Lörrach Über Umwege ans erhoffte Ziel

Die Oberbadische
Lisa Murlewski beginnt nach ihrer Einstiegsqualifizierung zum 1. September ihre Ausbildung im Friseursalon Andreas in Tumringen. Foto: zVg Foto: Die Oberbadische

Berufswelt: Einstiegsqualifizierung der Agentur für Arbeit / Beispiel: Zweifache Mutter beginnt Ausbildung

Lörrach - Nach einer einjährigen Einstiegsqualifizierung (EQ) beim Tumringer Traditionsfriseursalon Andreas beginnt die zweifache Mutter Lisa Murlewski ab September eine Ausbildung in ihrem Wunschberuf Friseurin.

„Ich wollte schon immer diesen Beruf erlernen. 2013 stand ich nach einem Praktikum beim Friseursalon Andreas schon mal kurz davor, eine Ausbildung zu beginnen“, erzählt Lisa Murlewski aus Weil am Rhein. Aber es kam alles anders. Die junge Frau wurde schwanger und bekam Zwillinge. Eine Ausbildung zu absolvieren, rückte zu diesem Zeitpunkt in weite Ferne. Nun stand erstmal die Familienphase im Fokus.

Ihren Traum hat die 24-Jährige aber nie aufgegeben und immer wieder Kontakt zu ihrem damaligen Praktikumsbetrieb aufgenommen.

Ingrid Philipp, die Seniorchefin des Lörracher Familienunternehmens in vierter Generation erinnert sich zurück: „Unser Eindruck von Lisa war von Anfang an positiv. Wir hatten das Praktikum in guter Erinnerung. Aber die Lebensumstände – alleinerziehend mit Zwillingen – waren auf den ersten Blick schwierig. Da muss man als Arbeitgeber abwägen, ob man sich ’diesen Schuh anziehen’ möchte. Für uns war klar, dass wir nicht sofort in eine Ausbildung mit ihr einsteigen können, sondern erstmal schauen, ob wir zusammenpassen und sich ihre private Situation mit unserem Arbeitsalltag vereinbaren lässt.“

Diese Erprobungszeit bekommen Arbeitgeber im Rahmen einer Einstiegsqualifizierung, welche über die Agentur für Arbeit gefördert wird. Hierbei handelt es sich laut einer Mitteilung der Agentur für Arbeit um eine Art Langzeitpraktikum, welches frühestens zum 1. Oktober eines Jahres beginnen kann. Sowohl Bewerber als auch Arbeitgeber können sich über einen Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten kennenlernen und sich ein genaues Bild voneinander machen.

Außerdem bezuschusst die Arbeitsagentur die Praktikumsvergütung bis zu einem Betrag in Höhe von 231 Euro zuzüglich einem pauschalierten Anteil zur Sozialversicherung. Im Bedarfsfall können auch ausbildungsbegleitende Hilfen gewährt werden, zum Beispiel in Form von Nachhilfeunterricht oder Prüfungsvorbereitung.

Für die Familie Philipp, die bereits in der Vergangenheit Erfahrungen mit EQ-Teilnehmerinnen sammelte, ist diese Förderung empfehlenswert: „Das Risiko war für uns als kleiner Betrieb durch die Förderung überschaubar, wir hatten gegenseitig genug Zeit, uns zu beschnuppern und die Rahmenbedingungen zu klären.“

Zwei von drei Menschen werden übernommen

Dazu gehörte auch der wichtigste Punkt: eine zuverlässige und flexible Kinderbetreuung für die Zwillinge zu organisieren. „Ohne die Unterstützung meiner Familie, die sich um die Betreuung meiner Kinder kümmert, wäre dass alles absolut unmöglich. Und auch der Salon Philipp kam mir bei der Gestaltung meiner Arbeitszeit entgegen, so dass ich problemlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren und meine Kinder ohne Hektik morgens versorgen kann,“ erzählt Murlewski.

In zwei von drei Fällen werden junge Menschen nach einer Einstiegsqualifizierung von ihrem Praktikumsbetrieb in Ausbildung übernommen, so die Agentur für Arbeit. Damit habe sich die Einstiegsqualifizierung in den vergangenen Jahren als erfolgreiches Instrument zur beruflichen Integration junger Menschen erwiesen.

Lisa Murlewski ist eine von ihnen. Ihre EQ endet am 31. August und geht nahtlos in ihre Ausbildung zur Friseurin über, worüber sich auch die Salonbetreiber freuen: „Manchmal muss man eben mutig sein und sich auch mal aufeinander einlassen. Wir sind sehr zufrieden mit Lisa, sie hat dieses Jahr optimal genutzt. Durch die EQ weiß sie auch genau, was sie in der Ausbildung und Berufsschule leisten muss, da erwarten uns keine Überraschungen mehr.“

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