Von Bernhard Konrad
Lörrach Tradition und Achtsamkeit
Bernhard Konrad 10.01.2022 - 09:20 Uhr
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Narrengilde: Kommentar zum geplanten Fasnachtsvergnügen im Sommer
Was ist angemessen? Was ist verhältnismäßig? Diese Fragen begleiten unsere Gesellschaft durch die Pandemie. Sie stellen sich im Zusammenhang mit zahlreichen Einschränkungen ebenso wie mit der Organisation neuer Veranstaltungsformate: sei es für Konzerte, Sportereignisse, oder den derzeit diskutierten fasnächtlichen Reigen der Lörracher Narrengilde im Frühsommer.
Außergewöhnliche Zeiten brauchen außergewöhnliche Ideen: Dieser Vorschlag des Gildenvorstands verdient eine Chance.
Klar: Sobald Lörrachs Obergildenmeister und Ideenfüllhorn Jörg Roßkopf mal wieder ein großes Rad dreht, werden seine Pläne mancherorts mit Augenrollen begleitet. Roßkopf weiß das. Er geht keinem Konflikt aus dem Weg – im Gegenteil. Aber in seiner Neujahrsansprache näherte er sich dem „Confetti Sommer-Festival“ behutsam an, argumentierte differenziert und vermied jedes Anzeichen, die Cliquen über Gebühr zur Teilnahme drängen zu wollen. Gleichzeitig signalisierte er Standhaftigkeit gegenüber denjenigen, die grundsätzlich Schwierigkeiten mit der Bereitschaft zum Wandel haben, oder diesen schlichtweg ganz ablehnen. Der Ansatz einer fasnächtlichen Veranstaltungsreihe im Juni mag zwar bei manchen Traditionalisten ablehnende Reflexe auslösen – aber: In der Lörracher Narrengilde haben Offenheit und Pragmatismus Tradition.
Fasnacht ist gelebtes Brauchtum: Sie schafft Identifikation auf einer regionalen oder lokalen Ebene. Dass die arg eingedampfte Fasnacht 2022 im Sommer ergänzt werden soll, ist deshalb kein Zeichen von Missachtung der Tradition, sondern eine Geste der Achtsamkeit gegenüber den Menschen und dem, was sie vermissen und so dringend brauchen: Begegnung, Austausch, Miteinander. Und das ist der beste Beleg für eine lebendige Tradition der Fasnacht.
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