Unter der Woche das Tor der DFB-U16-Auswahl bei Länderspielen sauber halten und dennoch keinen Schulstoff  verpassen: Dieser Spagat ist für Talente wie Felix Gebhardt nur schwer zu bewältigen. Die Sportstiftung Südbaden möchte das ändern und arbeitet dafür mit dem Hans-Thoma-Gymnasium (HTG) zusammen. Die Sparkasse unterstützt die neue Kooperation mit 30 000 Euro.

Von Kristoff Meller

Lörrach. Ein Welt- und Europameister im Jugend-Minigolf, Kader-Skifahrer oder Fußballnationalspieler. Die größte Schule Südbadens beherbergt viele Sporttalente. „Etwa 30 bis 40 Schüler  sind auf einem sehr hohen Niveau unterwegs“, erklärte Schulleiter Frank Braun beim Pressegespräch am Dienstag.

Das sportliche Engagement sei gleichzeitig aber mit Fehlzeiten „von teils erheblichem Umfang“ verbunden. Insgesamt werden sogar rund 60 bis 70 talentierte HTG-Schüler aus sportlichen Gründen von Braun für Wettkämpfe oder Trainingslager freigestellt. Der Unterrichtsstoff muss  natürlich nachgearbeitet werden.

Nach vierjähriger Vorlaufzeit wurde nun eine Kooperation mit der Sportstiftung Südbaden vorgestellt, um diese Herausforderung besser zu meistern: „Unser Ziel ist es, dass die Schüler möglichst viel Zeit bei ihren Familien  verbringen können“, erklärte Stiftungspräsident Andreas Walter. „Irgendwann wird es für sie in die weite Welt hinaus gehen, aber wenn möglich erst nach dem Abitur“, ergänzte Braun.

Unterrichtsmaterialien über das Internet

Das von Andreas Gösele, stellvertretender Vorsitzender des Stiftungsrats und Sportmediziner an der Basler Crossklinik, entwickelte Konzept sieht vor, die abwesenden Athleten künftig zeitnah mit Unterrichtsmaterialien über das Internet zu versorgen. Lehrerin Marianne Gisy sammelt dafür den Stoff, digitalisiert und lädt ihn auf einen geschützten Server hoch. Neben den Lehrern sollen Gisy auch Schülermentoren mit Tafelbildern und Unterrichtsinhalten versorgen. Die Sportler erhalten von der Schule Leihcomputer, wenn sie für längere Zeit abwesend sind und können die Materialien so  von überall abrufen und bearbeiten.

Erfolgreicher Spagat zwischen Schule und Sport als Ziel

Laut Gösele hat dieses Konzept „Modellcharakter“ und ist bislang einmalig in Deutschland. Dabei sei der erfolgreiche Spagat zwischen Schule und Sport sehr wichtig: „Ich habe als Sportmediziner schon viele Talente gesehen, die ihre Karriere nach einer Verletzung beenden mussten und ohne Ausbildung dastanden.“

Die Sportstiftung möchte die Athleten zudem mit Vorträgen in der HTG-Aula zu Themen wie Ernährung oder Dopingprävention unterstützen, die auch anderen Sportinteressierten  offen stehen. Dazu sind weitere Kursmodule geplant: „Als Spitzensportler ist man irgendwann auch Vorbild und steht im Rampenlicht, auf diesem Weg wollen wir Euch begleiten“, sagte Gösele in Richtung der Schüler.

Großes Netzwerk, aber nur begrenzte finanzielle Möglichkeiten

Da die noch junge Stiftung zwar laut Walter über ein großes Netzwerk und gute Kontakte zum Olympiastützpunkt Freiburg, aber nur über begrenzte finanzielle Möglichkeiten verfügt, wurde die Sparkasse Lörrach-Rheinfelden mit ins Boot geholt. Diese stellt als „Anschubfinanzierung“ 30 000 Euro auf drei Jahre verteilt zur Verfügung: „Der Sport ist für uns ein wichtiger Förderbereich, beim Breitensport sind wir gut unterwegs, aber bei der Jugend gibt es bislang eine Riesenlücke“, sagte Vorstandsvorsitzender Andre Marker.

„Das ist ein tolles Projekt“, findet Fußballer Felix Gebhardt. „Ich war kürzlich eine ganze Woche weg, da ist es schwierig, den Stoff nachzuholen. Wenn er mir gleich zur Verfügung steht, geht das viel einfacher.“ So sieht es auch Ruderer Jonathan Bieg. Neben 14 Stunden Training pro Woche verbringt er viel Zeit im Auto, da die besten Ruderstrecken nicht vor der Haustüre liegen. Künftig kann er  schon auf der Fahrt  die neusten Vokabeln lernen, um nicht nur auf dem Wasser sondern auch in der Schule die entsprechende Leistung zu bringen.