Vom Zollquartier bis zum künftigen Zentralklinikum: Bei der Stadtrundfahrt „Wo Neues entsteht“ mit Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic im Rahmen des „Seniorensommer“-Programms wurden gestern im Schnelldurchlauf die größten aktuellen und künftigen Bauprojekte im Stadtgebiet mit einem Reisebus angefahren. Die Bürgermeisterin präsentierte sich dabei als gut vorbereitete Reiseleiterin, die nicht nur jede Menge Zahlen und Fakten vermittelte, sondern auch Hintergrundwissen preisgab.

Von Kristoff Meller

Lörrach. Die rund 50 Senioren im vollbesetzen Bus – es gab eine lange Warteliste – erfuhren  beispielsweise, dass das Gebiet an der Wiese noch eine „Riesenbaustelle“ werden wird. Denn eine langfristige Aufgabe sei es, die „Barrierewirkung der Wiesentalstraße“ aufzuheben und den Grünstreifen entlang des Flusses aufzuwerten.

Überhaupt wurde bei der gut zweistündigen Fahrt deutlich, dass sich Lörrach in den nächsten Jahren an vielen Stellen erheblich verändern wird. Auch wenn aktuelle Projekte wie  Belist, Conrad oder die Halle in Brombach abgeschlossen sind, gibt es keinen Stillstand.

Viele Veränderungen im nördlichen Stadtgebiet
Neuhöfer-Avdic sprach unter anderem den angestrebten Umzug des Werkhofs an, der es ermöglichen werde, „ganz neue Akzente“ an der Teichstraße als Eingangstor zur Innenstadt zu setzen. Vor allem aber das nördliche Stadtgebiet werde sich in den nächsten acht bis zehn Jahren grundlegend entwickeln und verändern. Einer der Schwerpunkte sei dabei der Ortsteil Brombach mit dem Baugebiet Bühl, dem neuen Gewerbegebiet in der Hugenmatt mit dem geplanten Museumsdepot  sowie das Schöpflin-Quartier und der neuen Halle.

„Aktuell schreiben wir am Stadtentwicklungskonzept 2040+“, machte Neuhöfer-Avdic deutlich, in welchen Dimensionen die Planer im Rathaus denken. Eine wichtige Rolle spielten dabei die Ortsteile, als „sehr wichtige Reserve für Wohnraum“. Denn der wird  in der wachsenden Kreisstadt mit stark gestiegenen Mieten und Grundstückspreisen auch in Zukunft dringend gebraucht: „Für Familien, Alleinstehende und Ältere – Wohnen ist immer ein Thema.“  

Kritik der Salzert-Bewohner „unsolidarisch“
 Neuhöfer-Avdic verwies auf die Wohnraumoffensive 2025, mit welcher der Druck auf dem Wohnungsmarkt verringert werden soll. Gleichwohl dürfe nicht jede Fläche für Wohnraum geopfert werden. Kein Verständnis zeigte sie aber für die Kritik von Salzert-Bewohnern an der dort geplanten Erweiterung: „Das ist unsolidarisch.“ Der Salzert selbst sei aus einer Wohnungsnot heraus entstanden und außerdem profitierten Alt-Bewohner auch von  der Nachverdichtung respektive Erweiterung.

Denn wenn plötzlich deutlich mehr Einwohner im Quartier oder  Ortsteil leben, müsse auch die Infrastruktur und die Nahversorgung angepasst werden. Ein Thema, das vor allem den Haagenern unter den Nägeln brennt. Nach den Sommerferien sei ein Gespräch diesbezüglich mit der Firma Vacuform, Eigentümer des ehemaligen Quelle-Areals, angesetzt, verriet Neuhöfer-Avdic. Einfach seien solche Gespräche aber nicht.

Leichter funktioniere die Zusammenarbeit beim Wohn- und Geschäftshaus „Lö“, dessen Baustelle nach der Fahrt beim Apéro im 13. Stock des Rathauses von oben begutachtet wurde. „Wir wollten keine Mall, das war uns ein wichtiges Anliegen“, machte Neuhöfer-Avdic deutlich. Die Kunden werden von der Tiefgarage auf die Straße beziehungsweise den Bahnhofvorplatz geführt und erst von dort in die Geschäfte. Die Verkaufsflächen seien zudem gedeckelt, denn die Stadt verfolge die Devise: „Qualität und nicht Fläche ohne Ende.“ Dies sei ein „komplett anderer Ansatz“ wie in Weil am Rhein.