurden sie ausgearbeitet und in den zahlreichen Proben immer weiter verfeinert. Während dieser intensiven Entstehungsphase wurden die Tagungsräume im Burghof im Herbst mehrere Wochen lang zum Tanzstudio.

Metamorphose der Marionette

„Pupo“ bezeichnet im Italienischen gleichzeitig das Kind und die Puppe. Im Zentrum steht – angelehnt an „Pinocchio“ – die Metamorphose der Marionette: Wie geschieht diese langsame Verwandlung von einem Zustand in den anderen? Wie wird das naive Kind erwachsen und lässt sich nicht mehr von anderen manipulieren?

Entstanden ist eine moderne Coming-of-Age-Geschichte, durch die in Assoziationen auch die märchenhaften Figuren wie Fuchs und Kater, die sprechende Grille oder die blaue Fee geistern.

Unbändige Bewegungslust

Sofia Nappis Tanzsprache verbindet das wilde, lockere Fließen des israelischen Tanzes, wie man es aus Ohad Naharins Gaga-Sprache und von Hofesh Shechter kennt, mit Elementen des Breakdance wie Locking oder Popping, wenn es um die ruckartigen Bewegungen der Marionette geht. Mit minimalen Gesten und aufblitzenden Leitmotiven, eingebettet in die vielfach gespiegelte, unbändige Bewegungslust eines jungen Menschen, erzählt die Choreografin die Geschichte des Erwachsenwerdens: Wie das unschuldige, neugierige Kind in der Welt erwacht, wie es Menschen trifft und mit ihnen spielt, seine Grenzen austestet. Wie der Jugendliche ersten Versuchungen wie der Gier begegnet, wie er leichtgläubig getäuscht wird, sich mit sich selbst auseinandersetzt und schließlich die Güte kennenlernt, die Kraft des Vergebens. Nach all den Prüfungen und Lektionen verdient ein herangewachsener Pinocchio das Recht, ein echter Junge zu werden, durch Leitfiguren hat er Menschlichkeit erfahren und durch eigene Erkenntnis zu sich selbst gefunden.

Rhythmische Musikcollage

Die stark rhythmische Musikcollage, zu der Pinocchio tanzt, reicht vom folkloristischen Ton einer Gitarre bis zu getragenen, mystischen Klängen. Am Ende schwingt zu einem zarten Chopin-Nocturne die Melancholie der Erinnerung mit.

Minimalistische Bilder

Nappi erzählt nicht pantomimisch, sondern integriert minimalistische Bilder in ihren Tanz – das Zucken einer Marionette oder das Strippenziehen und Manipulieren, das blitzartige Wachsen einer langen Nase, verführerische Tangoschritte oder Tierbewegungen. Weiße Gesichtsmasken spielen auf die Stereotypen und die Gesellschaftskritik der alten italienischen Commedia dell’arte an. Eine starke, atmosphärische Lichtregie setzt den zentralen Helden und all die Einflüsse auf ihn in Szene.

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