Lörrach Tolle Schule voller Chancen

Gabriele Hauger
Rektor voller Tatendrang und Überzeugung: Martin Jegle Foto: Gabriele Hauger

Modern, zeitgemäß, großzügig: Viele Millionen wurden in die Albert-Schweitzer-Schule (ASG) investiert. Seit den Herbstferien steht die Schule unter neuer Leitung. Martin Jegle präsentiert sich im Gespräch als überzeugter Fan des Systems Gemeinschaftsschule. Warum das so ist.

„Wir sind eine super bunte Schule, ein Querschnitt durch die ganze Gesellschaft – von der Grundschule bis hin zur zehnten Klasse.“ Das Konzept Gemeinschaftsschule werde vor allem hierzulande viel zu oft in die Schmuddelecke gerückt, sagt der 40-jährige Rektor kopfschüttelnd. Und das ärgert den Pädagogen. „Wir sind die G 9-Alternative! Bei uns haben die Schüler mehr Zeit zum Lernen, weniger Druck, mehr Selbstwirksamkeit. Wir haben hier extrem engagierte Lehrer und tolle Bildungsbiografien.“

Durch das spezielle Schulsystem, bei dem auf verschiedenen Ebenen bis zum gymnasialen Niveau gelernt werden kann, könne viel individueller auf die Kinder eingegangen werden. „Wir sind DIE Alternative. Mein Ziel ist es, das auch in der Außenwirkung deutlich zu machen.“

Gemeinsames Lernen

Das neue Schulgebäude Foto: Gabriele Hauger

Besonders in Baden-Württemberg täten sich viele noch schwer mit dem Konzept Gemeinschaftsschule. Im Hamburg oder Berlin sei man da viel weiter. Er hofft, dass sich auch hier in Lörrach zunehmend die Erkenntnis durchsetze, dass das frühe Aussieben und der enorme Druck den Begabungen der Kinder nicht immer gerecht werde. Deutschland sei ein Land mit allen Schichten und Herkünften. Keiner könne sich dem entziehen. „Wir müssen diese Vielfalt sehen und das gemeinsame Arbeiten lernen.“ Von dem vermeintlichen Behütetsein in einer Akademikerblase hält Martin Jegle gar nichts. Im Gegenteil. Er sieht für alle Kinder enorme Vorteile im sozialen Miteinander. Jeder bringe etwas anderes mit, andere Erfahrungen, Kompetenzen, Kulturen.

Von Theater bis Sport

Lernen, sich treffen, quatschen auf dem Marktplatz Foto: Gabriele Hauger

Das Angebot, das die ASG als Ganztagsschule bietet, ist vielfältig, denn es bleibt mehr Zeit für Bereiche über die klassischen Fächer hinaus, die die Kinder in Modulen selbst wählen können. Da gibt es eine Schüler-Zeitung auf hohem Niveau, wie Jegle ausführt. Eine Garten AG, das Projekt Street-Kickers, Judo, Theater-Projekte mit Tempus fugit, Kooperationen mit dem Dreiländermuseum und der Musikschule, beispielsweise die Bläserklasse, was den Rektor als leidenschaftlichen Trompeter und Dirigenten besonders freut. Schüler können sich auch als Schulsanitäter im Erste-Hilfe-Kurs ausbilden lassen. Jeden Tag übernehmen sie rotierend den Dienst, Walkie Talkie inklusive, und stehen bereit, falls es zu helfen gilt.

All diese Angebote sorgen laut Jegle für viel mehr Bildungsgerechtigkeit, unterstützen die kulturelle Bildung, fördern das Miteinander, eröffnen den Kindern neue Perspektiven.

Tolles Kollegium

Stolz ist der Rektor auf sein Kollegium. „Auch hier ist die Vielfalt groß.“ Da sind Grundschullehrer ebenso vertreten wie der Gymnasiallehrer, der Latein studiert hat. „Jeder bringt hier seine Expertise ein.“ Durch das regelmäßige Coachen der Schüler würden diese durch das Schulleben begleitet. So könnten schneller Fehlentwicklungen oder Bedürfnisse entdeckt, Abhilfe geschaffen und gefördert werden. Wichtig sei auch die Schulsozialarbeit. „Es ist für die Kinder wichtig, eine Ansprechperson zu haben, an die sie sich vertrauensvoll ohne schulischen Druck wenden können. Wir wollen präventiv wirken und keine Brandherde löschen müssen.“

Apropos Brandherd: Der kürzliche Toilettenbrand an der Schule, der zur Evakuierung führte, aber glimpflich ablief, ist zwar noch nicht restlos aufgeklärt, entstammt aber vermutlich einer weit verbreitete TikTok-Challenge, wie Jegle augenrollend verrät.

Raumkonzept

Hervorheben möchte der Rektor das schöne neue Schulgebäude. Er ist glücklich darüber, dass die Stadt so großzügig investiert habe. „Das erzeugt auch eine Außenwirkung.“ Er lobt den Bau: viel Licht, wertige Materialien, ein durchdachtes Raumkonzept mit Lernateliers, Input-Räume und persönlichen Rückzugsbereichen, dazu ein neu gestalteter Außenbereich, der noch nicht ganz fertig ist, mit Grünfläche, Klettergerüst und Spielfeldern. Nicht zu vergessen die multifunktionale Mensa mit versenkbarem Boden.

Natürlich gibt es laut Jegle die ein oder andere Stellschraube, an der gedreht werden müsse. Dennoch ist er zuversichtlich, dass er seine Kernziele als Rektor umsetzen kann: die Digitalisierung vorantreiben, einen Beitrag zur Verbesserung der PISA-Studie leisten und seinen Schülern alle Chancen zu bieten.

Martin Jegle
Jahrgang 1983, ist in Lörrach geboren und in Inzlingen aufgewachsen, wo er heute mit seiner Familie lebt. Er studierte an der Uni Freiburg Musikwissenschaft, 2010 schloss er sein Lehramtsstudium ab und wirkte als Lehrer in Kirchzarten und Elzach sowie an der Gemeinschaftsschule in Wutöschingen. 2020 wechselte er an die Dinkelbergschule in Rheinfelden-Minseln, übernahm, in der Außenstelle Eichsel die Schulleitung. Jegle ist begeisterter Musiker (Trompete) und Dirigent von Blasorchestern.

ASG
Die ASG hat derzeit insgesamt etwa 610 Schüler verteilt auf acht Klassen in der Grundschule und 18 Klassen in der Gemeinschaftsschule die von 75 Lehrkräften unterrichtet werden. Die GMS kooperiert eng mit mehreren Bildungspartnern und bietet den Hauptschulabschluss, den mittleren Bildungsabschluss und Beschulung auf gymnasialem Niveau.

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