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Lörrach Traditionsbäckerei sucht Betreiber

Gabriele Hauger

Monica und Heiner Rexrodt setzen sich zum 1. Juli zur Ruhe. Fachkräftemangel ist großes Problem.

Lörrach - Ab 1. Juli ist für Monica und Heiner Rexrodt Schluss: Das Café Family in der Fußgängerzone schließt, ebenso wie die Filiale von Heiner’s Backparadies in Tumringen. Das Ehepaar sucht derzeit nach einem Nachfolger. Ob die Suche erfolgreich sein wird, ist noch ungewiss. Beide Filialen werden bis Ende Juni weiterlaufen.

Zwar klingt Monica Rexrodts Stimme am Telefon zunächst gewohnt fröhlich, dennoch merkt man rasch, wie schwer ihr dieser Schritt fällt. Seit 40 Jahren arbeitet sie gemeinsam mit ihrem Mann Heiner selbstständig, 30 Jahre davon in Lörrach, gemeinsam absolvierten sie ihre Ausbildung. „Das Café, die Arbeit, die Kunden und vor allem unsere Mitarbeiter sind mir sehr ans Herz gewachsen. Da fällt es schwer, aufzuhören.“

Altersgründe und Gesundheitsprobleme

Altersgründe sind das eine – „Mein Mann wird jetzt 66 und ist somit im Rentenalter“ – Gesundheitsprobleme ihrerseits das andere. Ein weiterer wesentlicher Grund für die Aufgabe des Tagescafés mit seinen 75 Innen- und 60 Außenplätzen sowie der Bäckerei ist aber der Fachkräftemangel: „Wir finden niemanden! Es gibt keinen, der das machen möchte“, meint die 60-Jährige ein wenig fassungslos. „Wir haben für die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern ein Vermögen ausgegeben.“
Inseriert hat das Ehepaar europaweit, sogar ausländische Arbeitsagenturen wurden kontaktiert. Indes: Es half nichts. Eigentlich nicht allzu verwunderlich: Derzeit suchen laut Rexrodt deutschlandweit 297 Bäckereien einen Nachfolger.

„Mein Mann kann das auf Dauer nicht allein stemmen“

Schon lange haben die Rexrodts mit Personalmangel zu kämpfen. Die Situation habe sich verschärft, nachdem vor vier Jahren der Produktionsleiter verstarb, und vor zwei Jahren der Konditormeister ausfiel. „Mein Mann kann das auf Dauer nicht allein stemmen“, war Monica Rexrodt schnell klar.
Immerhin haben sich auf die aktuelle Zeitungsanzeige mit dem Vermietungsangebot schon einige Interessenten gemeldet. Allerdings seien darunter auch völlig unrealistische Angebote gewesen. Bei zwei Bewerbern sieht sie derzeit gute Chancen. Allerdings komme es noch darauf an, ob der Hausbesitzer der Vermietung zustimme.

Einige Mitarbeiterinnen sind seit 30 Jahren dabei

Besonders traurig war für die beiden Rexrodts der Tag, an dem sie ihren Mitarbeitern kündigen mussten: „Das war tränenreich und macht uns am meisten zu schaffen.“ Insgesamt arbeiten rund 20 Angestellte vom Azubi bis zur Fachkraft, viele schon seit Jahren oder gar Jahrzehnten, in der Bäckerei. „Wir waren immer wie eine Familie. Die Mädels sind auch mit ihren Problemen zu mir gekommen. Einige Mitarbeiterinnen sind seit 30 Jahren dabei“, meint sie traurig. Zwar würden diese bestimmt alle einen neuen Job finden, dennoch wird ihr schwer ums Herz, wenn sie an den 1. Juli denkt.
Erst vor eineinhalb Jahren hatten die Rexrodts beide Filialen aufwendig saniert und neu gestaltet. „Da haben wir sehr viel investiert. Alles ist in einem Top-Zustand.“ Beide Läden tragen sich bestens. Ein guter Nachfolger hätte also sehr gute Geschäftschancen“, ist sie sich sicher.

Konzertveranstaltungen soll es weiter geben

Ein wenig Optimismus zeigt sie dann doch noch. Ihr Engagement als Konzertveranstalterin will sie weiterführen und sogar intensivieren, indem sie Studenten Auftrittsmöglichkeiten bietet. Und ein bisschen hofft sie auch, das jahrzehntelang vernachlässigte Privatleben nachholen zu können. „40 Jahre selbstständig, drei Kinder großgezogen – da bleibt das Privatleben auf der Strecke“, sagt Rexrodt. Für die Zukunft hofft sie auf gute Gesundheit und: „Dass wir das Leben jetzt noch ein bisschen genießen können.“

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