„Gut Ding braucht Weile“, sagte Schöpflin mit Blick auf den zeitlichen Horizont der Umsetzung. Der Stiftung sei bewusst, dass manche Bürger mit wachsender Skepsis auf das Gelände schauen, bekannte auch Göbel – immerhin habe die Präsentation im Frühjahr Erwartungshaltungen in der Stadt geweckt. Indes belegen die nun vorgestellten Pläne, dass unterdessen intensiv gearbeitet wurde und die Akteure ihre Ambitionen für das neue „Herz des Lörracher Nordens“ (Göbel) keineswegs zurückgeschraubt haben: Quartiersangebote, Freiraumgestaltung, Wohnen, Bildung und die Verlagerung des Stiftungssitzes von Haagen auf das Brombacher Gelände – das soll der Fabric-Mix der Zukunft sein.
Die Grundschule
Das Thema „Bildung“ ist seit jeher eine tragende Säule der Stiftungsarbeit. Die bereits bestehenden Angebote sollen nun mit einer neuen Einrichtung auf dem Fabric-Gelände erweitert werden. Vorgesehen ist eine einzügige, inklusive, gebundene Ganztagsgrundschule in freier Trägerschaft. Vorbild ist die Peter Gläsel Schule in Detmold. Diese arbeitet nach einem ganzheitlichen Konzept, das „die Bedeutung von künstlerisch-kultureller Bildung, die Kraft der Partizipation und die Wichtigkeit von Bildung für nachhaltige Entwicklung ins Zentrum stellt“, erläutert die Stiftung.
Schon zum Schuljahr 2021/2022 soll der Betrieb der Grundschule aufgenommen werden. Zunächst in Räumen auf dem gegenüber liegenden Stiftungsgelände, so dass die Schule in einigen Jahren mit mehreren Klassenstufen beginnen könnte.
Freilich sei bei diesem Modell neben einer Säule der öffentlichen Finanzierung freier Schulen die Entrichtung von Schulgeld notwendig. Dieses, so Schöpflin, soll sich aber in einer moderaten Höhe bewegen, denn: „Wir wollen keine elitäre Schule schaffen.“
Der Kindergarten
Zudem werde derzeit sondiert, ob auch zwei Kindergarten-Gruppen mit insgesamt rund 25 Kindern auf dem Areal eingerichtet werden können. Die Stiftung befinde sich hierzu in Gesprächen mit der Stadt, so Göbel. Er geht davon aus, dass die Kinder auch die benachbarte Sporthalle nutzen können.
Die Quartiersnutzung
Bei den Überlegungen der Stiftung zur Entwicklung des Geländes wird immer auch die Bildung von Schnittmengen zwischen den einzelnen Nutzungsfacetten mitgedacht. Die Schöpflin Stiftung wolle auf dem Areal Gemeinschaftsbildung ermöglichen und Gelegenheiten zur Kooperation und zum Selbermachen bieten, wurde betont.
So könnte etwa eine „Ortschaftskantine“ auch von Schülern der nahen Hellbergschule und Kindern aus Stiftungseinrichtungen besucht werden, sagte Göbel. Zudem sind als Elemente der Quartiersnutzung eine Gemeinschaftsküche, ein Café ohne Konsumzwang, eine Eisdiele, Werkstätten und Workshopräume angedacht.
Die einzelnen Betriebsformen und Finanzierungskonzepte müssten noch entwickelt werden, sagte Göbel. Klar ist, dass es nicht um Gewinnmaximierung geht. Klar sei aber auch, dass unterm Strich in der Regel eine „schwarze Null“ stehen sollte, sagte Schöpflin.
Der Freiraum
Letztlich, so betonte das Quartett unisono, sollen maximal 5000 der insgesamt gut 14 000 zur Verfügung stehenden Quadratmeter überbaut werden – sprich: Es wird auch künftig eine Menge Freiraum auf der Fläche zur Verfügung stehen.
Die Wohnformen
Ein Ergebnis der Wunschproduktion war die Bearbeitung des Themas „Wohnen“. Indes betont Schöpflin mit Blick auf die verworfenen Ursprungspläne: „Die frühere Planung sah im Kern eine Wohnbebauung des Geländes vor; durch den Prozess der Wunschproduktion sind wir nun zu einer Kombination vielfältigster Quartiersnutzungen gekommen, in der es auch Wohnraum geben wird.“
Beim Wohnen wolle die Stiftung ebenfalls Neuland betreten. Neben Wohnungen in unterschiedlichen Größen für Familien und Alleinstehende, beabsichtigt sie, einen Teil der Fläche im Erbbauverfahren an eine Baugruppe zu geben und somit innovative Ansätze des Wohnens in Lörrach zu unterstützen. Hierzu werden derzeit unter anderem Gespräche mit dem aus Freiburg kommenden Mietshäuser-Syndikat geführt.
Gut möglich, so Schöpflin, dass es nach Sichtung der Ideen eingeladener Architekturbüros, „nicht einen Gewinner und ansonsten nur Verlierer geben wird.“ Auch an dieser Stelle wünscht sich die Stiftung Kooperationsbereitschaft von Büros, die Erfahrung in solch partizipativen Prozessen vorweisen können. „Dann könnte“, so der Stifter, „im Ergebnis eins plus eins tatsächlich mehr als zwei ergeben.“
Die Leitplanken
Jeweils ein Drittel der Fläche soll für Bildungseinrichtungen, Quartiersangebote sowie Wohnen und den neuen Stiftungssitz genutzt werden.
Als städtebauliche Leitlinie sieht das Konzept eine öffentliche Nutzung der Erdgeschosse in den Gebäuden auf dem Gelände vor. Im Zentrum stehen die Fußgänger, vor Rad- und Kfz-Verkehr. Die Anzahl der Parkplätze soll auf ein Minimum reduziert werden.
Tim Göbel schloss den Kreis, indem er die aus der Wunschproduktion hervorgegangenen Anregungen in einen Kontext mit Schlüsselaufgaben im gesellschaftlichen Miteinander stellte: „Wir sind zukünftig in unseren Städten und Kommunen mit drei zentralen Herausforderungen konfrontiert: mit der Epidemie der Vereinsamung, mit dem Verschwinden öffentlicher, konsumfreier Räume sowie mit immer weniger Begegnungsmöglichkeiten mit Andersdenkenden. Die Nutzungen auf dem Fabric-Areal werden auf alle drei Entwicklungen reagieren.“
Am 21. November wird die Stiftung den Stand der Machbarkeitsstudie auch im Gemeinderat vorstellen.