Lörrach Traumanetzwerk aus dem Nichts aufgebaut

Die Oberbadische
Einen Tag vor ihrem 80. Geburtstag wurde Anna Maria Janßen, die Gründerin des Traumanetzwerks, von Vitus Lempfert und Ute Schmitz verabschiedet. Foto: zVg

Soziales: Anna Maria Janßen leistete wertvolle Aufbauarbeit und wurde jetzt verabschiedet

Lörrach - Die psychologische Psychotherapeutin Anna Maria Janßen beendet ihre ehrenamtliche Mitarbeit beim Arbeitskreis Miteinander Lörrach (AKM) und dem von ihr mit ins Leben gerufene Traumanetzwerk für geflüchtete Menschen. Sie wurde kürzlich einen Tag vor ihrem 80. Geburtstag von Vitus Lempfert und Ute Schmitz verabschiedet.

Als im Jahr 2015 die „Flüchtlingskrise“ auf ihrem Höhepunkt war, entschied sich Anna Maria Janßen, ehrenamtlich in einem Helferkreis mitzuarbeiten. Beim ersten Informationstreffen mit dem AKM erlebte sie, wie aufwendig die Mitglieder eine einzige Therapiestunde eines Geflüchteten im Trauma-Therapiezentrum Refugium in Villingen-Schwenningen organisierten.

Es musste entweder jemand gefunden werden, der mit dem eigenen Auto die Hin- und Rückfahrt übernahm, oder jemand, der die Geflüchtete im Zug begleitete. In beiden Fällen war das eine Ganztagesunternehmung. Andere mussten für die Betreuung der Kinder zu Hause sorgen.

Janßen hatte sofort den Eindruck, dass hier das Verhältnis von Aufwand und Nutzen nicht stimmte. Wieso gab es keine Behandlung vor Ort? Im Gespräch sagt sie: „Ich habe gedacht, es gibt immer eine Möglichkeit zur Veränderung, da kann man ja was machen.“ Sie hatte als Gründerin und Leiterin einer Suchtklinik im Schwarzwald viele Erfahrungen gemacht, wie man neue Strukturen mit Erfolg einführen kann.

Für sich selbst sah sie eine neue, spannende Aufgabe, nachdem sie 2005 in den Ruhestand gegangen war. „Ich wollte wieder etwas aufbauen“, begründet sie ihr Engagement.

Schon beim nächsten Plenum des AKM erhielten die Mitglieder eine Einführung in das Thema Trauma und Behandlungsmöglichkeiten, beim nächsten Treffen referierte Janßen über ihre Idee und den Aufbau eines Traumanetzwerks.

Schnell sammelte sie eine Arbeitsgruppe aus Fachleuten und Ehrenamtlichen um sich, bezog Diakonie und Caritas mit ein und fand weitere Unterstützung in den Freundeskreisen Asyl Lörrach und Rheinfelden. Die große Frage der Anfangsfinanzierung wurde über Spendenaufrufe und die Förderung durch die „Aktion Mensch“ gelöst. Schon im Jahr 2016 konnte mit der Arbeit begonnen werden. Heute ist das Traumanetzwerk unter dem Schirm der Caritas verstetigt – die psychosoziale Betreuung und Organisation für Traumabehandlungen (TNW) bleibt also für die Geflüchteten weiterhin erhalten.

Wieviel Zeit, Arbeit und Nerven Anna Maria Janßen in dieses Projekt ehrenamtlich investiert hat, ist nur schwer vorstellbar. Ihr großes Engagement und die Zielstrebigkeit, gegen viele Bedenken und Unwägbarkeiten anzukämpfen, kann man nur bewundern. Jetzt, da das Traumanetzwerk fest installiert ist, kann sie sich daraus zurückziehen und sich mehr um sich selbst und ihre Gesundheit kümmern.

Die Mitglieder des Arbeitskreises Miteinander wünschen sich jedoch, dass der Kontakt zu Anna Maria Janßen nicht abreißt und dass man sie ab und zu beim Plenum begrüßen kann.

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