Lörrach Treffpunkt über Jahrhunderte

Nils Straßel

Serie „Der besondere Baum“: – Folge II: Lindenplatz in Obertüllingen

Lörrach  - Sie sind Kunstmotiv, Rückzugsort und fungieren als Symbol des Lebens in Mythologie und Religion: Bäume sind in unserer Kultur von fundamentaler Bedeutung. Um deren Pracht und Einzigartigkeit ins Blickfeld zu rücken, präsentiert unsere Zeitung in einer kleinen Serie besondere Bäume im Lörracher Stadtgebiet. In dieser Folge geht es um die Geschichte des Lindenplatzes in Obertüllingen.

Nicht zu verfehlen, oberhalb des Parkplatzes „Tüllinger Berg“ bilden zahlreiche in ovaler Form angeordnete Lindenbäume einen idyllischen Ort zum Verweilen und Ruhe finden. Weit entfernt vom Lärm der Städte im Tal, bietet der Lindenplatz eine beeindruckende Aussicht über Basel, Weil am Rhein und Lörrach zu beiden Seiten des Berges und wird auch deshalb häufig von Spaziergängern und Wanderern aufgesucht. „Die ältesten Linden sind über 125 Jahre alt. Das markiert wohl den Zeitpunkt, an dem der Platz gezielt so angelegt wurde, wie er heute aussieht“, erzählt der Tüllinger Historiker Hubert Bernnat im Gespräch mit unserer Zeitung.

Als Experte für Lörracher Stadtgeschichte hat er zum Thema Nachforschungen angestellt. Laut Bernnat wurde der Platz wahrscheinlich schon im Mittelalter als Ort für Besprechungen der Dorfältesten oder germanische Gerichtsverhandlungen, dem sogenannten „Thing“, genutzt: „Die Linde hatte damals eine mystische Bedeutung und wurde mit den Göttern in Verbindung gebracht. Das erkennt man auch daran, dass sie Teil vieler Volkslieder und Gedichte ist. Außerdem waren Lindenplätze häufig Veranstaltungsort für Feste.“ So schrieb bereits Martin Luther: „Denn unter der Linde pflegen wir zu trinken, tanzen, fröhlich sein, denn die Linde ist unser Friede- und Freudebaum.“

Auch wenn er heute nicht mehr zu Zwecken der Dorfpolitik aufgesucht wird, war der Lindenplatz in Obertüllingen also seit jeher immer eines: ein Treffpunkt. Vom jährlich nebenan lodernden Fasnachtsfeuer bis hin zum Sonntagsausflug zum Grillen bei romantischer Kulisse zieht er auch heute noch die Menschen an. Besonders deutlich wurde das beim Tüllinger Lindenfest, das bis vor zehn Jahren vom örtlichen Gesangsverein veranstaltet wurde. „Das war ein Höhepunkt der Region mit toller Stimmung und Atmosphäre“, erinnert sich Bernnat freudig zurück: „Der Kern des Festes und die Tanzfläche waren im Zentrum des Platzes zwischen all den wunderschönen Bäumen.“

Die Linden, die den Platz umgeben, bieten Schutz und strahlen durch ihren schönen Wuchs, die herzförmigen Blätter und den wunderbaren Duft ihrer Blüten Geborgenheit aus. Es ist so, als spiegelten sie die unzähligen Freudenstunden, die inmitten ihrer Zweige bereits erlebt wurden, in ihrem Erscheinungsbild wieder. Diese Schönheit waren über Jahrzehnte hinweg auch Motiv für Gemälde und Postkarten von Künstlern des Dreiländerecks, wie Markus Moehring, Leiter des Lörracher Dreiländermuseums, auf Anfrage erklärt.

Diese Linden wurden schon 1987 als Naturdenkmäler ausgezeichnet, dürfen darum nicht gefällt werden und genießen einen besonderen Schutzstatus, bestätigt Britta Staub-Abt, städtische Fachbereichsleiterin für Umwelt und Klimaschutz. Somit werden sie auch in folgenden Jahren ein wichtiges Ausflugsziel für die Menschen der Region bleiben.

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