Lörrach „Tolle Erfahrung für beide Seiten“

Die Oberbadische
Für die Kinder der ersten Klasse, mit Judith Pantli (r.) und Britta Kramer (l.) ist es ein besonderer Tag. Foto: Ursula König Foto: Die Oberbadische

Inklusion: „Gläserner Unterricht“ der Inklusionsklassen an der Karl-Rolfus-Schule

„Gemeinsam anders sein“; so lässt sich das Konzept der Inklusionsklassen beschreiben, die von der Freien Evangelischen Schule (FES) und der Karl-Rolfus-Schule (KRS) Lörrach seit 2013 für den Grundschulbereich angeboten werden. Beim „Gläsernen Unterricht“ erhielten nun Eltern und Interessierte Einblick in die praktische Unterrichtsgestaltung.

Lörrach. Gemeinsam lernen und Raum für besondere Bedürfnisse prägen den Schulalltag der Regelkinder und der Kinder mit erhöhtem Förderbedarf. Angestrebt werden an der Wallbrunnstraße Inklusionsklassen mit einem Verhältnis von 15 zu vier. „Hasen“ werden die Kinder genannt, die den Unterrichtsstoff lernen, der auch am FES-Hauptstandort in Stetten vermittelt wird. Die behinderten Kinder werden „Igel“ genannt.

Diese Zuordnung scheint gut anzukommen, rückt sie doch das Thema Behinderung nicht in den Fokus, sondern ermöglicht ein ungezwungenes Miteinander, das, wie Judith Pandli (FES) erklärt, soziale Kompetenzen stärke. Gemeinsam mit Britta Kramer (KRS) gestaltet sie den Unterricht der ersten Klasse. Es geht lebhaft zu, denn die Kinder sind sich der Anwesenheit der Eltern bewusst. „Gläserner Unterricht“ findet schließlich nicht alle Tage statt und scheint hier mehr den Status der Besonderheit zu haben, als die Verschiedenheit der Mitschüler.

Eine Etage tiefer vermittelt Hannah Schmiedle nicht behinderten Kindern Rechenunterricht. Nebenan sitzen „Igelkinder“ fröhlich beim gemeinsamen Frühstück. Auf dem Flur schieben Lehrkräfte Rollstühle mit Kindern, die nicht selbstständig gehen können. Die Stimmung im Haus wirkt fröhlich, vor allem, als die Pause angekündigt wird. Dann treffen sich die Eltern mit den Fachkräften für Inklusion zu einem Austausch.

Pantli erklärt das Konzept der Ganztageschule ohne Hausaufgaben. Dafür gibt es intensive Übungszeiten. Bis zu vier Lehrpersonen betreuen eine Klasse, um allen Kindern gerecht zu werden. Der Wochenplan sei nicht für alle gleich. Nach einer Eingangsdiagnostik werde ermittelt, welche Kinder auch selbstständig arbeiten könnten, wann gemeinsam gelernt werde und wie sich besondere Bedürfnisse integrieren lassen.

Ab der zweiten Klasse, so erklären Lehrer, werde das gemeinsame Lernen vor allem bei Mathematik schwierig. Feste, Ausflüge und „alles was das Leben schön macht“, werden allerdings die gesamte Grundschulzeit hindurch gemeinsam unternommen, ebenso wie der gemeinsame Morgenstart und manche Fächer wie Sachkundeunterricht.

In den höheren Klassen lernen „Igel“ und „Hasen“ dann meistens getrennt. Berührungsängste würden schnell abgebaut, Freundschaften entstehen ebenso wie die Motivation der Kinder, zu helfen. „Es ist eine tolle Erfahrung für beide Seiten“, erklärt Kramer.

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